Das größte deutsche Telekommunikationsunternehmen in Rumänien

ADZ-Gespräch mit Nikolai Beckers, Geschäftsführer von Telekom Rumänien

Nikolai Beckers ist seit April 2013 Geschäftsführer des von der Deutschen Telekom Gruppe kontrollierten Unternehmens Telekom Rumänien, in dem im letzten Jahr Romtelecom und Cosmote Rumänien operativ zusammengeführt und im September unter der gemeinsamen Marke „T“ auch im Markt völlig neu positioniert wurden. Nikolai Beckers begann seine Karriere nach dem Master of Business Administration an der Universität zu Köln im Jahre 1989 bei der Deutschen Bank. Danach arbeitete er für die Deutsche Telekom in einer Reihe leitender Führungspositionen, als Geschäftsführer der Deutschen Telekom Philippinen, Finanzvorstand bei T-Online Frankreich, Präsident und CEO der Deutschen Telekom Frankreich und CEO der Telekom in Mazedonien. Zuletzt war Nikolai Beckers CEO der Geschäftskundensparte T-Systems in Frankreich. Er verfügt über langjährige internationale Erfahrung in den Bereichen Telekommunikation, IT und Computer, Internet, TV und Social Media. Telekom Rumänien ist ein Telekommunikationsanbieter mit Mobiltelefonie, Festnetztelefonie und bietet Internetzugang und TV (via Satellit, Kabel, IPTV und Web-TV). Lydia Pahnke führte für die ADZ mit Nikolai Beckers ein Gespräch über die Einführung des T-Brands, die Entwicklung des Unternehmens und seine Zukunft auf dem rumänischen Telekommunikationsmarkt.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Unternehmens nach fast einem Jahr seit der Einführung des T-Brands?

Das Rebranding stellt einen wichtigen Einschnitt für das Unternehmen dar. Die neue Marke hat dem Unternehmen sehr gut getan. Die alten Brands waren ein wenig alt, angestaubt und unattraktiv. Das „T“ steht für deutsche Qualität, was bei den Menschen in Rumänien sehr gefragt ist. Selbstverständlich müssen wir auch beweisen, dass Telekom auch tatsächlich deutsche Qualität liefert. Die Einführung des T-Brands war so gesehen der richtige Schritt auf diesem Weg. Es hat dem Unternehmen sowohl nach innen als auch nach außen einen starken Schub gegeben, dieses Qualitätsversprechen umzusetzen.

Welche Ziele bzw. Herausforderungen stehen demnächst bzw. nächstes Jahr für das Unternehmen an?

Im Vorfeld müssen wir berücksichtigen, dass der rumänische Telekommunikationsmarkt durch zwei wichtige Komponenten, extreme Preiskonkurrenz und extreme Infrastrukturkonkurrenz gekennzeichnet ist. Das macht uns das Leben nicht leicht. Langfristig gesehen, erwarten wir eine Konsolidierung des Marktes. Ob dies kurzfristig geschieht, oder noch einige Jahre benötigt, ist aktuell noch nicht absehbar. Für uns als Telekom ist es sehr wichtig, gestärkt aus diesem Prozess hervorzugehen. Wir sind die Nummer eins auf dem Markt als integrierter Telekommunikationsanbieter mit Mobil- und Festnetzleistungstelefonie. Wir bieten unseren Kunden ein Komplettangebot aus einer Hand, das sogenannte MagentaEins. Auf der einen Seite haben wir für unsere Privatkunden und Familien attraktive Angebote rund um Festnetztelefonie, Breitband-Internet und Fernsehen mit nur einem Ansprechpartner, einer Rechnung und einer bevorzugten Betreuung. Dies nennt man „Konvergenz“, also das Zusammenführen von Festnetz- und Mobilfunkleistungen als integriertes Gesamtangebot. Diesen Trend werden wir weiter-hin in Rumänien besetzen. Unsere Ambition ist es, immer das beste, nicht aber das günstigste Konvergenzangebot im Markt zu präsentieren. Wir stehen für „value for money“ und nicht für den billigen Jakob. Mit dieser Strategie haben wir inzwischen gute Erfolge zu verzeichnen. Seit der Markteinführung von MagentaEins haben wir weit über 100.000 Kunden für dieses Angebot gewonnen. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch unsere Geschäftskunden mit attraktiven Konvergenzangeboten bedienen, nicht nur die Großkunden, sondern auch mittelständische Unternehmen. Insbesondere deutsche mittelständische Unternehmen in Rumänien wollen wir ansprechen, dies spezifisch auszugestalten ist eine unserer aktuellen Prioritäten.

