Der Narr, der Steine schleppt

Constantin Gruescu eröffnet Mineralienmuseum in Bokschan

Er glaubt an die heilende und gesundheitsfördernde Strahlkraft der Mineralien, vor allem der Quarze: Der 90-jährige Constantin Gruescu eröffnet im April 2014 in Bokschan das siebente Mineralienmuseum, das auf einer Schenkung von ihm fußt.

Bokschan hat im Frühjahr 2012 einen seiner großen Söhne durch eine ständige Sonderausstellung geehrt: „Spaţiu şi Lumină“ umfasst fast zwei Dutzend Edelstahlplastiken des Herder-Preisträgers der Österreichischen Akademie der Künste, Constantin Lucaci, der seit Jahrzehnten durch seine kinetischen Brunnen in verschiedenen Städten hervorgetreten ist. Nun soll 2014 ein Mineralienmuseum „Constantin Gruescu“ zu den kulturellen Attraktionen der Montanstadt dazukommen.
Fotos: Zoltán Pázmany

Der Besitzer der vollständigsten Sammlung von Mineralien aus dem Banater Bergland, der pensionierte Bergbautechniker Constantin Gruescu aus Eisenstein/Ocna de Fier bei Bokschan, eröffnet am 12. April 2014, zu seinem 91. Geburtstag, in Bokschan das siebente Mineralienmuseum Rumäniens, das mittels seiner Schenkungen entstanden ist.
Drei Sammlungen hat er an geografisch-geologische Fakultäten von Universitäten vermacht, mit der einzigen Auflage, dass diese in Constantin-Gruescu-Sälen den Studenten und dem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden, drei sind verschiedenen Ortschaften vermacht worden, die Mineralienmuseen eröffnet haben. Bokschan ist nun die vierte Ortschaft, die durch eine Schenkung des passionierten Sammlers, der zeitlebens beim Staat für den Bau eines Mineralienmuseums in Eisenstein (vergeblich) geworben hat, zu so einer Sammlung kommt. 120 Exponate hat Gruescu dem seit Juni 2012 amtierenden Bokschaner Bürgermeister Eugen Cismăneanţu versprochen, mit der Bemerkung, dass es „problemlos mehr sein können, wenn die Stadt die entsprechenden zusätzlichen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen kann“.

Bokschan liegt gerade mal zehn Autominuten nördlich von Eisenstein (Abfahrt von der DN58B an der Stelle, wo der „Bergmann“ von Tibor Bottlik den Beginn des Bergbaureviers markiert), im Bersau-/Bârzava-Tal, dem Tal jenes Flusses, der konventionell als Nordgrenze des Banater Erzgebirges gilt (dessen Südgrenze die Donau beim Eisernen Tor bildet). Bokschan war bereits zur Römerzeit ein Bergbauzentrum. Beim Cracul cu Aur/„Bergfuß mit Gold“ gibt es Spuren des römerzeitlichen Bergbaus, dessen Kontinuität über die Zeit des Königreichs Ungarn und zur Habsburgerzeit bis in die 1980er Jahre belegt ist. Hier, im Raum Eisenstein-Dognatschka, befanden sich die größten und ergiebigsten Buntmetallgruben des Habsburgerreichs, nachdem dieses Schlesien und das Erzgebirge im siebenjährigen Krieg an Preußen verloren hatte. Hier haben im 18. – 19. Jahrhundert die namhaftesten Geologen der im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konsekrierten Bergakademien – Schemnitz/Banska Stiavnica, Freiberg – geforscht und der Fachwelt neue Mineralien präsentiert oder den Ort und seine unterirdischen Schatzkammern in ihren Büchern („Geologische Reisen“) beschrieben.

Hier hat Constantin Gruescu, nach eigenen Aussagen, 1949 mit dem Sammeln von Mineralien begonnen. Und sich unter seinen Mitbürgern den Ruf des „Narren, der Steine schleppt“ erworben. Allerdings erzählt Gruescu gern, dass er seit seiner Kindheit – er stammt aus dem benachbarten Bergbauort Dognatschka/Dognecea – wie alle Kinder bei den Spielen, wo es ums Bezahlen ging, Granate und andere Mineralien, die auf den Abraumhalden zu finden waren, als Zahlungsmittel benutzt hat. „Unser ergiebigster Fundort waren die Halden rund um die damals noch stehende Kupferschmelze mitten in Dognatschka. Mineralien waren das ´Geld` unserer Kindheit.“
Ab den 1970er Jahren stellt er seine Sammlung in einem selbst finanzierten angebauten Saal seines Hauses an der Hauptstraße in Eisenstein der Öffentlichkeit zur Verfügung, was auch viele Studentengruppen anlockt, die Geologie studieren. Das Hauptgewicht seiner Sammlung stellen die Mineralien aus dem Banater Erzgebirge dar (mit Bokschan, Eisenstein, Dognatschka, Deutsch-Saska, Orawitza, Neumoldowa und das Almasch-/Almăj-Tal als Schwerpunkte). Seit 1990 hat er den Fokus seiner Sammlung auf die „Pseudometamorphosen des Eisens aus dem Banater Erzgebirge“ gelegt. Aber bei ihm kann man auch Schaustücke aus allen Weltteilen sehen, denn seit mehreren Jahrzehnten steht Gruescu in Korrespondenz- und Austauschbeziehungen mit Sammlern aus der ganzen Welt.

Bokschan richtet nun neben den Räumen, welche dem Bildhauer und Metallplastiker Constantin Lucaci gewidmet sind, im Zentrum von Deutsch-/Montan-Bokschan (Bocşa Montană) ein Mineralienmuseum „Constantin Gruescu“ ein, das mit Exponaten aus dessen Sammlung ausgestattet wird. Gruescu sieht damit seinen „Traum erfüllt“. Die Renovierungsarbeiten am künftigen Museum beginnen Ende September. Ende des Jahres sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, einschließlich aller Sicherheitseinrichtungen, sagt Bürgermeister Cismăneanţu. Für Anfang 2014 ist der Ankauf der Möbel geplant, ab März kommenden Jahres soll die Einrichtung beginnen. Für Eugen Cismăneanţu ist das Vorhaben wie ein Sieg: „Keinem Bürgermeister vor mir ist es bisher gelungen, Gruescu zu überzeugen, in Bokschan ein Mineralienmuseum auszustatten! Die Einweihung am 12. April 2014  soll auch sein und unser Geschenk zu seinem 91. Geburtstag werden.“ Im Constantin-Gruescu-Museum sollen, zusätzlich zu der Schenkung von 120 Exponaten, auch die anderen 100 Exponate ausgestellt werden, welche Gruescu bis zum heutigen Tag bei diversen Gelegenheiten der Stadt vermacht hat. Dazu Gruescu: „Meine Landsleute in Eisenstein nennen mich immer noch den ´Narren, der Steine schleppt`. Aber ich bin froh, dass es mir dadurch gelungen ist, etwas aufzubauen, was zwischendurch unmöglich schien: ein repräsentatives Mineralienmuseen für ganz Rumänien.“