Deutsch, bitte!

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„Einen Großen Max und eine Schachtel Hühner-Max-Goldkörnchen, dazu eine mittlere Tüte gesottene Äpfel, bitte!“ Nicht, dass ich jemals Schnellfutter bei diesem Max Donald Rasthof bestellen würde, nicht am Schalter und schon gar nicht im Fahr-Rein. Der Satz ist nur ein Versuch, im Alltag mal konsequent Deutsch zu sprechen. Ich übe für den Tag der deutschen Sprache! Klappt doch, oder? Echt kühl!

Dann geht’s gleich weiter im Rauschmittel-Selbstbedienungsfachgeschäft: einen Sprüher mit französischem Klowasser kaufen, Gesichtsaufmache, Farbstich „nackig“, eine Packung Stöpsel für Damen und ein Nachschabewasser für meinen Mann. Ach ja, und so ein Fleckmittel für meine – oops? Nee, hopps! – Was heißt nun gleich „Jeans“ auf gut Deutsch? Ich hab’s: Jean ist doch der Johann auf Französisch! Also: für meine Johann. Meine neue Blaujohann, Marke Mineralöltreibstoff (der Name wäre zwar Deutsch, aber die Firma sicher nicht), die ich gestern mit einem hässlichen Drauf-Schmeiß-Fleck verunstaltet habe. Na, Sie wissen schon, Paradeiser Drauf-Schmeiß aus der roten Tube, wo immer „Heinz“ drauf steht, obwohl der Kerl dann nie drin ist.

Huch, jetzt klingelt mein Händchen, wo ist es bloß? In der Gesäßtasche vom Johann! Meine Base Alice ist dran. Auch kein deutscher Name – ob sie es mir übel nimmt, wenn ich sie wenigstens heute Annelies nenne? „Hoch, Annelies! Hast du meine Strom-Post bekommen? Nein? Vielleicht ist sie im Wegschmeiß-Häuschen gelandet.“ Schon praktisch, dass es diesen Was-ist-Aufsetzer fürs Händchen gibt, wo man über das weltweite Gewebe kostenlos fernsprechen kann. Doch Annelies ist angestochen. Offenbar findet sie meine Deutschtümelei nicht so kühl...

Zuhause wartet mein Mann, der Schorschi, aufs Abendessen. Es gibt Käsegebläse aus dem Backofen und für ihn, der ja kein Pflanzenesser ist, ein kleines argentinisches Rindergesteck – und eine Flasche italienischen Vor-Trocken. Oder soll ich meinen Mann lieber Girgel nennen? Rumäne hin oder her, heute ist mein Deutsch-Tag, da muss er jetzt durch. Einmal im Jahr muss man doch seinen Sprachtag feiern dürfen. Obwohl, es ist ja nur eine Oberbefehlshaber-Probe. Der richtige Deutsch-Tag ist im September, steht zumindest in den Wikinger-Füßen. Der Girgel-Schorschi versteht das aber auch nicht so ganz, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als den Abend mit Oberflächengleiten am Schoß-Drauf zu verbringen. Wenigstens gibt’s auf Du-Rohr richtige kühle Steinmusik, so Alterchens von „Königin“, „den Schlägern“ und „Geröll“. Und auf Gesichtsbuch ein lustiger Beweger mit Streicheltier-Säuglingen! Da muss ich doch gleich Annelies ein Kettenglied davon schicken. Am besten mit Gefühlsikone dran, so ein gelbes Grinsi. Meine Stimmung bessert sich ein wenig, als ich vier „Mags“ auf meiner Gesichtsbuch-Heimat entdecke! Wau, wau!

Irgendwie schon anstrengend, so ein deutscher Sprachtag. Macht einsam, ist ehrlich gesagt richtig – druckig!
Mitternacht, endlich. Cool! Jetzt brauch ich noch ein Glas Prosecco. Cheers! F*** German.