Welche Investitionen werden von der Telekom in Rumänien vorgenommen? Lassen wir die „Marketing Investitionen“ beiseite.

In der Tat geht der weitaus größte Teil unserer Investitionen in die Netzinfrastruktur. Dies sind ca. 170 Millionen Euro pro Jahr. Das ist eine bedeutende Summe, aber es könnte noch mehr sein, um unseren deutschen Qualitätsanspruch zu gewährleisten. Da aller-dings, wie bereits erwähnt, der rumänische Infrastruktur-Wettbewerb extrem hoch ist, müssen wir sehr gezielt investieren, um die Rendite-Erwartungen unserer Shareholder zu erfüllen. Im Prinzip sind aber für die nächsten Jahre große Investitionen für Rumänien vorgesehen, insbeson-dere im Bereich des Glasfaserausbaus.

Laut Konzernstrategie der Deutschen Telekom soll europaweit die Umstellung auf IP-Technik bis 2018 erfolgt sein. Gilt das auch für Rumänien?

Prinzipiell gilt die Umstellung des Netzes auf die IP-Technik auch für Rumänien. Das Jahr 2018 ist sehr ambitioniert. In Abhängigkeit des Investitionsbudgets werden wir die Umstellung weiter vorantreiben. Der Umbau der Festnetz-Infrastruktur auf „All-IP“-Technologie ist allerdings mit hohem Aufwand verbunden, sodass wir die Netze nur im Rahmen eines mehrjährigen Prozesses von analog auf digital umstellen können. Unser Ziel ist es, auch Rumänien bis 2018 auf die All-IP Technologie umgestellt zu haben.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in dem Wirtschaftsstandort Rumänien im europäischen Vergleich?

Ich arbeite erst seit zwei Jahren in Rumänien und möchte zunächst über die positiven Aspekte des Wirtschaftsstandortes sprechen. Rumänien ist ein Land mit sehr viel Dynamik, und es ist ein großes Land. Es ist ein Land mit hervorragenden Opportunitäten und Chancen. Es handelt sich hier eher um einen emerging market, als um einen westeuropäischen Markt. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Qualität der Mitarbeiter gut, bei den Top-Experten sogar hervorragend. Ledig-lich in den unteren Einkommensklassen muss wesentlich mehr in die Ausbildung investiert werden. Im mittleren Management sind einerseits guter Wille und teils eine enorme Leistungsbereitschaft zu beobachten, andererseits sehe ich aber auch ein wenig Statik und den Mangel an Eigeninitiative.

Möglicherweise hängt dies auch mit der kommunistischen Historie des Landes zusammen. Die Rumänen sind sehr schnell, flexibel und machen sehr gute Arbeit, sofern sie entsprechend geführt werden. Insgesamt betrachtet, handelt es sich um einen hervorragenden Standort. In Sachen Steuern ist das Land ein lukrativer Standort im Vergleich zu westeuropäischen Ländern. Die Steuern sind niedrig, dennoch gibt es steuerrechtliche Regelungen des Gesetzgebers, die eine verlässliche Planung für Unternehmen erheblich erschweren. Ich meine hiermit Ad-hoc-Maßnahmen, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eingeführt werden. Wenn neue Steuern eingeführt werden sollen, benötigen Unternehmen entsprechend Vorlaufzeit, sich darauf einzustellen.

Welche Steuer meinen Sie?

Es gab vorher die Infrastruktur-Steuer, die auf das passive Equipment von Unternehmen erhoben wurde: die sogenannte „pole tax“, die z. B. auch unsere Telefonmasten betroffen hat, aber nicht nur Telekommunikationsunternehmen, sondern auch Energieunternehmen und landwirtschaftliche Unternehmen. Prinzipiell gesehen halte ich eine Infrastruktur-Steuer in einem Land, in dem Investitionen in die Infrastruktur sehr wichtig für die Entwicklung sind, für wenig zielführend, ja sogar kontraproduktiv. Die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent war insofern der richtige Schritt. Ich persönlich begrüße diese Senkung. Eine Mehrwertsteuer in Höhe von 24 Prozent war viel zu hoch für Rumänien, da sie massiv Schwarzarbeit und die Steuervermeidung fördert.
Darüber hinaus muss generell das Steuereintreiben verbessert werden. Das Problem liegt nicht darin, dass gesetzliche Regelungen zur Steuererhebung fehlen, sondern darin, dass die Erhebung nicht effektiv organisiert ist. Es wird viel zu viel umgangen, Steuern zu zahlen, das gilt auch für die Telekommunikationsbranche. Ich habe dies bereits mehrfach öffentlich bemängelt. Es ist merkwürdig, dass die Telekom bei der Infrastruktur-Steuer jährlich insgesamt 14 Millionen Euro Steuern zahlen muss und unser Hauptkonkurrent, der ein mindestens genauso, wenn nicht sogar größeres Netz betreibt, weniger zahlt.

