Der Blutzeuge von Neu-Guinea

Wir Europäer sind stolz auf unsere Errungenschaften auf den Gebieten der Zivilisation und Kultur. Abschätzig blicken wir auf die primitiven Naturvölker hinab, die in einem zurückgebliebenen Entwicklungsstadium stehen, von dem sich bereits unsere Vorfahren vor vielen Jahrhunderten verabschiedet haben. Aber wem verdanken wir diese gewaltigen Fortschritte? Es ist die Botschaft Christi, die unsere Vorfahren als höhere geistige Kultur erkannt und angenommen haben. Sie formten ihr Leben nach diesen höchsten religiösen und sittlichen Werten. Die natürliche Frucht dieser Annahme der Christusbotschaft ist unsere vielfältige geistige Kultur. Ein Beispiel dieser geistig erhebenden Kraft ist der junge Blutzeuge Petrus To Rot aus Papua-Neuguinea.

Er wurde 1912 in dem Dorf Rakuni, das in der Ostprovinz der Insel Papua-Neuguinea liegt, geboren. Seine Eltern gehörten zu den allerersten Konvertiten, die auf dieser Insel vom Heidentum zum katholischen Glauben kamen. Sein Vater Angelus To Puia war der „große Häuptling“ des Dorfes. Er nahm seine Bekehrung zum Christentum sehr ernst und wurde von seinen Mitbürgern wegen seiner Charakterfestigkeit geehrt und geliebt. Seine sechs Kinder ließ er alle taufen und katholisch erziehen. Petrus war das dritte Kind. Zunächst besuchte er die Missionsschule von Rakunai. Von der Botschaft Christi war das unverdorbene Naturkind so begeistert, dass es sich vornahm, sein Leben ganz in den Dienst dieser Botschaft zu stellen. Deshalb ließ sich Petrus im benachbarten St. Paulus-Kolleg in Taliligab zum Katechisten ausbilden und erwarb das diesbezügliche Diplom. Nun half er eifrig dem Missionar zu Rakunai in der Seelsorge.

Mit 22 Jahren heiratete er die 16-jährige Paula la Varpit. Der Ehe entsprangen zwei Kinder, ein drittes wurde erst nach dem Märtyrertod des Vaters geboren. Besonders wichtig wurde seine pastorale Arbeit im Jahre 1942, als die Japaner die Insel besetzten. Sofort wurden alle Missionare in einem Konzentrationslager interniert.
Nun lastete die ganze Verantwortung der Seelsorge für die katholische Gemeinde auf den Schultern des jungen Laienkatecheten. Petrus To Rot organisierte Gebetsgottesdienste und unterrichtete Erwachsene und Kinder im Katechismus. Er besuchte die Kranken und brachte den Sterbenden die Wegzehrung. Da kein Priester zugegen sein konnte, assistierte er bei den Eheschließungen.

Aus unerklärlichen Gründen verbot die japanische Besatzungsmacht zu Beginn des Jahres 1945 jede religiöse Tätigkeit. Petrus To Rot ließ sich durch diese willkürlichen Maßnahmen nicht entmutigen. Er ging allerdings mit größerer Vorsicht seinen seelsorgerischen Aufgaben nach. Nun versuchten die Japaner auf der Insel die Polygaraie, also die Vielweiberei, zu legalisieren. Sinn und Zweck dieser Maßnahme war durchschaubar: Sie wollten den Einfluss des Christentums zurückdrängen.

Der junge Katechist konnte das Schweigen darüber mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Mutig protestierte er bei den Besatzern dagegen. Sie antworteten mit Gewalt und sperrten ihn für ein paar Tage ein. Damit glaubten sie, den unbequemen Protestler mundtot gemacht zu haben. Aber offenbar lebte in ihm der Geist des Täufers Johannes, denn er tat seinen Mund wieder auf. Die Besatzer antworteten mit roher Gewalt. Petrus To Rot wurde erneut verhaftet und zu drei Monaten Kerkerhaft verurteilt.

Er war schon sechs Wochen eingekerkert und sollte wieder in die Freiheit entlassen werden. Es war Juli 1945 und der Krieg war zu diesem Zeitpunkt für Japan bereits verloren. Aber in den Herzen der Besatzer glühte noch immer der Hass. In einer Julinacht ermordeten ihn zwei dem katholischen Glauben feindlich gesinnte Wachtsoldaten. So besiegelte Petrus To Rot sein Glaubensbekenntnis mit dem eigenen Blut. Als sein Tod im Dorf Rakunei bekannt wurde, war die Trauer der Bevölkerung groß und die Überzeugung einmütig: Petrus ist ein authentischer Märtyrer seines christlichen Glaubens.

Papst Johannes Paul II. besuchte 1995 Papua-Neuguinea und sprach am 17. Januar 1995 in Port Moresby den Glaubenshelden selig. Es hatte seit sieben Monaten nicht geregnet. Aber an jenem Tag öffneten sich die Schleusen des Himmels zum lang ersehnten Regen. Die Bevölkerung nannte den Papst sofort: „Piri-.Piri-Mann“ (Regenmacher).