Domaner gegen Steinbrucheröffnung

Stadtrat Reschitza wurde zu mehr Transparenz aufgefordert

Die Septembertagung des Stadtrats von Reschitza fand im eingemeindeten Doman statt und mehrere Bürger ließen es sich nicht nehmen, der Ratssitzung beizuwohnen. Dabei überraschten sie Bürgermeister Mihai Stepanescu mit der Aufforderung, zur Eröffnung eines Steinbruchs in unmittelbarer Ortsnähe Stellung zu nehmen. Stepanescu hatte keine Ahnung davon – oder tat so, als ob er keine Ahnung davon hätte – und richtete in scharfem Ton an seine verantwortlichen Angestellten die Frage, wie so etwas über seinen Kopf hinweg entschieden werden konnte. Rasch stellte sich heraus, dass die Vortastgespräche eines Investors aus Drobeta-Turnu Severin nicht mit dem Rathaus Reschitza, sondern mit der Reschitzaer Behörde für Umweltschutz geführt worden waren. Die besorgten Bürger von Doman, zu denen der Reschitzaer Bürgermeister durch Abhaltung der Ratssitzung in ihrem Ort Bürgernähe demonstrieren wollte, hatten Wind davon bekommen.

Ob Bürgermeister Stepanescu über jene Gespräche in der anderen Institution informiert war oder nicht, blieb ein Rätsel, immerhin gelang es ihm aber, glaubhaft zu versichern, dass im Rathaus bislang kein Investor zum Thema Eröffnung eines Kalksteinbruchs in Doman vorgesprochen hat. Und der Bürgermeister versicherte die aufgeregten Bürger, dass er sich auf alle Fälle mit ihnen konsultieren werde, wenn er einmal eine Entscheidung treffen müsste, die mit ihrem Wohnort in direktem Zusammenhang steht. Zudem versprach er, das Thema im Auge zu behalten und „Auskünfte über die Umstände einzuholen, unter denen ein solches Gespräch stattfand, ohne das Rathaus darüber, wenigstens  formell, in Kenntnis zu setzen.“

Gefährliche Ortsnähe der Sprengungen

Die Besorgnis der Bewohner und deren Opposition zur Eröffnung eines Steinbruchs in unmittelbarer Ortsnähe kommt von einer Erfahrung, die diese früher machen mussten. Denn in der kommunistischen Zeit gab es schon mal bei Doman einen Kalksteinbruch. Die Wortführerin jener Domaner, die gegen eine neuerliche Steinbrucheröffnung sind (und die anonym bleiben wollte, „weil das sowieso alle angeht“), formulierte das so, als sie sich an den Bürgermeister und die Reschitzaer Ratsherren wandte: „Können Sie sich vorstellen, was ein Steinbruch hier bedeutet, neben unseren Häusern, die ohnehin bedauernswert dastehen?! So was hatten wir schon mal hier. Wir wissen also, wie das dann sein wird. Unsere Häuser bekamen lauter Risse, weil die schwerbeladenen Kipplaster ständig vorbeidonnerten, aber auch, weil im Steinbruch dauernd Sprengungen vorgenommen wurden, die alles erschütterten. Und, glauben Sie mir, nicht alle Menschen hatten das nötige Geld, ihre Häuser zu versichern oder sie dauernd zu reparieren...!“ Dass Doman faktisch über einem Steinkohlenlager mit hohem Gehalt an Methan- und Grubengas steht (weshalb es hier zur Zeit der aktiven Steinkohlengruben wiederholt schlagende Wetter gab – die schließlich zur Beendung des Kohlenbergbaus führten), das wurde von den Bürgern auf dieser Ratstagung nicht erwähnt, bleibt aber ein schwer kalkulierbares Risiko.

Nach seiner geschickt gespielten Überraschung ob der beharrlichen Anfrage der Ortsbewohner über die bevorstehende Steinbrucheröffnung und als seine Beamten die Lage geklärt hatten – Stepanescu sah man die Erleichterung an, nachdem er sich in aller Öffentlichkeit überzeugen ließ, dass im Rathaus nichts hinter seinem Rücken geschehen war –, ging der Bürgermeister zum Kapitel beruhigende Versprechungen über: Er werde erst mal die Umstände klären, die zu diesem Zwischenfall führen konnten. Danach unterstrich er, dass in seinem Mandat jedes Problem, das die Bewohner betreffe, erst mal bekannt gegeben werde und dass anschließend den Bürgern Gelegenheit gegeben wird, dieses auszudiskutieren, bevor zur Umsetzung eines Vorhabens geschritten wird.

Bruchsteinbedarf steigend

In diesem Kontext sei daran erinnert, dass es unterhalb des Reschitzaer Vororts Doman, im Tal des Domanbaches, einen noch aktiven (am rechten Bachufer) und einen aufgelassenen Steinbruch (am linken Bachufer) gibt, aus denen seinerzeit der Bedarf der Reschitzaer Hüttenwerke an Dolomit zur Sinterung des Eisenerzes vor der Beschickung der Hochöfen gewonnen wurde. Die Anlagen des letzten der bei Reschitza aktiven Steinbrüche, jener an der Ausfahrt von Reschitza in Richtung Kraschowa/Caraşova und Anina an der DN 58 (rechtes Bachufer), den das Stahlwerk TMK an eine Privatfirma verpachtet hatte, werden dieser Tage verschrottet und nicht bestätigten Meldungen zufolge wird dieser Steinbruch, der am Gol-Berg oberhalb von Reschitza nagt, aufgegeben.

Der nächstgelegene Kalksteinbruch ist dann der private einer Bokschaner Firma im Vorort Colţan, der laut Auskunft der Umweltschutzbehörde allmählich an seine Grenzen der genehmigten Abbaumöglichkeiten kommt. Der Bokschaner Firma steht das  komplizierte (weil viele Institutionen und Agenturen involvierende) Prozedere der Genehmigung der Ausdehnung des Steinbruchs bevor. Aber da neuerdings wieder  ein stetiger Aufwärtstrend der Immobilien- und Straßenbautätigkeit im Banater Bergland festzustellen ist, werden Steinbrüche wieder sehr lukrativ und versprechen mit relativ geringen Investitionen nachhaltige Gewinne. Vom Bokschaner Steinbruchbetreiber wird im Banater Bergland erzählt, dass er vor zehn Jahren mit einem schrottreifen Bagger und einem gebrauchten Kipplaster begonnen hat und heute Euro-Millionär sei.