Der wahre König des Dschungels

Bärenstarker Auftritt von Harald Weisz im „Dschungelbuch“

Harald Weisz ist eines der jüngsten Mitglieder des DSTT-Ensembles.

Wenn Tiger Shere Khan nicht da ist, geht es im Dschungel lustig zu: Bär Baloo (Harald Weisz) und Affenkönig Louie (Dana Borteanu) tanzen zusammen, zum Genuss des Publikums.

Baloo hat versprochen, auf das Menschenkind aufzupassen. Ob ihm das auch gelingen wird? Die Antwort darauf finden Sie in der DSTT-Inszenierung „Das Dschungelbuch“.
Fotos: DSTT (2), Ovidiu Zimcea (1)

Wer kennt ihn nicht, den lustigen Dicken, der mit so viel Genuss Ameisen frisst und sich mit so viel Liebe um den Menschenjungen kümmert? Der sich – als Affe verkleidet – unter die Bande von King Louie mischt, um den Menschen zu befreien? Der alles mit Gemütlichkeit angeht? Sie haben es richtig erraten: Es ist der Bär Baloo, der in der jüngsten Musical-Aufführung des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) meisterhaft von Schauspieler Harald Weisz interpretiert wird.

Dass der 24-jährige DSTT-Schauspieler zur Rolle des Baloo kam, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken. Ursprünglich hatte Harald Weisz die Rolle des Affenkönigs Louie zugeteilt bekommen. Regisseur und Choreograf Răzvan Mazilu war weiterhin auf der Suche nach einem Baloo. „Man hat sogar über die Grenzen Rumäniens hinaus Auskunft gegeben, dass man noch nach einem Schauspieler sucht, aber Răzvan hat keiner von denen, die sich gemeldet haben, gefallen. Während einer Probe rief er mich aus dem Saal und fragte mich, ob ich denn die Rolle des Baloo übernehmen würde“, erzählt Harald Weisz. „Schau mich an, ich bin doch eine halbe Portion, ich kann doch keinen Baloo spielen“, entgegnete der junge Schauspieler lachend. Doch Regisseur Răzvan Mazilu hatte es ernst gemeint. „Es war für viele eine Überraschung, mich als Baloo zu sehen. Aber das Feedback war größtenteils positiv - dem Publikum hat mein Auftritt sehr gut gefallen“, fügt Harald Weisz hinzu.

Die Liebe zum  Theater überragte

Dass Răzvan Mazilu mit Harald Weisz als Baloo die richtige Entscheidung getroffen hat, das beweisen in erster Linie die Reaktionen der Menschen im Publikum: Mit Baloo lachen und klatschen die Leute im Saal – seine tollpatschige Art und Weise wird einem sofort sympathisch.  Harald Weisz´ Liebe zum Theater ist nicht von ungefähr. Wie bei vielen jungen Schauspielern des Deutschen Staatstheaters Temeswar hat auch in seinem Leben die Leiterin der deutschen Schülertheatergruppe NiL, Isolde Cobeţ, eine entscheidende Rolle gespielt. Durch Isolde Cobeţ kam der Absolvent der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule, Harald Weisz, zum Schauspiel und lernte es lieben. „Auf professioneller Bühne war das erste Stück, in dem ich auftrat, ´The Sound of Music´. Ich spielte die Rolle des Friedrich von Trapp“, erinnert sich Harald Weisz, der in der elften Klasse die Entscheidung fasste, weiterhin Theater zu studieren.

An der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar besuchte er die Deutsche Spezialabteilung mit den Schwerpunkten Mathematik und Informatik. „Das hat mir auch sehr gut gefallen. Ich überlegte schon, Architektur zu studieren, aber es kam nicht mehr dazu, weil meine Liebe zum Theater dann doch viel größer war und das Herz etwas anderes verlangt hat“, sagt Harald Weisz, Absolvent der Deutschen Schauspielabteilung an der West-Universität in Temeswar. „Ich habe schon immer gewusst, dass ich eine gewisse Neigung zum Spielen habe. In der elften Klasse beschloss ich, Theater zu studieren“, sagt Harald Weisz.

Seine Eltern waren ursprünglich nicht sehr glücklich mit seiner Entscheidung, Schauspielkunst zu studieren, gesteht er. „Meine Mutter sagte mir: ‘Ich weiß, dass das, finanziell gesehen, nicht unbedingt viel im Leben bringen wird. Aber wenn ich dich Theater spielen sehe, dann weiß ich, dass dort dein Platz ist´“, erzählt Harald Weisz. Heute sind seine Eltern, die gern ins Theater gehen, sehr stolz auf seine Berufswahl. Dennoch glaubt Harald Weisz: „Meine Eltern hoffen immer noch, dass ich eine weitere Hochschule absolvieren werde, um noch eine Ausbildung, einfach so ´zur Sicherheit´ zu haben“, sagt er. Der junge Mann plant, Bühnenbild zu studieren. „Diese Ausbildung hat etwas mit Architektur zu tun, aber sie bleibt immer noch in Verbindung mit der Theaterwelt“, sagt er lächelnd.

Emotionen als Energie

Der talentierte Schau-spieler Harald Weisz konnte bisher in mehreren Rollen gesehen werden, u.a. als Orest in der Aufführung „Elektra“. „Ich glaube, ein guter Schauspieler muss einigermaßen ruhig sein. Man muss Geduld aufbringen, um alles zu erfahren und sich nicht zu überholen. Ein Schauspieler muss dem Standpunkt ´Zen´ nahe sein. Egal, was kommt: Als Schau-spieler muss man irgendwie darauf reagieren können, ohne es abzuwenden“, sagt Harald Weisz. „Die Aufregung, die Emotionen sind eine Energie, die man sich – richtig eingesetzt – zunutze machen kann“. Harald Weisz glaubt, das Schauspielerleben von seinem Privatleben sehr gut trennen zu können. „Man fällt ab und zu auch im Privatleben in das schauspielerische Dasein rein. Man erinnert sich an Schlagwörter aus verschiedenen Stücken und man wiederholt sie. Wenn es, zum Beispiel, darauf ankommt, dass man jemandem mit ´Absolut!´ antworten kann, dann denke ich direkt an die Schlange Kaa aus dem ´Dschungelbuch´ und antworte mit ´Absssoluuut!`“, erzählt der junge Mann.

Eine Lieblingsrolle hat Harald Weisz nicht. Er fände in jeder Rolle irgend etwas, womit er spielen könnte, sagt er. „Es gibt beispielsweise Stücke, in denen ich nicht sehr viel zu tun habe, aber ich finde immer wieder etwas Lustiges“, sagt Harald Weisz. In seiner Freizeit widmet sich der Schauspieler gern dem Heimwerken oder der Gärtnerei. „Ich bastle gern. Dann bin ich aus dem Theaterleben raus und ich bin dann Harald, der kleine Handwerker“, scherzt er. „Das Dschungelbuch“, nach Rudyard Kipling, wird am 12. und 13. Juni, jeweils um 19.30 Uhr, im Saal des DSTT aufgeführt. Theaterkarten und –reservierungen sind unter www.deutsches theater.ro, www. bilet master.ro oder an der Theaterkasse in der Alba-Iulia-Straße Nr. 2 in Temeswar erhältlich.