Borza-Show zum Werks- und Stadtjubiläum

Insolvenzverwalter stellte im Reschitzaer Maschinenbauwerk den neuen Hidroelectrica-Generaldirektor vor

Das vergangene Wochenende stand in Reschitza ganz im Zeichen des 245. Gründungsjubiläums von Werk(en) und Stadt. Der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB), Erwin Josef Ţigla, hatte sich letztendlich bei den frischgewählten Führern von Stadt und Verwaltungskreis mit seiner Idee durchgesetzt – die er bei fast allen seinen öffentlichen Auftritten auch fürs breite Publikum wiederholte –, mit dieser Jubiläumsfeier eine mehrjährige Veranstaltungsreihe einzuleiten, die mit dem 250. Gründungsjubiläum von Werken und Stadt gipfeln soll.

Aber nicht alle Institutionen fügten sich seinen Planungen. Während beispielsweise die seit Jahren (genauer: seit 15 Jahren) am besten funktionierende Firma der Stadt, das in russischer Hand befindliche Stahlwerk TMK, durch seinen Generaldirektor, Dr. Ing. Romulus Ioan (ein Mensch mit einem stark entwickelten und öffentlich manifesten Geschichtsbewusstsein) reibungslos mit dem DFBB und mit dem Museum des Banater Montangebiets (MBM) zusammenarbeitete, sperrte sich das Maschinenbauwerk UCMR, seine Schwierigkeiten mit der seit Jahren gärenden Insolvenz vorschiebend, gegenüber einer effizienten Zusammenarbeit mit den anderen Organisatoren.

Ein Überraschungssymposium

Und dann gab es, öffentlich unangemeldet, am vergangenen Samstag im Museum des Maschinenbauwerks eine separate Überraschungsfeier: sämtliche PSD-Spitzen des Banater Berglands waren wie in einer Geheimaktion erschienen, ebenso der Star unter den Insolvenzverwaltern Rumäniens, Remus Borza – der kürzlich den Energiegiganten, den Staatskonzern Hidroelectrica aus der Insolvenz herausgeführt und, nach eigenen Aussagen, „zum profitabelsten Staatsbetrieb Rumäniens“ gemacht hatte – der gleich auch den (angeblich von ihm ausgewählten) neuen Generaldirektor von Hidroelectrica mitgebracht hatte, einen gewissen Ovidiu Agliceru. Doch im Weiteren lief es nicht ganz wie von Borza beabsichtigt: Als Agliceru vom UCMR-Direktor Cosmin Ursoniu zu einem Werksbesuch eingeladen wurde, lehnte dieser ab und verwies auf einen (nicht präzisierten) späteren Zeitpunkt, weil er „jetzt über zu wenig Zeit“ verfüge und sich zu einem „eingehenden Werksbesuch wirklich ausreichend Zeit“ nehmen möchte, weshalb sie das Vorhaben verschoben.

Ich, ich, ich...und lange nichts

Remus Borza hatte während der Stunde, als er am Samstag als Gast bei den exklusiven (weil mit handverlesenem Publikum und unter Ausschluss der Medien) Veranstaltungen von UCMR weilte, das Zepter des Zeremonienmeisters an sich gerissen. Die PSD-Größen des Banater Berglands, die Senatoren und Abgeordneten, der Kreisratspräses Hurduzeu und der Chef der PSD-Kreisorganisation, Mocioalcă, hatten zuzuhören. Und sich zu wundern. Remus Borza hielt eine lange Rede, die – wie eigentlich bei allen Rednern des Jubiläumswochenendes von Reschitza – von Ich-Bezügen nur so strotzte. Er habe den am vergangenen Freitagnachmittag (mit dem 1. Juli 2016) ernannten neuen Generaldirektor von Hidroelectrica mitgebracht, damit dieser das Werk kennenlernen soll, weil davon „99 Prozent des Umsatzes von Hidroelectrica abhängen“ und weil er, Borza, UCMR zum „strategischen Partner“ von Hidroelectrica gemacht habe.

