Deutsche Ortsnamen: sinnvoll oder eher verwirrend?

Das Gratis-Magazin „Best of Brasov“ bei Nummer 5

Die Oktober-Ausgabe von „Best of Brasov“ ist nun die fünfte Ausgabe dieses Metropolitan-Magazins, das hauptsächlich in Hotels kostenlos vorliegt. Es füllt eine Lücke. Es berichtet dreisprachig (rumänisch, deutsch und englisch) über Sehenswertes in Kronstadt/Braşov, bietet Empfehlungen für Hotels, Restaurants, Geschäfte und Freizeitgestaltung, stellt Leute und Initiativen vor, mit denen sich Kronstadt brüsten kann. Alles reichlich ergänzt mit gutem Bildmaterial und der dazugehörenden Werbung. Touristen und Besucher, die in Kronstadt und Umgebung einen längeren oder kürzeren Aufenthalt planen, erhalten somit eine zusätzliche nützliche Informationsmöglichkeit sowie diverse Angebote, die sie vielleicht interessieren könnten. Zusätzlich zur drucktechnisch sehr guten farbigen Print-Ausgabe (Druck bei Transilvania Print SRL) gibt es die Möglichkeit, im Internet auszugsweise eine ausführlichere Variante anzuklicken (www.bestofbrasov.com oder facebook.com/bestofbrasov) – diese allerdings nur mit rumänischen Textbeiträgen.
Die von dem gebürtigen Österreicher, aber nun zum Wahlkronstädter gewordenen Bernhard Moestl als Editor und Cătălin B²dulescu als Chefredakteur geleitete 28 Seiten starke Publikation, die den Verband zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Kronstadt (APDT) und den Deutschen Wirtschaftsklub Kronstadt (DWK) als Partner hat, ist gut aufgenommen worden und erweckt, so APDT-Chef Christian Macedonschi, bei so manchen anderen rumänischen Städten sogar etwas Neid, weil sie sich sehr gut als regelmäßig aktualisierte „Visitenkarte“ einer Region eignet.

Ein Blick in die Oktober-Ausgabe

War in der September-Ausgabe das Kronstädter Oktoberfest einer der Schwerpunkte, so ist in der jüngsten Ausgabe ein Thema vorzufinden, das viele mit zunehmendem Interesse verfolgen. Es geht um die Kandidatur Kronstadts als europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2021. Bernhard Moestl erklärt, was dieser Titel beinhaltet und voraussetzt sowie welche Prozedur zu durchlaufen ist, bis man es geschafft hat, als Kulturhauptstadt anerkannt zu werden. Erwähnt wird der Einsatz von Forums-Stadtrat Christian Macedonschi in dieser Sache, der als „offizielle Unterstützer“ dieser Kandidatur Rockstar Peter Maffay sowie den Leiter des Instituts der Europaregionen, Prof. Dr. Franz Schaussberger, gewinnen konnte. „Also Daumen halten und Kronstadt unterstützen!“ endet dieser Beitrag, denn die nächste Chance zu einer solchen Kandidatur dürfte erst 2034 wieder aktuell sein. Etwas von dem, was Kronstadt eher historisch, baugeschichtlich oder volkskundlich vorweisen kann, sieht man auch in dieser Ausgabe. Es sind Fotos von den Straßen der Kronstädter Inneren Stadt oder von der wenig bekannten (aber dennoch nicht geheimen, wie es reißerisch präsentiert wird) ehemaligen alten Synagoge in der Burggasse. Es ist die über zwei Jahrhunderte alte Mühle in Ohaba, im Fogarascher Land, die etwas über das  einstige Leben auf dem Lande aussagt und die nun als Gästehaus umgestaltet wurde. Oder es ist Radeln – den bisher vergessenen und abgelegenen Ort (ohne Internet und Handy-Signal), den Peter Maffay, „ein Rockstar mit philanthropischer Berufung“, für seine Tabaluga-Stiftung entdeckt und revitalisiert hat. „Ein siebenbürgisches Märchen“ zum Vorzeigen, aber mit konkreten Auswirkungen: Zwei Zahnärzte aus Deutschland halfen da im Sommer kostenlos mit ihren Fachkenntnissen zwei Wochen lang aus.

