Das seltsame Aussehen hilft ihnen beim Überleben: Seepferdchen

Kurzschnäuziges Seepferdchen

Tasmanisches Zwergseepferdchen

Langschnäuziges Seepferdchen

Zwei Dickbauchseepferdchen mit umschlungenen Schwänzen
Bilder: Wikimedia Commons, www.freeimages.com

Der lateinische Name der Seepferdchen „Hippocampus“ stammt aus der Mythologie und ist der Name eines Fabelwesens - halb Pferd, halb Fisch - auf dem der Meeresgott Poseidon ritt. 

Sie kommen nur im Meer vor, da sie Salzwasser zum Leben benötigen. Das Besondere an Seepferdchen ist ihr Äußeres. Seepferdchen gehören tatsächlich zu den Fischen, auch wenn sie überhaupt nicht so aussehen: Ihre Flossen sind fast ganz zurückgebildet, ihr seitlich zusammengedrückter Körper ist durch einen harten, gerippten Hautknochen-Panzer geschützt und sie besitzen ein röhrenförmiges Maul ohne Zähne. 

Ihr deutscher Name kommt von der Form ihres Kopfes, der wirklich an den eines Pferdes erinnert. Auch der geschwungene Hals gleicht dem der Pferde. Ungewöhnlich für einen Fisch ist auch ihre Körperhaltung: Sie schweben aufrecht im Wasser und schwimmen nicht waagerecht wie die anderen Fische. Nur mit der kleinen, fast ganz zurückgebildeten Rückenflosse können sie sich langsam vorwärts bewegen, zwei ebenfalls stark zurück gebildete Brustflossen dienen als Steuerruder. Auch ihre Schwanzflosse sieht nicht aus wie die anderer Fische, sondern ist in einen Greifschwanz verwandelt, mit dem sie sich an Pflanzen oder Korallen festhalten können.

Die Größe der Seepferdchen ist sehr unterschiedlich. Es gibt 30 bis 35 verschiedene Seepferdchen-Arten. Bei manchen sind sich die Forscher nicht sicher, ob es eigene Arten sind, da die Seepferdchen einer Art von Region zu Region unterschiedlich aussehen können. Im Mittelmeer leben das Kurzschnäuzige und das Langschnäuzige Seepferdchen, im Pazifik das Pazifik-Seepferdchen. Sehr nahe verwandt mit den Seepferdchen sind der Kleine und der Große Fetzenfisch. Beide Arten kommen nur in den kühleren Gewässern an der Südküste Australiens vor. Sie besitzen verschiedene lappenartige Körperfortsätze, so dass sie einem Stück Tang gleichen und zwischen den Algen und in den Seegraswiesen perfekt getarnt sind.

Das kleinste wurde erst vor kurzem entdeckt: Es ist das nur 1,5 Zentimeter lange Tasmanische Seepferdchen. Ebenfalls zu den kleinen Arten zählt das zwei Zentimeter lange Zwergseepferdchen. Der größte Vertreter ist das Dickbäuchige Seepferchen, das 25 Zentimeter misst sowie das Pazifische Seepferdchen mit 20 Zentimetern Länge. Die in Europa lebenden Arten liegen in der Mitte: das Kurzschnauzige Seepferdchen wird sieben bis 13 Zentimeter groß, das Langschnauzige 8,5 bis 18 Zentimeter.                    
                                                                                            
Die Färbung der Seepferdchen kann sehr verschieden sein: von Gelb über Orange und Purpur bis zu Braun, Schwarz und Weiß. Außerdem können sie gemustert sein. Sie haben auch die Fähigkeit, ihre Farbe zu ändern: Setzt man unterschiedlich gefärbte Tiere zusammen, passen sie sich in der Farbe aneinander sowie an die Umgebung an.

Seepferdchen leben in den warmen Meeren der Welt. Das Kurzschnäuzige und das Langschnäuzige Seepferdchen kommen im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im östlichen Atlantik vor. Ganz selten findet man sie sogar in der Nordsee. Seepferdchen fühlen sich in flachen, ruhigen Küstengewässern wohl. Manche Arten lieben die dichten Seegras-Wiesen, andere findet man auch an steinigen, felsigen Küsten oder zwischen Algen. Seepferdchen halten sich besonders gerne im Seegras auf, denn daran können sie sich mit ihrem Schwanz festhalten. Sie ernähren sich von kleinen Organismen, die sie blitzschnell durch das röhrenförmige Maul einsaugen. Ungewöhnlich ist bei den Seepferdchen auch, dass die Männchen schwanger sind und nicht die Weibchen. Das Männchen brütet in seiner Bruttasche bis zu 200 Eier aus.             

Nach etwa zehn bis zwölf Tagen zieht sich das Männchen ins Seegras zurück und bringt die kleinen Seepferdchen zur Welt. Die Kleinen sind von da an auf sich allein gestellt.
                                                                                      
Junge Seepferdchen werden vor allem in ihren ersten Lebenswochen von Raubfischen gefressen: Vermutlich überlebt nur eines von tausend Jungtieren.                                    
                                                                                                                                             
 Das seltsame Aussehen der Seepferdchen hilft ihnen beim Überleben: Kaum ein Raubfisch erkennt die merkwürdigen, oft zwischen Pflanzen schwebenden Tiere als Beutefisch. Auch der harte Hautknochenpanzer verdirbt den meisten Fischen den Appetit. Umgekehrt bemerken die Beutetiere der Seepferdchen oft zu spät, dass sie sich einem Fressfeind nähern.   

