Bürgermeister trifft junge Temeswarer

Weitere Diskussionsrunden mit Studierenden und Fahrradfahrern angedacht

Nicolae Robu stellte in knapp 40 Minuten seine Projekte vor, die er während seiner ersten Amtszeit und seit 2016, in seinem zweiten Mandat, umgesetzt hat, sowie, was er im Jahr 2018 vorhat. Erst danach konnte die Diskussionsrunde mit den jungen Bürgern der Stadt beginnen.
Foto: die Verfasserin

Punkt 18 Uhr im Temeswarer Rathaus. Der Sitzungssaal des Kommunalrats Temeswar ist voll – ungefähr einhundert, vorwiegend junge Bürger füllen den Saal am vergangenen Mittwoch. Der Bürgermeister Nicolae Robu hat sie bereits Anfang des Jahres auf Facebook zu einer Diskussionsrunde ins Rathaus eingeladen und sie nehmen nun die Einladung wahr. Im Raum sitzen unter anderen auch einige Mitglieder der Jugendformation der Temeswarer Liberalenpartei (TNL), der Leiter der Lokalpolizei, Kommunalräte, der Citymanager und der Leiter des Studentenkulturhauses. Dabei sollen Pläne und Projekte und vor allem Themen zur Diskussion kommen, an denen jungen Leuten etwas liegt.

Doch bevor der Dialog zwischen den Teilnehmern und dem Bürgermeister beginnen kann, sollen die sogenannten „Ziele“ des Jahres 2018 vorgestellt werden. „Temeswar hat sich in den letzten Jahren, genauer gesagt, in den letzten fünfeinhalb Jahren, radikal verändert. In der Zwischenzeit wurden drei Unterführungen errichtet – Michelangelo, Jiul und Popa-Şapcă, wobei in den letzten 50 Jahren keine einzige solche gebaut wurde; wir haben die historische Innenstadt saniert; die Bega-Ufer neu eingerichtet, eine Vaporetto-Flotte erworben, mit der wir ab 2018 auf der Bega fahren können – wenn der politische Boykott meiner Verwaltung gegenüber nicht enden wird, werde ich die Europäische Kommission benachrichtigen. Solange ich Bürgermeister dieser Stadt bin, wird niemand Temeswar mit den Füßen treten!“ sagt Nicolae Robu voller Entschlossenheit in seiner Eröffnungsrede. Dann zählt der Bürgermeister weitere Projekte, die er während seiner ersten Amtszeit und seit 2016, in seinem zweiten Mandat, umgesetzt hat, auf: Straßen ausgebaut; Parks- und Grünanlagen saniert; Verkehrsmittel für den Nahverkehrsbetrieb erworben, darunter auch die generalüberholten Trams – nichts bleibt unerwähnt.

Dann folgen die anstehenden Ziele für das Jahr 2018. Anhand einer Power-Point-Präsentation stellt Nicolae Robu Punkt für Punkt die sogenannte „kurze Liste“ mit insgesamt 25 Zielen und Projekten vor. „Wir haben aber noch vieles vor. Die Zeit bleibt nicht stehen. Somit werden wir 2018 erneut Baustellen und umfangreiche Arbeiten in der Stadt haben. Sie werden aber unser Leben nicht so stark beeinflussen und stören, wie die vorherigen Baustellen. Die schweren Zeiten sind für uns, Temeswarer, vorbei!“ sagt Robu erneut, bevor er die Ziele für das begonnene Jahr aufzuzählen beginnt, darunter: Unterführungen in der Gegend des ehemaligen Solventul-Kombinats und am Europaratsplatz in der Nähe der Iulius-Mall; Bega-Überführungen und Brücken, Straßenausbau; die Sanierung des Opernplatzes sowie der Opernfassade und der Seitenwände zum Deutschen und Ungarischen Staatstheater; die Umwandlung der ehemaligen Dermatologieklinik in der Mărăşeşti-Straße in ein Kulturhaus; die Sanierung und Neueinrichtung zu unterschiedlichen Zwecken der rückerstatteten ehemaligen Kinohäuser von Temeswar; der Bau von neuen Schulgebäuden und Kitas; die Vollendung der Arbeiten am Kinderkrankenhaus und weitere Investitionen am städtischen Krankenhaus; die Machbarkeitsstudie für den Bau einer Mehrzweckhalle mit 16.000 Sitzplätzen, eines Stadions für die Rugbymannschaft und je eines Sportsaals in den Stadtvierteln an der Lippaer und Busiascher Straße; die Einrichtung zusätzlicher Fahrradwege sowie der Ankauf von Fahrrädern für den Ausbau des VeloTM-Verleihsystems bis zu den benachbarten Ortschaften von Temeswar. Dabei lässt Nicolae Robu den sogenannten „singenden Brunnen“ (rumänisch: „fântâna cântătoare“) nicht außer Acht. „Das ist meine persönliche Ambition. Ich kann euch alle versichern, er wird entstehen. Wo genau und wie, das weiß ich nicht; aber bis zum Schluss meiner Amtszeit wird Temeswar bestimmt eine solche Touristenattraktion haben“, sagt Robu.

