Diesmal blieb für rumänische Teilnehmer die staatliche Förderung aus

Trotzdem zehn Aussteller bei der Grünen Woche in Berlin

Die Mititei am Fleischerstand von Agneta Stauder und Cousine Ana munden den Brandenburger Schülern ganz offensichtlich. Diese Spezialtäten-Fleischerei aus Seini/Maramuresch ist bereits zum vierten Mal auf der Grünen Woche Berlin.

Erstmals auf der Grünen Woche: der Junior-Chef Alexandru Rozs (27, Mitte) mit seinem Team vom Bukarester Unternehmen „Cocoşu Roşu“. Es beliefert das familieneigene Restaurant mit Fleisch und landwirtschaftlichen Produkten in Bio-Qualität von der Farm.
Fotos: der Verfasser

Die Grüne Woche, diese globale Leistungsschau der Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und des Gartenbaus, ist die besucherstärkste Berliner Messe. In diesem Jahr feiert die Traditionsmesse ihr 90-jähriges Jubiläum. 1926 erblickte sie als schlichte lokale Warenbörse das Licht der Welt und mauserte sich recht schnell, wenngleich mit Unterbrechungen und historischen Brüchen durch Krisen und Krieg, zum Messe-Evergreen. Kein anderes Messe-Großereignis mit der Einbindung von Hunderttausenden Verbrauchern fand häufiger in Deutschland statt als die Grüne Woche.

400.000 Fach- und Privatbesucher werden bis morgen erwartet

Vom 15. bis 24. Januar präsentieren 1660 Aussteller aus 65 Ländern, darunter zehn aus Rumänien, eine globale Marktübersicht der Ernährungswirtschaft. Auf insgesamt 118.000 Quadratmetern Hallenfläche in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm zeigt die Grüne Woche das größte Angebot an regionalen Spezialitäten auf Messen. Die Traditionsmesse ist zudem eine einzigartige Leistungsschau der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit zahlreichen publikumsattraktiven Sonderschauen wie „Fit für die Zukunft“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die Messe Berlin GmbH, Veranstalter und Manager der Grünen Woche, erwartet, dass dieses internationale Traditions-Event in den zehn Messetagen über 400.000 Fach- und Privatbesucher anziehen wird.

„Tausendundeine Nacht“ des marokkanischen Königreichs in Berlin

Rumänien wurde 2012 die Ehre zuteil, als offizielles Partnerland der Grünen Woche zu agieren und somit besondere Aufmerksamkeit einzuheimsen. In diesem Jahr steht das Königreich Marokko als offizielles Partnerland der 81. Grünen Woche im Fokus. Marokko ist damit das erste außereuropäische Partnerland in der 90-jährigen Geschichte der Grünen Woche. Inspiriert von der Architektur der Königsstädte Marrakesch, Fès, Rabat und Meknès präsentiert sich in der Messehalle 18 der marokkanische Pavillon als eine authentische Reproduktion der nordafrikanischen Altstadt, der Medina mit dem Flair des orientalischen Stadtlebens und „Tausendundeine Nacht“.

Deutsche Brauer feiern 500 Jahre Reinheitsgebot

Natürlich ist auch das Bier ein ganz wichtiges Thema auf jeder Grünen Woche. Die 81. Grüne Woche steht beim Deutschen Brauer-Bund ganz im Zeichen des Reinheitsgebotes. Die weltbekannte Bierverordnung wird im April 500 Jahre alt. Die deutschen Brauer bieten in der ProBier-Markthalle 12 einen ersten Vorgeschmack auf das genussvolle Bier-Jubiläum. Messe-Motto: „500 Jahre Unser Reinheitsgebot. Reine Zutaten. Reiner Genuss!“ Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage hat das 500 Jahre alte Reinheitsgebot für die Verbraucher in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert.

