Der Mann hinter dem Medienverein

Adrian Ardelean leitet das FunkForum seit zehn Jahren

Seit Jahren veranstaltet das FunkForum die Medientage: hier Adi Ardelean (links) mit der Chefredakteurin der deutschen Sendung von TVR Bukarest, Christel Ungar Ţopescu.

Das FunkForum veranstaltet Seminare und Fortbildungen für die Mitglieder. Oft wurden dafür Trainer von der Deutschen Welle eingeladen.

Jährlich werden Veranstaltungen zusammen mit Organisationen der deutschen Minderheit veranstaltatet. Das FunkForum will nicht nur die deutschsprachigen Medien fördern, sondern auch die deutsche Minderheit.
Fotos: Zoltán Pázmány

Der Medienverein FunkForum besteht inzwischen seit13 Jahren. Als Pilotprojekt im Bereich der deutschsprachigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Region wurde das Medienprojekt im Jahr 2001 gestartet. Zum dem Zeitpunkt durchliefen Rumänien und Ungarn, die Herkunftsländer der Gründungsmitglieder, noch Transformations- und Demokratisierungsprozesse und keiner der involvierten Staaten gehörte der Europäischen Union an. Adrian Ardelean war von Anfang an mit dabei, er zählt zu den Gründungsmitgliedern. Später wurde er Geschäftsführer des Vereins und ist es bis heute geblieben.

Er war dabei, als die Papiere unterzeichnet wurden und aus einem Medienprojekt ein Medienverein wurde. Vorsitzende war damals Ingrid Schiffer, die ehemalige Redaktionsleiterin der deutschen Sendung bei Radio Temeswar. Sie hatte zwei Mandate. „Das ist so in unserer Satzung festgehalten“, sagt Ardelean. „Eine Person kann nur zwei Amtszeiten als Vorsitzender fungieren.“

Als sich die Vereinsmitglieder 2006 in Italien zur Jahresversammlung trafen, kündigte Ingrid Schiffer daher ihren Rücktritt an. „Wir wollten deswegen zuerst die Satzung ändern“, erinnert sich Ardelean, „doch sie hat es abgelehnt.“ Die anderen Redakteure schlugen dann ihn vor. „Ich sagte zu, weil ich sowieso ein Büro mit Ingrid Schiffer teilte.“ Er half Schiffer mit den Abrechnungen und der Koordination, kannte deswegen die Aufgaben und Verantwortungen, die einem Vorsitzenden zufielen, und fühlte sich der Aufgabe gewachsen. „Am Anfang hat sie mich eingearbeitet. Im ersten Jahr hat sie mich sozusagen begleitet.“

Vier Jahre lang war Ardelean  Vorsitzender des Vereins. Seine erste Amtszeit lief bis 2008, danach wurde auch er von den Mitgliedern ein zweites Mal gewählt. 2010 kam wieder der Vorschlag, die Satzung zu ändern, um seine Wiederwahl zu ermöglichen. „Ich wollte auch nicht mehr nach zwei Amtszeiten“, bekennt er. „Wir wählten Christian Erdei, Redakteur der deutschen Sendung in Ungarn.

Weil  jedoch der Vereinssitz in Temeswar/Timişoara liegt, sich dort das Koordinationsbüro befindet und auch die Bankkonten des Vereins dort verwaltet werden, wurde beschlossen, die Stelle eines Geschäftsführers einzurichten. „Damit die Geschäftsstelle in Temeswar bleiben kann, unabhängig davon, woher der Vorsitzende stammt“, erklärt Ardelean, der als erster Geschäftsführer gewählt wurde.

Aufgaben, die früher der Vorsitzende alleine bewältigen musste, fielen nun dem Geschäftsführer zu. Der Vorsitzende vertritt weiterhin den Verein  und hatte die Aufgabe, die Zusammenarbeit anzuregen. Kostenpläne, Antragsstellungen, Abrechnungen fallen hingegen in die Verantwortung des Geschäftsführers. „Er  setzt um, was der Vorstand entscheidet“, erklärt Ardelean.

