Deutschsprachige Historiografie als Beitrag zum europäischen Wissen über Ostmitteleuropa

Intensive Lesereise von Gerald Volkmer, Thomas Şindilariu und Bernhard Heigl in Bukarest beendet

Drei Tage, vier Städte, fünf Buchpräsentationen. So lässt sich die durch Rumänien unternommene Blitzreise des Geschichtswissenschaftlers Gerald Volkmer und der Archivare Thomas Şindilariu und Bernhard Heigl zusammenfassen. Die Tour wurde in der Hauptstadt beendet: Drei Bücher wurden im Bukarester Nationalarchiv dem Publikum vorgestellt. Im Rahmen der Veranstaltung haben Dr. Ioan Drăgan, Leiter des Nationalarchivs sowie Uwe Koch, Leiter des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Bukarest, gesprochen. Die Bücher wurden dem Publikum von Gerald Volkmer und Thomas Şindilariu vorgestellt. Anwesend war u. a. auch Gerhard Reiweger, Botschafter der Republik Österreich.

„Heute haben wir eine Präsentation über deutsche Geschichte in Rumänien. Ab dem 12. Jahrhundert und bis jetzt haben die Deutschen hierzulande bemerkenswerte Geschichte geschrieben, eine Geschichte, die ganze Archive mit zahlreichen Dokumenten und historischen Werken füllt“, begann der Leiter des Nationalarchivs, Dr. Ioan Drăgan, der anschließend die guten Beziehung zu deutschen Institutionen hervorhob, die an Osteuropa Interesse haben. „Es gibt eine deutschsprachige Historiografie, die sich auf Rumänien konzentriert, die einen besonderen Beitrag zu der Verbesserung des europäischen Wissens über unseren gemeinsamen Raum leistet“, setzte Drăgan fort.

Gerald Volkmer sprach über seine zweite Doktorarbeit, eine 648-seitige Monografie mit dem Titel „Siebenbürgen zwischen Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich. Völkerrechtliche Stellung und Völkerrechtspraxis eines ostmitteleuropäischen Fürstentums 1541-1699“, die in der Reihe Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa (Band 56) erschienen ist. Der 1974 in Kronstadt/Braşov geborene Wissenschaftler ist Experte in Rechtsgeschichte Ostmittel- und Südosteuropas. Sein Studium der Rechtswissenschaft, Mittleren und Neueren sowie Osteuropäischen Geschichte hat er an der Universität Mainz abgeschlossen, wo er zum Dr. phil. promovierte. Den Titel Dr. jur. hat er an der Universität Frankfurt am Main erworben. Er hat sich an renommierten Universitäten betätigt, darunter an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2013 ist er stellvertretender Direktor des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) an der Universität Oldenburg.

„Siebenbürgen war eher Objekt und nicht Subjekt im Rahmen der internationalen Beziehungen. Nur zwischen 1541 und 1699 galt es als Akteur auf dem internationalen Parkett. Das Ziel der Untersuchung ist es, den Status und die Praxis des Völkerrechts in Siebenbürgen im 16. und 17. Jahrhundert zu analysieren. Das hat mich schon als Schüler fasziniert“, sagte Volkmer. Da die Beziehungen Siebenbürgens mit dem Osmanischen Reich in den letzten 100 Jahren intensiv unter die Lupe genommen wurden, richtete der Wissenschaftler seine Aufmerksamkeit auf die Beziehungen mit den christlichen Ländern, besonders auf die Verträge mit den europäischen Mächten.

Thomas Şindilariu präsentierte anschließend den „Archivführer zur Geschichte der Deutschen in Kronstadt und dem Burzenland. Wegweiser durch die Bestände des Staatsarchivs Kronstadt und des Archivs der Honterusgemeinde unter besonderer Berücksichtigung der Handschriften“. Auch dieses Werk ist Teil der Reihe Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Band 58). „Messen wir das Buch so wie in modernen Zeiten üblich, also 714 Seiten, 1357 Gramm“, scherzte er am Anfang. Der Archivführer stellt die Bestände zweier Archive in Rumänien vor, die für die Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen von großer Bedeutung sind. „Dieses Buch ist das Endresultat einer Herausforderung“, erklärte Şindilariu die Entstehung des Buches, das im Großen und Ganzen aus zwei Teilen besteht.

Abgedeckt wird der Zeitraum von der Ansiedlung der Deutschen im 13. Jahrhundert bis zu ihrer mehrheitlichen Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland. Dieser Band stellt ein wesentliches Hilfsmittel für die Erforschung des politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens der Deutschen und ihrer Nachbarn im Südosten Siebenbürgens dar. Die kürzlich herausgekommene Faksimileausgabe der „Rudimenta Cosmographica. Grundzüge der Weltbeschreibung“ des Johannes Honterus samt Übertragungen ins Deutsche, Rumänische und Ungarische wurde als Letztes präsentiert. „Es ist weltweit das bekannteste und am meisten verbreitete Werk des Kronstädter Humanisten Johannes Honterus“, meinte Şindilariu.