Rumänischer Messekomplex im Vergleich zu 2015 im Miniformat

Traditionell hat der rumänische Messekomplex seinen Stammplatz in der Halle 10.2 eingenommen, so wie in den Jahren zuvor. Von der Ausstelleranzahl aber ist dieser nicht unwesentlich geschrumpft: von 33 im vorigen Jahr auf zehn. Ursache dafür ist das Ausbleiben der Förderung durch den Staat. Glück mit Cleverness haben die vier Aussteller aus der Region Klausenburg/Cluj: Die Kunstgewerbe- und Trachtenkünstler Iulia und Ion Morar, die Lavendel-Fima „Lavanda“ von Gabriela Culda und die Firma „Dapis Stupina Avram / Miere şi produse apicole“, allesamt aus Klausenburg, sowie das „Bienenhaus Sathmar“ aus Chiuieşti, Kreis Klausenburg. Die 2010 gegründete Asociaţia Produs de Cluj übernahm die Kosten ihrer Mitglieder für den Messestand und Transport der Exponate besagter vier Unternehmen. Dieser Verein fördert Spitzenleistungen im traditionellen Handwerk und in der Landwirtschaft.

Das Banat bzw. Banater Bergland ist mit zwei Ausstellern präsent: Die Imkerei-Kooperative „Prisăcarii Hercules“ mit dem Präsidenten Ion Bărbuţ und Team aus Mehadia (Karasch-Severin) und FML Gardena Traditional S.R.L. aus Bokschan/Bocşa (Karasch-Severin) mit Inhaber Josef Freisz und seiner Frau Lidia, die nach 150 Jahre alten Original-schwäbischen Rezepten in Handarbeit diverse Delikatessen aus Gemüse und Pilzen herstellen. Gleichfalls mit zwei Exponaten ist Bukarest auf der Grünen Woche vertreten: erstmals der Familienbetrieb „Cocoşu Roşu“ mit Gemüse- sowie Wurst- und  Fruchtkonserven und die Pflaumenmus-Firma SC Sonimpex Topoloveni S.R.L. bereits das 8. Mal! Auch die Firma „Radu Răzvan Iulian – Miere şi produse apicole“ aus dem Kreis Ilfov nimmt zum wiederholten Mal an der Messe teil. Die Fleischerei Stauder aus dem Örtchen Seini in der Maramuresch bietet schwäbische Wurstköstlichkeiten zum vierten Mal auf der Grünen Woche an. Erstmals beteiligt sich das Winzerunternehmen „SC Vitisim Coteşti S.R.L.“ aus Vrancea in Berlin, wo es edle Tropfen wie Cabernet Sauvignon und Fetească Neagră verkosten lässt und verkauft.

Junge Akademiker übernehmen Führungspositionen

Wenngleich einige Aussteller in diesem Jahr nicht in den Genuss einer monetären Unterstützung seitens des Staates kamen, dürften sich die Kosten bei den meisten durch den Verkauf ihrer Produkte zumindest kompensieren. Als willkommenen Zusatzeffekt sehen die Aussteller den „Reputations-Faktor“, an der renommierten Grünen Woche Berlin teilzunehmen. So sieht das zum Beispiel Alexandru Rozs, der junge Manager des Familienbetriebes „Cocoşu Roşu“ seiner Eltern. Sie betreiben an der Peripherie von Bukarest eine Tier- und Landwirtschaftsfarm und beliefern damit direkt ihr edles Restaurant mit Bio-Qualität. Interessant und erfreulich ist die Tatsache, dass junge Akademiker in den Betrieb ihrer Eltern mit ihrem an der Hochschule erworbenen Wissen einsteigen und Führungspositionen übernehmen, so auch Alexandru Rosz (27), der an der Bukarester Akademie für Wirtschaftswissenschaften von 2009 – 2015 Ökologische Wirtschaft studierte. Auch im Länderbereich Deutschland der Grünen Woche kann man das feststellen, so am Messestand „Sächsisches Elbland“ vom Bundesland Sachsen mit Christoph Schemmp (26). Der Diplom-Wirtschaftsingenieur übernahm die Funktion als Betriebsleiter in der Landfleischerei seiner Eltern in Tauscha bei Meißen.


Wiedersehen zur Grünen Woche 2017

Alle Aussteller des rumänischen Messekomplexes wollen 2017 wieder an der Grünen Woche teilnehmen. Bis dahin gibt es aber noch einige „Hausarbeiten“ von einigen Ausstellern zu erledigen: Optimierung ihres Werbematerials sowie Inanspruchnahme der kostenlosen Werbeauftritte auf der Homepage der Grünen Woche. Abschließend möchte ich den Dank der Aussteller an die Studentin Dorothea Kettler aus Rumänien, die ihr Studium an der Humboldt-Uni kurzfristig für Dolmetscherarbeiten unterbrach, weitergeben.