Der Schatten des Onkels auf Neffe Liviu

Marin Badea Dragnea wurde am 30. Mai 1923 im teleormanischen Siliștea-Gumești geboren. Vier-Sterne-General i.R., Vorsitzender des Vereins der Kriegsveteranen Rumäniens („wir haben mit bloßer Brust den Kugeln getrotzt“ - 2018 zur Feier des Veteranentags im Zentralen Militär-Klub Bukarest). Angeblich der Onkel des PSD-Strippenziehers Liviu Dragnea.

Die Verwandtschaftsbeziehung zwischen dem Sohn eines Milizmanns aus Gratia/Teleorman und dem General und Popensohn aus dem „Moromeții“-Dorf wird mal bestätigt, mal vage bejaht (Liviu Dragnea: „Kann schon sein, dass wir verwandt sind, zwei Dragneas aus Teleorman…“), mal zurückgewiesen (Janus Liviu Dragnea: „Ist bloß eine Namensgleichheit, verwandt sind wir nicht!“).
Es gibt aber Indizien, dass zwischen den beiden Familienbande existieren könnten.

Verwandtschaftsbeziehungen, Seilschaften. Etwa wenn Marin B. Dragnea vom Parlamentspräsidenten in der Öffentlichkeit sehr familiär spricht („Hast du Ohren dafür, Parlamentspräsident?!“, fragte der drahtige 95-jährige Vier-Sterne-General, als er für die Einführung des Veteranentags – 29. April – plädierte). Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem politischen Aufstieg Liviu Dragneas ab 2001 (als er die PDL Traian Băsescus verließ und der PSD Ion Iliescus beitrat) und dem Vier-Augen-Gespräch zwischen M. B. Dragnea und I. Iliescu – beide mit Moskauverbindungen – anlässlich der 2000 erfolgten Verleihung des Nationalordens „Stern Rumäniens“? Wieso hat sich Liviu Dragnea trotz antieuropäischer Grundhaltung und der Tatsache, dass er voll rumänischem Nationalismus und Fremdenhass frönt, sich kaum je gegen Russland geäußert? Hat auch das möglicherweise mit einer Verwandtschaft mit dem älteren Dragnea zu tun?

Bei näherer Betrachtung der Karriere des Marin B. Dragnea gibt es ein paar Indizien, dass die Neigungen des ehrbaren Altgenerals die Sympathielimits für Russland überschreiten – mancher spricht wohl nicht zufällig von einem Spion für die Causa Großrusslands, was auch durch die beiden hohen russischen Auszeichnungen untermauert wird, deren Diplome Waldimir Putin proprio manu unterzeichnet hat.

Die Beziehungen des älteren Dragnea zur Sowjetunion/zu Russland wurden nie öffentlich aufgeklärt. Erst zog er in den Zweiten Weltkrieg und kämpfte gegen die Rote Armee. Dann kehrte er in der von Stalin initiierten „Tudor Vladimirescu“-Division unter Oberst Nicolae Cambrea (1899-1976, ein Onkel des nationalistischen Filmregisseurs Sergiu Nicolaescu …) zurück. Er legte eine steile Offizierskarriere hin: 1944 Unterleutnant; 1946 Leutnant; Major und Divisionskommandeur 1947-1951; Bukarester Militärakademie (Sieben-Monats-Kurs); Generalstabsakademie in Moskau (1952-1954, hier oder schon in sibirischer Kriegsgefangenschaft hätte ihn der sowjetische Geheimdienst angeheuert; zeitgleich studierte Ion Iliescu in Moskau; sie kannten sich); Oberst (1954); Kommandant des 38. Heereskorps und der Garnison Temeswar, aktiv bei der Niederschlagung der Herbstrevolte der Temeswarer Studenten 1956; mit 34 Generalmajor; Kommandeur diverser Armeekorps, zuletzt des Territorialen Militärkommandos Klausenburg (1970-73). 1973, so Militärkreise, flog seine Spionagetätigkeit für Moskau auf. Er wird aus den Heeresstrukturen mitten im sich konsolidierenden Nationalkommunismus Ceaușescus entfernt, doch (unter Druck Moskaus?) Präsident des Rumänischen Olympischen Komitees und Oberster Sportchef Rumäniens. Im Generalsrang Rentner.

Iliescu verleiht ihm 2000 und 2004 Stufen des „Sterns Rumäniens“, befördert ihn zum Vier-Sterne-General. Den Vorschlag von 2005, M. B. Dragnea Ehrenbürger Großwardeins zu machen, lehnt die Zivilgesellschaft ab: nicht einer, der 1956 den Temeswarer Studentenaufstand niederschlug.
Und Neffe Liviu Dragnea soll vom nicht ganz koscheren Vier-Sterne-General politikfähig gemacht worden sein, heißt es.