Mit der neuen Aufteilung funktionierte der Verein während der Amtszeit von Christian Erdei gut. Auch Erdei war vier Jahre lang Vorsitzender. Danach wurde die Vereinsstruktur ein zweites Mal geändert. „Wir haben heute keinen Vorsitzenden mehr“, erklärt Ardelean. „Dafür aber einen dreiköpfigen Vorstand, der sich die Aufgaben aufteilt. Diese drei Leute vertreten die drei wichtigen Regionen, für die wir zuständig sind: die Gebiete der Ungarndeutschen, die Gebiete der Banater Schwaben und die Gebiete der Siebenbürger Sachsen.“

Die Geschäftsstelle ist bis heute geblieben - und auch der Geschäftsführer. „Antragstellungen, Abrechnungen, das mache ich weiterhin“, erklärt der Journalist. „Aber ich möchte nicht unbedingt auch noch mit Projektideen kommen.“ Was das FunkForum inhaltlich macht, das entscheidet der Vorstand. „Ich bin die Person, die weiterhin die Anträge zu den Themen stellt, die der Vorstand vorschlägt, die Veranstaltungen durchführt und abrechnet.“

Erste Gehversuche...

Die Anfänge des Vereins beschreibt Ardelean als „Schnupperphase“. „Wir mussten uns gegenseitig erst kennenlernen. Wir waren irgendwie geschockt, zu erfahren, dass es auch andere Leute gibt, die dasselbe machen wie wir.“ Dann lernten er und seine Redaktionskollegen die Journalisten aus den Nachbarländern kennen, sowie die Redakteure der anderen deutschsprachigen Radiosendungen aus Rumänien - die Kollegen aus Bukarest, aus Neumarkt/Târgu Mureş sowie aus den anderen Regionen. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir dieselben Probleme haben“, sagt Ardelean. „Und dass wir diese Probleme bewältigen müssen.“

Die deutschsprachigen Redaktionen aus Rumänien und den Nachbarländern verfolgen die gleichen Ziele: Den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur, die über Jahrhunderte von der deutschen Minderheit gepflegt wurde. Darum sind auch die Inhalte der Sendungen ziemlich ähnlich. Durch Austausch von Radioproduktionen sowie gemeinsamen Treffen haben die Mitglieder des FunkForums bald festgestellt, dass die deutschen Minderheiten, über die sie berichten, auch ähnliche Probleme haben. „Und dass es vielleicht nicht schief wäre, auch mal ein bisschen über die Grenze zu gucken“, ergänzt Ardelean. „Fragen kamen dabei auf,  etwa: Haben die anderen ein ähnliches Problem schon gelöst? Oder wie können wir ihnen helfen, wenn wir eine Lösung zu einem Problem bereits gefunden haben und sie sich mit einem ähnlichen konfrontieren?“  Man suchte auch zu den anderen Medien Kontakt, zu den Kollegen aus Print und Fernsehen, die ebenfalls auf Deutsch berichten. Der Medienverein, der ursprünglich nur ein Rundfunkverein war, wuchs.

... und Hürden im Laufe der Zeit

Doch nach zehn Jahren Zusammenarbeit konnte man auch erkennen, dass die Mitglieder langsam müde wurden. Der anfängliche Enthusiasmus flaute ab. Die Redakteure sind älter,  die Arbeit ist mehr geworden. Zudem werden überall Stellen abgebaut - trotz wachsenden Arbeitspensums. „In Ungarn waren sechs Leute für die deutschsprachige Radio- und TV-Sendung zuständig, jetzt sind es nur noch zwei oder drei, die beides machen müssen.“ Bei Radio Temeswar schaut die Lage nicht besser aus: Es häufen sich immer mehr Aufgaben an, gleichzeitig wurden die Gelder für Mitarbeiter gestrichen. „Deswegen bleibt immer weniger Zeit für die Vereinsarbeit“, so Ardelean. „Wir wollten großartige Sachen machen“, meint er rückblickend. „Ich weiß nicht, inwiefern wir das geschafft haben - aber einiges haben wir geschafft!“

Wer sich im Verein einbringt, tut es zudem als Freiwilliger. „Das macht man, wenn man jung ist“, erklärt Ardelean. „Später hat man Kinder, man hat zu Hause viel zu tun. Für andere Dinge bleibt keine Zeit - und Vereinsarbeit gehört eben zum Kapitel ‚Anderes’.“

Viele vergleichen die Lage der deutschsprachigen Medien mit der Lage der deutschen Minderheiten in Mittel- und Südosteuropa: Die verbliebenen Mitglieder der Minderheiten sind alt. Es rückt kaum Jugend nach. Auch die deutschsprachigen Medien verlieren ihr Publikum und finden schwer Ersatz. Diese prekäre Entwicklung geht auch am Medienverein nicht vorbei, dessen Mitgliederzahl immer kleiner wird.