Welches Unternehmen ist das, wenn ich Sie fragen darf?

Es handelt sich um RCS/RDS, unseren Hauptkonkurrent. Nochmal, es mangelt nicht an Gesetzen, sondern an der Exekution und der Überprüfung der existierenden Regelungen, wenn es darum geht, Steuern in Rumänien einzutreiben. Dies wird teilweise arbiträr gehandhabt, was nur schwer nachzuvollziehen ist. Grundsätzlich ist zu beobachten, dass relativ wenig Vertrauen untereinander vorhanden ist oder es gibt, wie es im Englischen heißt, kein law trust. Immer glaubt der eine, der andere würde übervorteilt. Dies wirkt sich negativ aus auf die Zusammenarbeit im Unternehmen und auch auf die Loyalität der Mitarbeiter. Das hängt vielleicht auch mit der Historie des Landes zusammen.

Wenn wir zurückkommen auf den rumänischen Arbeitsmarkt, gibt es da seitens der Telekom eine Bevorzugung von deutschsprachigen Absolventen, wenn es um Rekrutierung von Mitarbeitern geht?

Nein, es gibt keine Bevorzugung deutschsprachiger Absolventen. Mit dem „T“ sind wir zwar attraktiv geworden für deutschsprachige Absolventen in Rumänien. Weil wir ein internationales Unternehmen sind, ist ein exzellentes Englisch jedoch ein absolutes Muss. Deutsch ist daher nicht ausschlaggebend. Wenn jemand Deutsch kann, ist es hilfreich – ein Plus, aber nicht ein Muss. Einige rumänische Mitarbeiter haben wir innerhalb des Unternehmens inzwischen nach Deutschland entsendet. Sie fühlen sich in Deutschland sehr wohl, aber wir wollen sie auch irgendwann wieder zurückbekommen, damit sie ihre Erfahrungen hier vor Ort wertstiftend einbringen können. Im dualen Ausbildungssystem sind wir im Vergleich zu vielen mittelständischen deutschen Unternehmen bzw. Industrieunternehmen in Rumänien nicht vertreten, weil wir ein anderes Anforderungsprofil haben. Wir haben aber junge Mitarbeiter in unseren Shops, die eine technische oder kaufmännische Ausbildung besitzen, aber es passt nicht mit dem dualen Ausbildungssystem aus Deutschland zusammen. So etwas wäre langfristig gesehen interessant, um die Qualität der Mitarbeiter zu steigern.

Gibt es seitens der Telekom eine spezielle Ansprache oder Kundenangebote für deutsche oder deutschsprachige Geschäftskunden?

Nein, ein spezielles Angebot für deutschsprachige Geschäftskunden haben wir noch nicht. Aber wir werden daran arbeiten. Es hängt auch damit zusammen, dass vor einigen Jahren das Unternehmen aufgrund der Zugehörigkeit zur OTE-Gruppe eher als griechisches Unternehmen angesehen wurde. Damals gab es keinerlei Verbindung zur Deutschen Telekom, sodass die deutschen Unternehmen auch nicht zwangsläufig unsere Kunden sind.

Herr Beckers, Sie leben seit zwei Jahren in Rumänien, was gefällt Ihnen persönlich an diesem Land und welche Reisen haben Sie bereits unternommen?

Ich habe selbstverständlich die bekannten Schlösser in Bran, Sinaia oder die Burg in Rosenau und die Schwarzmeerküste um und mit Konstanza besichtigt. Die rumänische Landschaft gefällt mir sehr. Faszinierend finde ich die Karpaten. Leider ist es mir aus zeitlichen Gründen noch nicht gelungen, die Bukowina mit den berühmten Klöstern zu sehen. Solange das Wetter schön ist, würde ich sehr gerne bald die Transfogarascher Gebirgsstraße befahren.

Was gefällt Ihnen kulinarisch an Rumänien?

Ich bin sehr international eingestellt und das Angebot in Bukarest ist sehr groß in dieser Hinsicht. Lokales Essen mag ich gerne, aber nicht jeden Tag.

Herr Beckers, vielen Dank für das Gespräch.