Den Politikern auf die Finger schauen

Internationale Parlamentsstipendien in Bukarest vergeben

Glückliches Ende eines Prüfungstages: Maria, Studentin der Kommunikationswissenschaft und Lavinia, Jura-Doktorandin, können nun erleichtert auf ihren Erfolg anstoßen. Nur wenige Stunden zuvor mussten sie sich am Donnerstag den Fragen einer Auswahlkommission stellen, um eines der begehrten Internationalen Parlamentsstipendien (IPS) zu ergattern. Vertreter der deutschen Botschaft in Bukarest, der Berliner Humboldt-Universität und des Deutschen Bundestages mussten aus zahlreichen Bewerbern die besten Kandidaten auswählen – keine leichte Aufgabe, so der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze (SPD) beim Empfang zu Ehren der neuen Stipendiaten: „Die Bewerberinnen haben es uns nicht leicht gemacht, und nächstes Jahr brauchen wir unbedingt einen weiteren Stipendienplatz!“ Die politische Beteiligung der kommenden Generationen sei überaus wichtig: „Es gibt niemals den perfekten Kandidaten, aber eine Beteiligung muss einfach sein.“

Das Parlamentsstipendium versucht, hier eine Brücke zu schlagen: Fraktionssitzungen, Ausschüsse, Debatten im Parlament – dies kennen die meisten Politikinteressierten und -engagierten wohl nur aus den Nachrichten. Aber wie ist es, die Arbeit eines Parlamentsabgeordneten hautnah mitzuerleben, und was passiert eigentlich hinter den Kulissen der Politik? Die drei ausgewählten Stipendiatinnen aus Rumänien wissen es bald besser. Der Deutsche Bundestag vergibt jedes Jahr zusammen mit der Freien Universität (FU), der Humboldt-Universität (HU) und der Technischen Universität Berlin (TU) etwa 120 Stipendien für Bewerber aus insge-samt 41 Ländern. Während des Praktikums begleiten sie jeweils einen Abgeordneten bei dessen Tätigkeiten und übernehmen selbst vielfältige Aufgaben – viele im Bundestag gehaltene Reden stammen somit eigentlich aus der Feder eines IPS-Stipendiaten. Viele Abgeordnete erklären sich bereit, einen Stipendiaten zu betreuen. Doch kann man den Alltag in einer persönlich bevorzugten Partei kennenlernen? „Unsere Wünsche können wir zumindest äußern – ansonsten müssen wir einfach hoffen, dass wir einen Abgeordneten der passenden Partei erwischen“, schmunzelt Maria.

Die Preisträger werden neben dem Alltag im Parlament auch mit dem akademischen Leben in Deutschland vertraut gemacht. Die alltäglichen Herausforderungen des rumänischen Universitätsalltags haben sie zwar für das hiesige Studentenleben fit gemacht – aber wie gestaltet man fast in Eigenregie das Studium oder die weitere Promotion, und wie ist das Verhältnis der Studierenden zu den Lehrkräften an einer deutschen Universität? Die Stipendiatinnen werden es bald erfahren, denn sie sind im Sommersemester 2017 als Studenten an der Berliner Humboldt-Universität Berlin eingeschrieben. „Wir sind schon gespannt, die kulturelle Vielfalt kennenzulernen.

Es gibt ja auch viele IPS-Stipendiaten, die aus Nicht-EU-Ländern kommen“, ist Lavinia erwartungsvoll. Zwar geht es erst Anfang März in die deutsche Hauptstadt, aber die beiden Stipendiatinnen sind jetzt schon enthusiastisch: „Auf jeden Fall wollen wir während unseres Aufenthaltes aktiv arbeiten und nicht einfach nur herumsitzen – diese Erfahrung wird für uns einmalig!“