„Man sollte auch die Vereinsarbeit und unsere redaktionelle Arbeit nicht verwechseln“, sagt Adrian Ardelean. „Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Die meisten von uns sind festangestellte Redakteure. Das ist unser Job. Davon leben wir. FunkForum ist ein Hobby. Man lebt nicht davon.“

Ziel des Vereins war der Austausch von Radioproduktionen und Themen. Man versucht, die Arbeit der Mitglieder zu erleichtern, indem man eine Plattform zur Verfügung stellt, von der aus die Redakteure Zugriff auf Beiträge anderer Mitglieder haben. Diese können dann innerhalb ihrer Sendungen ausgestrahlt werden. Durch Zusammenarbeit, den Austausch von Beiträgen und Themen sollte jedem weniger Arbeit zufallen. Eine gute Idee, die aber niemals gänzlich aufgegangen ist. „Mit der Zeit nahmen sich die Mitglieder  immer weniger Zeit für die Zusammenarbeit. Es kommt immer weniger Material. Das meiste müssen wir selber machen“, erklärt Ardelean. 

Für den Geschäftsführer und ehemaligen Vorsitzenden hat sich in den fast zehn Jahren seiner Tätigkeit nichts Wesentliches geändert. „Während meines Mandats und dem Ingrid Schiffers war der Vorsitzende auch Geschäftsführer. Es gab diese Aufgabenteilung noch nicht. Der Vorsitzende musste alles machen.“  Adrian Ardelean hat sich von Anfang an sehr aktiv eingebracht und sich auch als einfaches Mitglied für den Verein verantwortlich gefühlt. Doch wie in jedem Verein gibt es aktivere und weniger aktive Mitglieder. Er zählt sich zu den ersteren. „Die Idee hat mir von Anfang an sehr gut gefallen.“ Er war damals jung, hatte Kraft und Enthusiasmus. „Es hat mir immer Spaß gemacht. Deswegen wurde ich auch zum Vorsitzenden gewählt,“ erklärt er.

Vom Hobby zum Beruf

Adrian Ardelean hat gleich nach der Wende seine Tätigkeit als Journalist begonnen. Er absolvierte die Nikolaus-Lenau-Schule und studierte in Arad. Während seiner Studienzeit jobbte er bei einem lokalen Fernsehsender, wo er eine eigene Studentensendung hatte. „Das hat Spaß gemacht, es war alles neu, es gab keine Einschränkungen und nur guten Willen“, erinnert er sich. „Was man machen wollte, konnte man auch umsetzen. Es gab zwar nicht die technischen Möglichkeiten von heute, dafür aber viel Freiheit.“ Schon während des Studiums bot man ihm einen Vertrag beim Fernsehen an und so ist er schließlich geblieben. 2003 wurde dann eine Stelle bei Radio Temeswar frei und er bewarb sich darauf. „Das FunkForum existierte schon, ich hatte einen Master im Bereich Medien. Ich bin ein Quereinsteiger im journalistischen Bereich, aber es hat immer Spaß gemacht. Ich bin ein Glückspilz, weil mein Hobby auch meine Arbeit ist!“

Trotz langjähriger Tätigkeit beim Fernsehen, hatte er eigentlich zuerst mit Radio angefangen. „Meine Schwester hat als Studentin am Schwarzen Meer beim Ferienfunk gearbeitet“, erklärt  er. „ Und ich konnte den Arbeitsprozess mitverfolgen.“ Heute arbeitet er sowohl fürs Radio als auch fürs Fernsehen. Seit zwei Jahren ist er Mitarbeiter der deutschen TV-Sendung in Bukarest. „Beide Dinge sind schön und es ist immer toll, weil man als Journalist beides machen kann.“