Eine Watschn für PSD und UCMR

Borza provozierte den Hidroelectrica-Generaldirektor Agliceru immer wieder zu kurzen Aussagen, ohne ihm eigentlich je das Wort zu erteilen. So durfte Agliceru bestätigen, dass die „gute Zusammenarbeit mit UCMR weitergehen wird, wenn, sicherlich, im Reschitzaer Maschinenbauwerk der Reorganisationsplan eingehalten“ werde, also jener Plan, den der Insolvenzverwalter Borza für den einzig gangbaren Weg aus der Insolvenz hält, was Borza bei jeder Gelegenheit und auch ungefragt betont. Borza, der sehr gut informiert schien betreffs der Zusammensetzung des exklusiven Teilnehmerkreises im kleinen Werksmuseum, wandte sich ausdrücklich an den neuen Kreisratsvorsitzenden und Ex-Präfekten (sowie Ex-Staatssekretär unter PSD-Informationsminister Sorin Grindeanu), Silviu Hurduzeu, als einen, der „auch ein ehemaliger Angestellter von Hidroelectrica“ sei.

Und er schlug den anwesenden Reschitzaern zu diesem Jubiläumsanlass brutal ins Gesicht: „Leider glaube ich nicht, dass Sie, meine Herren, in diesem Werk auch noch ein 250. Gründungsjubiläum begehen werden, wenn Ihre Reorganisationsbestrebungen weiterhin so laufen werden sie bisher.“
Als diese Aussage an die Reschitzaer Öffentlichkeit drang, erinnerte man sich spontan, dass derselbe Insolvenzverwalter Remus Borza kaum eine Woche vorher die gesamte Leitung des Maschinenbauwerks UCMR öffentlich „jeder Menge Faulheit und Dummheit“ bezichtigt hatte, weil diese nicht im Stande sei, das Werk umzuorientieren und seine Produktion wieder so zu diversifizieren, wie sie einmal vor 1989 war.

Borzas Musterschüler Hidroelectrica

Hingegen brüstete sich Borza ausgiebig mit seinem Musterschüler Hidroelectrica (Borza hat den Energieganten in den vergangenen zehn Jahren schon zweimal aus der Insolvenz herausgeführt): „In den letzten vier Jahren der Insolvenz hat Hidroelectrica einen radikalen Restrukturierungs- und Optimierungsprozess durchgemacht“, sagte er. „Als Folge dieser Prozesse wurde Hidroelectrica zum profitabelsten Unternehmen Rumäniens, mit einem Reingewinn vor Steuern von 1,1 Milliarden Lei im letzten Jahr. Das ist 3,5 mal mehr als 2010, dem bisher besten Bilanzjahr von Hidroelectrica. Die Insolvenz von Hidroelectrica hat bewiesen, dass auch Staatsunternehmungen über Potenziale verfügen, dass auch sie Stabilität schaffen können, Vertrauen, Leistung und Reingewinn, wenn sie korrekt verwaltet werden.“

Borzas Prognose für Hidroelectrica spricht für 2016 von einem Reingewinnrekord von 1,3 Milliarden Lei, unter Umständen, wo der Füllstand der Stauseen jetzt bei 79 Prozent liegt, was einem Energiepotenzial von 2,5 TeraWattStunden (TWh) entspreche. „Das erlaubt uns, in diesem Sommer mehr und teurer zu exportieren“, soll Borza zuversichtlich behauptet haben. Zudem verfügte Hidroelectrica laut Borza am 31. Mai 2016 über eine Liquidität von 1,6 Milliarden Lei, die Monat um Monat um 100 Millionen Lei anwächst. Allein aus den Zinsen für seine Bankeinlagen habe Hidroelectrica in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 7,4 Millionen Lei eingenommen.