Die Halloween-Zeit naht und damit ein Höhepunkt für Dracula und für die Törzburg, das Schloss, das er touristisch für sich vereinnahmen konnte. Das ist zwar eher ein Gruselmärchen, aber in dieser aus den USA angepassten Form „exklusiv in Transsilvanien“ zu erleben und wird dementsprechend in der Zeitschrift hochstilisiert. Kronstadt kann sich nicht nur mit einer vorbildlichen dualen Berufsschule brüsten, sondern auch mit einem gut ausgestatteten Schulungszentrum für Hotel-, Gastgewerbe und Hauswirtschaft, das beim Hotel „Kolping“ eingerichtet ist und das von Ingrid Arvay präsentiert wird. Bernhard Moestl stellt die wohl älteste Kronstädter Schule vor: die Honterusschule. „Dass sich die deutsche Sprache bis heute in Kronstadt so großer Verbreitung erfreut, verdankt sie zwei so unterschiedlichen Personen wie Johannes Honterus und Prof. Helmut Wagner.“ So beginnt der Artikel „Honterus-Deutsch“. Der Beitrag lobt die Verdienste von Schuldirektor Helmut Wagner, ersichtlich auch durch die fast 100-prozentige Bestehensquote beim Abitur, die guten Ergebnisse bei der Prüfung  fürs Deutsche Sprachdiplom. So betrachtet, hätte Honterus wirklich Grund zur Freude über die Entwicklungen bei seiner Schule. Aber, was viele Kronstädter Sachsen wissen, unter dem Begriff „Honterus-Deutsch“ wird inzwischen ein nicht zu empfehlendes deutsch-rumänisches Schul-Sprachgemisch der Honterianer bezeichnet.

„Wie weit dürfen wir gehen?“

Auf eine der wenigen kritischen Bemerkungen, die „Best of Brasov“ betreffen und die seinerzeit auch in der ADZ thematisiert wurde, geht Bernhard Moestl in seinem Oktober-Editorial ein. Es handelt sich um die parallele Verwendung neben den offiziellen rumänischen auch der deutschen Bezeichnungen für Ortschaften, Gebirge, Flüsse usw., eventuell auch für Straßen. Das kurze Editorial lautet wie folgt: „Als Österreicher war für mich einer der Gründe, ausgerechnet nach Brasov zu kommen die Tatsache, dass man hier noch immer Deutsch spricht. Nun möchte ich als Herausgeber einer Zeitschrift, die in drei Sprachen erscheint, diese Kultur natürlich am Leben erhalten. Aber oft diskutieren wir über die Frage, wie weit wir in diesem Zusammenhang gehen dürfen. Sollen wir Orts- und Straßennamen in deutschen Texten auch übersetzen oder verwirrt die Touristen so etwas nur? Was ist Ihre Meinung? Ich freue mich über Ihr Mail an redactia@bestof brasov.com !“

Zunächst einmal ist dazu zu sagen, dass es sich meist nicht um Übersetzungen, sondern um alte, von den deutschen Gemeinschaften geprägte Namen handelt. Verwirrend wäre es tatsächlich, wenn die deutsche Bezeichnung einführend nicht neben der rumänischen zu lesen ist. Denn keine neue Landkarte, kein Navigationssystem gibt deutsche, also inoffizielle Ortsbezeichnungen in Rumänien an. Sogar der Titel „Best of Brasov“ geht in Ordnung, da ja mancher mit „Best of Kronstadt“ (wenn ihn die nichtrumänische, englisch-deutsche Kombination nicht weiter stört) auch noch das Kronstadt bei Sankt Petersburg in Russland verbinden könnte! Aber wenn die deutsche Bezeichnung als Ergänzung gebracht wird, ist es eine zusätzliche Information, ein Hinweis auf eine, je nach Fall, geschichtliche oder noch existierende deutsche Präsenz. Inzwischen gibt es, zumindest im Kreis Kronstadt, mehrere Ortschaften, die an den Ortsein- und -ausfahrten zweisprachige, rumänisch-deutsche Ortsschilder führen. Die Bürgermeisterämter jener Gemeinden und Städte tun es freiwillig und sind wohl ein wenig stolz, auch einen zweiten deutschen Namen oder eine deutsche Schreibweise zu haben. Mit dem deutschen Namen wird niemand beleidigt oder gestört.

Die letzte Entscheidung in dieser Sache trifft natürlich der Herausgeber. Er will nun wissen, wie die Leser der Zeitschrift dazu stehen. Das sind Reisende, Unternehmer, die Deutsch sprechen und lesen und die wahrscheinlich erstmals diese Gegend kennenlernen. Ob es wirklich wichtig ist, deutsche Orts- oder Straßennamen in „Best of Brasov“ zu sehen, ist ihnen wohl nebensächlich. Das ist wahrscheinlich nicht unbedingt hilfreich, aber auch nicht verwirrend. Es handelt sich bei den deutschen Ortsbezeichnungen einfach um eine Gegebenheit, die der Leser zur Kenntnis nehmen kann oder ignoriert ...wenn der Herausgeber das nicht vorwegnimmt.