Die Dilemmata der „jungen Generation“

Vortrag über rumänische Philosophen des 20. Jahrhunderts in Wien

Am 7. Februar fand am Wiener Institut für Österreichkunde im Rahmen der Vortragsreihe Ideengeschichte Rumäniens – Hauptakteure, Denkschulen, Wirkungen der Vortrag „Die Dilemmata der ‘jungen Generation’: Eliade, Vulcănescu, Noica“ von Univ.-Doz. DDr. Mădălina Diaconu unter großer Beteiligung interessierter Zuhörer statt.

Als Veranstalter dieses Abends zeichneten die Academia Română (Rumänische Akademie der Wissenschaften – Stiftung der Familie Menachem H. Elias) mit den Kooperationspartnern: Österreichisch-Rumänische Gesellschaft, Institut für Österreichkunde und das Rumänische Kulturinstitut Wien.

Mădălina Diaconu ist Dozentin am Institut für Philosophie und Lektorin am Institut für Romanistik (Rumänistik) der Universität Wien. Doktorate in Philosophie an der Universität Bukarest (1996) und Wien (1998). Habilitation für das Fach Philosophie an der Universität Wien (2005). Neun selbstständige Monographien, darunter „Bukarest – Wien. Eine kulturhistorische Touristik an Europas Rändern“ (gem. mit L. M. Vosicky; 2007), zwölf Herausgeberschaften, u. a. von Constantin Noica, „De dignitate Europae“ (2012), „Geisteswissenschaften im Dialog. Deutsch-Rumänisch/Rumänisch-Deutsch“ (hg. mit A. Corbea-Hoi{ie; 2016) und „Grenzen im Denken Europas. Mittel- und osteuropäische Ansichten“ (hg. mit B. Boteva-Richter, 2017).

In ihrem Vortrag beleuchtete die Referentin die sogenannte „junge Generation“ der rumänischen Philosophie mit ihren bedeutendsten Vertretern Mircea Eliade, Mircea Vulc²nescu und Constantin Noica, die in/mit den Veranstaltungen von „Criterion“ 1933/34 als das letzte freie Forum vor der politischen Radikalisierung Rumäniens einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der rumänischen Philosophie bewirkt hatten.

1932 gehörten zur Gründung der Criterion-Gruppe auch Persönlichkeiten wie Petru Comarnescu, Mircea Vulc²nescu, Mircea Eliade, Constantin Noica, Haig Acterian, H.H. Stahl, Ionel D. Gherea, Constantin Floru, Nicolae Bagdasar, Dan Botta, Mihail Sebastian, Vasile Voiculescu, Eugen Jebeleanu, Zaharia Stancu, Sandu Tudor, Emil Cioran, Eugen Ionescu, Paul Sterian,Margareta Sterian, Marcel Iancu, Victor Brauner, Flora Capsali, die zwischen 1932 und 1934 Symposien, Vorträge, Lesungen veranstalteten; zu ihren historischen „Idolen“: gehörten Lenin, Freud, Chaplin, Gide, Mussolini, Bergson, Proust, Gandhi, Valéry. Erörtert wurden Fragen der zeitgenössischen rumänischen Kultur sowie politische Fragen.

Vertreter dieser Generation erlangten in der Nachkriegszeit im Exil Weltruf, wie z. B. Mircea Eliade, während Mircea Vulcănescu in Rumänien der kommunistischen Repression zum Opfer fiel. Constantin Noica wiederum machte mit seiner Theorie des Widerstands durch Kultur in Rumänien Schule.

Erst nach 1989 wurden die Dilemmata dieser intellektuellen Vorbilder durch die Aufdeckung ihrer politischen Verstrickungen „in jungen Jahren“ von ihrer inneren Zerrissenheit zwischen Nationalsozialismus und einem kulturellen Humanismus, zwischen Kulturschaffen und Politik, Wissenschaft und Literatur, Experimentierlust und kollektivem Pflichtbewusstsein, Revolution durch eine Neubewertung der Tradition usw. deutlich.

Erfreulich, dass diesem Vortrag viele jugendliche Zuhörer beiwohnten.