Der Rückgang ihrer Population liegt vor allem an der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume, der unterseeischen Seegraswälder, und der intensiven Befischung der Gewässer, wodurch sie häufig als Beifang in den Netzen landen.       Hinzu kommt vor allem in China und Südostasien der Glaube, dass zerstoßene Seepferdchen heilende Wirkung haben.          
                      
Seepferdchen leben paarweise und besetzen gemeinsam ein Revier. Die Tiere bleiben ein Leben lang zusammen, und wenn ein Partner stirbt, überlebt der andere meistens nicht mehr lange. Jeden Morgen findet ein Begrüßungsritual statt, dass dazu dient, die Bindung zwischen den beiden Partnern zu verstärken. Meist schwimmt das Weibchen zum Männchen und fordert es zum Tanz auf. Es greift mit dem Schwanz das Pflanzenteil, an dem sich das Männchen festhält, und beide drehen sie sich um den Pflanzenstängel. Zum Schluss fassen sie sich gegenseitig am Schwanz und schwimmen gemeinsam in ihrem Revier umher. Anschließend trennen sie sich, und jeder verbringt den Tag für sich mit der Nahrungssuche.                                                     
                                                    
Seepferdchen werden in Gefangenschaft höchstens vier Jahre alt. In der Natur können sie maximal sechs Jahre leben.
 


Hippo, das Seepferdchen

Alles begann im Meer von Ozeanien vor langer, langer Zeit, irgendwo zwischen der Küste Neu Guineas und Australiens.

Hippo, ein kleines Seepferdchenweibchen langweilte sich furchtbar, sie und ihre Freundin Seenadel Susi trieben vor der Australischen Küste. „Alles was ich tue langweilt mich. Ich schwimme nur von Koralle zu Koralle. Ach wäre das schön, mal etwas anders zu sehen, als nur die Strände Australiens.“, sagte Hippo unzufrieden zu der Seenadel Susi. „Dann lass uns doch ein Reise machen!“, schlug Seenadel Susi vor. Hippo überlegte kurz, dann schwammen sie los.  Sie schwammen Tage und Nächte und schließlich kamen sie vor der Küste neu Guineas an. „Hier gefällt es mir. Ich bleibe.“, meinte Hippo fröhlich, ein paar Schwebgarnelen einsaugend. Seenadel Susi wog ihren Kopf hin und her und überlegte: „Also ich würde gerne noch weiter, denn früher kam ich mal aus den Meeren Chinas.“

„Dann schwimm du weiter und wenn wir uns mal wieder sehen, erzählst du mir wie es in den chinesischen Meeren so ist, vielleicht komme ich dich ja auch mal besuchen!“ Da stimmte Seenadel Susi zu und machte sich auf den Weg nach China.

Hippo genoss das Leben vor der Küste Neu Guineas. Sie lernte ein nettes Seepferdchenmännchen, namens Campus kennen, das sie sogleich heiratete. Campus und Hippo bekamen einen Haufen Kinder, den natürlich Campus ausbrütete, weil das bei den Seepferdchen eben so ist. Sie bekamen so viele kleine Kinder, dass ihnen fast die Namen ausgingen, als die kleinen freudig zur Wasseroberfläche schwammen. Campus und Hippo schworen sich ewige Treue und Hippo erzählte oft von ihrer Freundin Susi Seenadel, die jetzt irgendwo im Chinesischen Meer lebte.     
„Vielleicht können wir sie mal besuchen.“, schlug Campus vor. Hippo war hellauf begeistert, folglich schwammen sie mit Sack und Pack gleich los, eine riesige Kinderschar hinter ihnen her. Während der Reise wuchsen die Kinder zu großen Seepferdchen heran und überall blieben einige zurück, weil es ihnen so gut gefiel. Hippo und Campus aber schwammen unaufhaltsam Richtung China, wo Seenadel Susi sie bereits sehnlichst erwartete. Noch heute schwimmen Seenadel Susi, Hippo und Campus fröhlich um die Welt, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern.


Seepferdchen-Quiz

1. Wie viele Seepferdchenarten gibt es auf der Welt?
    a. 40 bis 50 Arten
    b. 90 bis 110 Arten
    c. Über 200 Arten

2. Wie schnell können Seepferdchen schwimmen?
    a. Maximal 1.5 km/h
    b. Maximal 4 km/h
    c. Bis zu 10 km/h

3. Das Seepferdchen hat einen geringelten Greifschwanz. Wozu dient dieser?
    a. Mit ihm verteidigt sich das Seepferdchen gegen Feinde.
    b. Mit Hilfe von ihm nimmt das Seepferdchen Nahrung zu sich.
    c. Mit ihm hält sich das Seepferdchen fest. So kann es nicht wegtreiben.

4. Wer bekommt bei den Seepferdchen die Babys?
    a. das Weibchen
    b. das Männchen
    c. Das Weibchen legt ihre Eier in einer Felshöhle ab. Dort werden die Jungen dann geboren.

5. Welche der folgenden Aussagen stimmt?
    a. Seepferdchen können sich um 180 Grad drehen und mit dem Kopf nach unten schwimmen.
    b. Seepferdchen werfen ihren Schwanz pro Jahr dreimal ab. Danach wächst ein neuer Greifschwanz nach.
    c. Seepferdchen können ihre Farbe ändern und sich somit an die Umgebung anpassen.

6. Welche coole Funktion haben die Augen von Seepferdchen?
    a. Seepferdchen sehen ihre Umgebung nur in schwarz-weiss. Ihre Augen können keine Farben erkennen.
    b. Sie können ihre Augenfarbe wechseln.
    c. Sie können ihre Augen unabhängig voneinander bewegen.