Die Teilnehmer hören während all dieser Zeit aufmerksam zu. Einige machen Notizen, schreiben Ideen und Fragen auf und können es kaum erwarten, dass der Bürgermeister mal endlich seine Präsentation beendet und die Diskussion eröffnet wird. Letztendlich geschieht das nach knapp 40 Minuten. Doch bevor der Dialog beginnen kann, sollen sich die Teilnehmer auf eine Liste eintragen und der Reihe nach vor dem Mikrofon zu Wort kommen und ihre Fragen stellen.

Etwas zurückhaltend am Anfang, aber immer mutiger danach, kommen sie ans Mikro und erzählen von ihren Anliegen: Die Einführung eines Bürgerhaushaltes, durch den sich die Stadtbürger direkt an kommunalen Vorhaben beteiligen können, Parkplätze in den jeweiligen Stadtvierteln; der Ausbau der Stan-Vidrighin-Straße auf mehrere Fahrspuren pro Fahrrichtung; mehrere Fahrradwege und eine interessantere Einrichtung der Grünflächen in der Stadt; kostenlose Bauflächen für junge Ehepaare; die Situation des Mincu-Lyzeums, das aufgelöst werden soll, und der Bau eines neuen Schulcampus für die deutsche Nikolaus-Lenau-Schule – dies sind bloß einige der Themen der jungen Bürger, die zu Wort kommen. Auf jede Frage antwortet Robu entweder zum Thema oder auch etwas daneben, grob und oft zu lang, sodass einige der Teilnehmer die Geduld verlieren und den Saal verlassen. Eine Viertelstunde nach 20 Uhr erinnert sich Bürgermeister Robu, dass er um diese Uhrzeit bereits ein anderes Treffen habe und dass er leider los müsse. Die Diskussionsrunde dauert jedoch weiter bis gegen 20.30 Uhr – die Teilnehmer versuchen kurz und bündig, noch ihre Fragen zu stellen. Bevor er aber aus dem Raum stürmt, verspricht Nicolae Robu den jungen Bürgern, dass das Bürgermeisteramt demnächst eine Plattform für Online-Bemerkungen, Beschwerden und Vorschläge zur Verfügung stellen wird. Auch eine Smartphone-App mit demselben Ziel soll verfügbar sein und die Diskussionen könnten weitergeführt werden.

„Die jungen Temeswarer haben konkrete Probleme der Stadt hervorgehoben und ich habe meine gesamte Offenheit dafür gezeigt. Viele ihrer Anliegen waren mir schon bekannt, andere habe ich erst jetzt vernommen. Es ist immer gut zu wissen, was die Bürger denken und was sie sich wünschen. Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass meine Vermutungen, was die Anliegen der jungen Temeswarer angeht, schon stimmten. Ich werde gewiss noch weitere solche Treffen veranstalten“, sagte Nicolae Robu im Anschluss an das Treffen. Demnächst sollen, eigenen Angaben zufolge, je eine Begegnung mit den Temeswarer Studierenden und eine mit Temeswarer Fahrradfahrern stattfinden.