Bukarests bedeutendstes Wahrzeichen?

Alle wollen zum Parlamentspalast, dabei bietet die Stadt viel mehr

Symbolgrafik: sxc.hu

Als meine Mutter und die Eltern meines Freundes ankündigten, mich für knapp eine Woche in Bukarest zu besuchen, fing ich schon lange vorher an, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich alles mit ihnen unternehmen könnte. Seit drei Monaten wohne ich nun schon in der Stadt und kenne mittlerweile ein paar Ecken, die mir sehr gut gefallen.

Doch so richtige Sehenswürdigkeiten, die man als Tourist auf gar keinen Fall verpassen sollte, gibt es nur wenige. Zumindest wenn man einigen Reiseführern Glauben schenkt. So wird Bukarest in einem Südosteuropa-Führer lediglich als „Durchreise-Station“ abgestempelt, es gebe nicht viel zu sehen – also einen Tag bleiben und dann lieber weiter.

Nun musste ich meinen Besuch allerdings fünf Tage lang beschäftigen. Es gab auch ein paar Dinge, die sie auf jeden Fall sehen wollten, wie sie mir gleich mitteilten. Natürlich hatten sie sich über Bukarest informiert! So wollten meine Mutter und die Eltern meines Freundes unbedingt den Parlamentspalast von innen sehen.
In den Palast hinein kommt man nur mit einer geführten Gruppe. Ich hatte bereits an einer solchen Führung teilgenommen und fand sie, ehrlich gesagt, ziemlich schlecht. Daher war ich einerseits skeptisch, andererseits auch etwas neugierig, als wir uns für die große Tour, inklusive Besichtigung der Dachterrasse und des Kellers, anmeldeten. Würde die Führung besser sein als das letzte Mal?

Wie sich herausstellte, war sie es nicht. Wie schon bei meiner ersten Führung waren die einzigen Informationen, die die Touristen bekamen, woher welches Holz der Vertäfelungen stammt, wie schwer die Kristalllüster und wie groß die Brokatteppiche sind. Im Keller waren ein paar wenig informative Schaubilder über die einzelnen Bauabschnitte des Parlamentspalastes zu sehen. Zur Geschichte des Gebäudes und zu Ceauşescu – kaum ein Wort.

Auch meine Besucher waren nach unserer Tour etwas ernüchtert. Sie hätten sich erhofft, schon etwas mehr über Ceauşescu als Person und seine Regierungszeit zu erfahren, auch wenn der Palast sicher schon einiges über ihn aussage, so die Eltern meines Freundes. Dennoch fanden alle den Palast auch irgendwie beeindruckend. Vielleicht ist das der Grund, warum der Parlamentspalast als die größte Attraktion in Bukarest gilt – wegen seiner schieren Größe, die beeindruckt. Vielleicht auch wegen seiner geschichtlichen Hintergründe, selbst wenn man über diese in den Touren nur wenig oder nichts erfährt.

Dabei gibt es noch viel schönere Ecken und Gebäude in der rumänischen Hauptstadt: So spaziere ich am liebsten von der Piaţa Romană durch viele kleine Seitenstraßen in Richtung Universitätsplatz und weiter zur Pia]a Unirii. Dort findet man viele kleine Stadtvillen mit hübschen Verzierungen an den Fassaden – manche schon etwas heruntergekommen, andere noch sehr gut erhalten oder gerade saniert. Auch die Gegend um den Revolutionsplatz mit dem Athenäum und dem Kunstmuseum ist sehenswert, ganz zu schweigen von den vielen Parkanlagen in Bukarest, denen man, sofern das Wetter mitspielt, einen Besuch abstatten sollte.

Gerade diese Orte, in manchen Reiseführern nur am Rande erwähnten, hatten – davon bin ich überzeugt – einen großen Anteil daran, dass meine Besucher nun von Bukarest schwärmen. Die Stadt hat zwar wenige bekannte Sehenswürdigkeiten, doch das braucht sie auch gar nicht. Vielmehr wirkt sie erst auf den zweiten oder dritten Blick. Inwieweit der Parlamentspalast eine Rolle spielt, wenn meine Besucher nun Freunden und Verwandten von Bukarest erzählen, kann ich nicht genau sagen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er, trotz seiner Größe, eher eine kleine Rolle spielen wird.