Der Johannis-Effekt

Klaus Werner Johannis wurde im Jahr 2004 in Hermannstadt als Bürgermeister wiedergewählt. Die Rumänen – angeekelt von der Korruption und dem Nepotismus bis zum Jahre 2000 – wollten den aufrichtigen, arbeitsamen und intelligenten Deutschen, der nicht nur die Wirtschaft in der Stadt, sondern auch im ganzen Kreis, zusammen mit dem Kreisratspräsidenten Martin Bottesch, vorangetrieben hat. Aber das war nicht das Ende der Geschichte.

Es wurde in der deutschen Sprache ein neuer Ausdruck geprägt: Der Johannis-Effekt. Eine Anspielung auf seine Leidenschaft für die Physik. Der Enthusiasmus der Rumänen begann, sich auch in anderen Ortschaften zu verbreiten: Deutsche wurden in Mediasch, Freck und Heltau als Bürgermeister gewählt, da die Nachbarstädte sich wünschten, dass auch ihre Stadt eine solche Wende zum Besseren erlebt. Einen Deutschen braucht die Stadt, damit ihre Bürger wieder Vertrauen in ihre gewählten Behörden gewinnen. Mitglieder des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien wurden auch auf Gemeindeebene, bis weit in die Maramureş, im Norden des Landes, gewählt! Der Johannis-Effekt hat einen Teil des Landes ergriffen.
Es kamen ausländische Investoren, wurden von dieser Wende angezogen. Der Andrang war so groß, dass die Arbeitskräfte von 30 oder 40 Kilometer Entfernung gebracht werden mussten. Die Stadt, deren historische Ziegelwände und Fassaden im Zentrum bröckelten, ist jetzt in großen Teilen renoviert. Die wunderbaren Tore der Häuser, die alten Fenster wurden renoviert. Hermannstadt wurde im Jahre 2007 Europäische Kulturstadt und ist bis heute ein Kulturzentrum geblieben. Hermannstadt bekam als einzige Stadt in Rumänien drei Michelin-Sterne.

Der Johannis-Effekt bedeutete, dass die Deutschen nicht nur auf verwaltungs-, sondern auch auf politischer Ebene eine Hoffnung für Rumänien sind. Andrei Oişteanu hat vor Kurzem auf die im rumänischen kollektiven Bewusstsein existierenden positiven Charakteristika der Deutschen hingewiesen. Johannis hat sie aber in der ganzen Präsidentschaftskampagne auf eine andere Ebene gehoben. Johannis wurde für viele der rumänischen Wähler zur Hoffnung, die sie in 25 Jahren verloren hatten: Dass in diesem Land wieder Aufrichtigkeit und Korrektheit herrschen werden und dass es Wahrheit nicht nur in den Bibelgeschichten der Sonntagspredigten gibt. Mit der Wahl von Johannis zum Präsidenten Rumäniens erreichte der Johannis-Effekt eine andere Ebene, und zwar das höchste Niveau der Politik. Ehrliche Menschen aus allen Parteien im Parlament haben ihre Stimme gegen die Korruption und die Vetternwirtschaft der skrupellosen  Parteimachthaber erhoben; bis zur Wahl von Johannis und der vernichtenden Niederlage des Ministerpräsidenten Victor Ponta konnten sie nicht mitreden in der Partei. Der Johannis-Effekt hat das Gewissen vieler befreit. Sie wollen nicht mehr Lüge, Nepotismus, Korruption. Es ist nicht mehr ein Phänomen auf Gemeindeebene, sondern es breitet sich im ganzen Land auf allen Gebieten aus. Es wird eins mit den Menschen. Die Büchse der Pandora hält die Hoffnung nicht gefangen. Und das ist nur der Anfang.