Die Sissi-Villa soll Museum werden

Die Stadt Herkulesbad will die Immobilie fertigsanieren

Die Sissi-Villa in Herkulesbad

Eine der schönsten Kurbadanlagen Osteuropas, das Kaiserbad (zuletzt: Neptun-Bad), wurde vom durch Machenschaften zum Besitzer gewordenen Iosif Armaş seinem Schicksal überlassen, wahrscheinlich, um zu Geld gemacht zu werden. dabei ist es 2005 zum letzten Mal – oberflächlich – renoviert worden.
Foto: Werner Kremm

Es ist einer der wenigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert, die zwischen der Durchfahrtsstraße der Kurstadt und dem Cerna-Fluss liegen. Zur kommunistischen Zeit war hier die Stadtbibliothek untergebracht und ab und an fanden hier literarische Veranstaltungen statt. Damals schon waren die wertvollsten noch erhaltenen Inventarstücke abmontiert und „sicher verwahrt“. Nicht unwahrscheinlich, dass man für sie ein Schicksal befürchtete wie für das Rudolfshotel (Rudolfs-Hof, Hotel Traian), das den gegenüberliegenden Zentralpark (eigentlich: Kurpark) flankiert: dessen zu Beginn der 1980er Jahre noch weitgehend erhaltene Ausstattungen des „Kaiserzimmers“ waren Mitte der 1980er Jahre angeblich zur Ausstattung einer Ceauşescu-Villa konfisziert worden – und heute weiß niemand, wo sie damals gelandet sind...

Fakt ist: Die Villa, in der Kaiserin Elisabeth während ihrer Kuraufenthalte in Herkulesbad logierte, ist eines der wenigen historischen Immobilien, die eindeutig der Stadt gehören. Und Herkulesbad wollte in der Tat der Villa Sissi etwas Gutes antun: 2009 begannen Sanierungsarbeiten, die sich bis 2013 hinzogen. Nicht der Bauherr war an dieser langen Renovierungszeit schuld, sondern der Staat, denn das Projekt wurde mit Mitteln des Kulturministeriums finanziert – und die Gelder flossen tröpfchenweise, jedes Haushaltsjahr a bisserl. Und tröpfchenweise arbeitete auch die Firma, die mit der Sanierung beauftragt war. 2013 meldete die Firma aus Slatina, welche die Ausschreibung für sich entschieden hatte, Zahlungsunfähigkeit an und ging ein. Damit endete auch die mit Elan begonnene und nicht zu Ende geführte Sanierungsabsicht.

Bürgermeister Nicuşor Vasilescu (PDL, PSD), der dahinterstand, bekam dann seine Probleme mit der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA und verlor die Sanierung der Sissi-Villa aus dem Blick. Gegenwärtig laufen die Gerichtsverhandlungen in seinem Fall. Der im Juni 2016 gewählte junge Bürgermeister Cristian Miclău (PNL) hat sich einen geschichtsinteressierten Berater genommen. Dan Nasta will nun die Dinge so einfädeln, dass sowohl die Renovierung zu Ende geführt als auch die Villa möglichst in ihren ursprünglichen Zustand gebracht wird. Und dafür hat er Bürgermeister Miclău überzeugt, sich um eine EU-Finanzierung zu bewerben. „Zumindest hat die Stadt dann die Möglichkeit, sich selber den Bauausführer zu wählen – nicht wie beim vergangenen und unvollendeten Projekt, wo das Kulturministerium die Firma aus Slatina hergeschickt hatte“, heißt es in Herkulesbad.

Hingegen will die Stadt weiterhin mit dem Nationalen Institut des Kulturguts (INP) zusammenarbeiten, das auch 2009-2013 die Renovierungsarbeiten überwachte. Von dort ist bereits das Einverständnis eingeholt, dass die Stadt sich um EU-Finanzierung bemühen kann. Als Alternative für den Fall, dass keine EU-Gelder angezapft werden können, hat INP bereits signalisiert, sich wieder beim Kulturministerium stark zu machen für die Aktivierung jener Fonds, die 2013 storniert worden waren, als kein Bauausführer mehr vorhanden war.

Die letztgenannte Variante ist zwar ziemlich sicher realisierbar, aber stark restriktiv, weil dann nur die ursprüngliche Absicht der Generalsanierung zu Ende gebracht werden würde. Die jetzige Stadtleitung will jedoch mehr: Restaurierungen nach alten Fotos und die möglichst originalgetreue Wiedereinrichtung des Villa gehören zu ihren erklärten Absichten. Dazu wäre eine großzügigere EU-Finanzierung ideal.

„Wir besitzen noch die originale Turmuhr der Sissi-Villa, nahezu alle Spiegel aus böhmischem Kristall, sehr viel von den Original-Holztäfelungen und auch etwas von den Original-Möbeln. Wir möchten das Schlafzimmer der Kaiserin originalgetreu nachbauen lassen – davon gibt es viele alte Fotos – und wir wollen letztendlich ein Museum aus der Villa machen“, so Dan Nasta.

Man darf also davon ausgehen, dass zumindest die Absichten der Stadt bezüglich der Sissi-Villa insofern lauter sind, als man die 2013 aufgegebene Sache zu einem guten Ende bringen will. Dass der Rechtsstatus der Immobilie klar ist, das ist ein großer Vorteil. Ein Vorteil auch gegenüber vielen anderen historischen Bauten in Herkulesbad, die – als vor 1900 errichtet – unter Denkmalschutz stehen. Deren Status aber umstritten ist, vor allem, seit der seinerzeitige Tourismusminister Dan Matei Agathon (PSD) mit seinem Parteikumpel Iosif Armaş 2003 jenen ominösen Deal abschloss, der für viele alte Immobilien von Herkulesbad fatal war. Damals wurde dem zwielichtigen Geschäftsmann Armaş praktisch der gesamte alte Teil des Kurorts (aber nicht nur der, sondern auch die Turmhotels aus dem 1970er Jahren im neuen Teil des Kurorts) geschenkt, der sie prompt weiter verfallen ließ und verschleuderte (ADZ berichtete wiederholt).

Dazu Dan Nasta: „Die neuen Besitzer der Immobilien konnten oder wollten nichts tun mit diesen Immobilien, nichts, als sie zu Geld machen, und diese verfallen weiter. Das sind nun Dinge, die von der Justiz zu klären sind. Das Rathaus kann nicht eingreifen, weil auch seine Lage eine verzwickte ist: mal ist es der Besitzer des Grundstücks, auf dem eine historische Immobilie steht, in anderen Fällen der Immobilie, ohne das Grundstück, auf dem diese steht, und in solchen Fällen lässt uns das Gesetz nicht aktiv werden. Was wir tun können, haben wir gemacht: alle Immobilienbesitzer wurden schriftlich aufgefordert, dringend zumin-dest die Fassaden ihrer Besitztümer zu renovieren. Aber auch dieses Minimum haben sie nicht zu einem guten Ende geführt.“

Einzige Ausnahme ist gegenwärtig ein Bukarester, Neu-Besitzer des Rudolfs-Hofs (Hotel Traian), der hofft, im kommenden Jahr das renovierte und restaurierte Luxushotel neu einweihen zu können.