Die Tschakowaer Kula

Das Banat birgt Orte mit viel Tourismuspotenzial

Die Tschakowaer Kula wurde noch vor der Türkenzeit gebaut. Gleich nebenan befindet sich ein Freibad, das nicht in Betrieb ist.

Absolut sehenswert: Die Glasmalereien in der römisch-katholischen Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in Tschakowa.
Fotos: Zoltán Pázmány

Touristen, die sich für längere Zeit in Temeswar aufhalten, reisen gern auch in die Region. Dessen sind sich Reiseleiter immer bewusster. Doch welche interessanten Orte gibt es im Banat überhaupt? Vor allem an Geschichte Interessierte wissen nicht so richtig, wohin. In diesem Sinne wäre eine erkundenswerte Destination ganz sicher die Kleinstadt Tschakowa/Ciacova, etwa 28 Kilometer von der Hauptstadt des Banats entfernt. Aktuell wird die Ortschaft recht wenig gefördert, doch in ihr steckt viel Tourismuspotenzial, das nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden. Dies wurde vor Kurzem allen Beteiligten an dem Workshop „Chaak – die vergessene Burg“, den das Temescher Kulturamt anlässlich des Internationalen Denkmaltages veranstaltete, klar. Daran nahmen Reiseleiter und Stadtführer aus Temeswar teil. Dabei ging es darum, die archäologischen Funde auf dem Gebiet der Gemeinde Tschakowa vorzustellen und auf die touristischen Attraktionen, die es in der Gegend gibt, hinzuweisen.

Nach Tschakowa gelangt man am einfachsten mit dem Pkw oder Bus über die Europastraße E70. Von Jebel aus führt die Kreisstraße DJ693B nach Tschakowa – nach etwa zehn Kilometern ist das Städtchen schon erreicht. Das Markenzeichen der Stadt Tschakowa ist die „Kula“, wie sie von den Banatern bezeichnet wird, der Donjon (Hauptturm) der ehemaligen Burg von Tschakowa, die angeblich aus dem 14. Jahrhundert oder sogar von früher stammen soll. Zwar weisen die Schilder an der Einfahrt auf eine „türkische Kula“ hin, allerdings ist diese Bezeichnung nicht richtig. Die Kula hat vier Etagen und ist aus Backstein errichtet, mit einer Gesamthöhe von über 23 Metern und einem vier Meter tiefen Fundament. Ein ähnlicher Bau befindet sich in der serbischen Stadt Werschetz, in der Wojwodina. Die Kula soll aus dem Mittelalter stammen, gewiss von vor dem Jahr 1552, als das Banat von den Türken besetzt wurde.

Die Befestigung in Tschakowa erwähnen die geschichtlichen Dokumente bereits im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein sogenanntes „castrum Chaak“, eine Feudalburg also, die dem gleichnamigen ungarischen Adligen gehört hätte. Einigen Informationen zufolge soll der Turm Ende des 13. - Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein, zumal seine Struktur sowohl romanische, wie auch gotische Elemente aufweist. Das Aussehen eines feudalen Donjons, ähnlich wie jener aus Cheresig, neben Großwardein/Oradea, lässt schließen, dass der Turm irgendwann im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet worden ist. Zwar sind sich Historiker nicht einig, von wann genau die Kula stammen könnte, doch eines ist klar: Sie hatte gewiss auch eine Verteidigungsfunktion, was u. a. an ihrer strategischen Position erkennbar ist. Die Kula befindet sich nämlich in unmittelbarer Nähe der Toten Temesch, eines Armes des Temesch-Flusses.

Die Kula und der Burgplatz/Piața Cetății sollen demnächst saniert werden. Ein Team, gebildet aus mehreren Fachleuten, hat den Sanierungs- und Neugestaltungsplan der historischen Bauten wie auch des gesamten Areals um den Festungsturm ausgearbeitet. Über eine EU-Finanzierung von über einer Million Euro soll das Projekt zur Kula-Sanierung verfügen. Ein modernes Museum wird hier eingerichtet, die Kula wird aber auch über Veranstaltungsräume verfügen, sodass im Temeswarer Kulturhauptstadtjahr 2021 auch hier verschiedene Events stattfinden können.

In Tschakowa können Touristen mehrere Sehenswürdigkeiten entdecken, ließ der Archäologe Victor Bunoiu, Veranstalter des Treffens für Reisebetreuer in Tschakowa, wissen. Die serbisch-orthodoxe Kirche, 1768-1771 gebaut, das Geburtshaus des serbischen Schriftstellers und Übersetzers Dositej Obradovic, die römisch-katholische Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit und die Säule der Heiligen Maria vom Anfang des 19. Jahrhunderts sind nur einige davon. 2013 fanden die Archäologen die Überreste einer ehemaligen türkischen Holzstraße in Tschakowa.

Anfang Juni soll in der Temescher Kleinstadt ein besonderes Ereignis über die Bühne gehen: Das Strudelfestival von Tschakowa erlebt am 9. Juni seine erste Auflage auf dem Burgplatz, wo sechs Frauen aus der Gegend in sechs Öfen Strudel zubereiten werden. Auch andere Essstände werden für die Besucher bereitgestellt, ließ Petru Filip, der Bürgermeister der Temescher Kleinstadt, wissen. Sicherlich ist das ein erster Schritt, Touristen in Tschakowa willkommen zu heißen.