Donauinsel Ostrov als künftiger Touristenmagnet

Neumoldowa will im Banater Bergland dem Bigăr-Wasserfall den Rang ablaufen

Ufersegment auf der Ostrov-Insel mit einer Brutkolonie von Uferschwalben, auch Rheinschwalben genannt. Die Zugvögel („Weitstreckenzieher“) sind Koloniebrüter, und auch wenn die Brut flügge geworden ist, bleibt der Nachwuchs beisammen: sie übernachten im Schilf- oder Weidendickicht. Das Koloniebrüten und das Verhalten nach dem Flüggewerden sind Hauptargumente, weshalb die Naturschützer grundsätzlich gegen zu viel Präsenz des Menschen in der Nähe der zu den kleinsten Schwalben zählenden Vögel sind.
Foto: der Verfasser

Die Bauruine der in den 1980er Jahren errichteten vorgeblichen „Donaubrücke“. In Wirklichkeit das Stützgerüst für Transportbänder, mit denen giftiger Abraum auf die Donauinsel Ostrov gekippt werden sollte.
Foto: Zoltán Pázmány

Die Donauinsel Ostrov ist seit Menschengedenken ein umworbener Ort. Genau am Eingang zum malerischen Donauengpass gelegen, an der letzten effektiv breiten Stelle der Donau rund 1000 km vor dem Delta, ist die Insel aus Felsspornen, Sand und Schlamm, die sich bloß ein paar Meter über den heutigen Spiegel der Donau erhebt (deren Niveau mit dem Bau des Staudamms Eisernes Tor I um durchschnittlich 36 Meter angehoben wurde; der Rückstau der Donau ab dem Eisernen Tor reicht fast bis zum rund 150 Kilometer stromaufwärts gelegenen Belgrad, schließt also auch Ostrov ein).

Die Insel war nicht nur jahrhundertelang ein Umschlagplatz der Schmuggler und ein mehr oder weniger geduldeter Transferort für Güter zwischen Orient und Okzident, sondern auch für Spione und Gefangene gewesen. Sie war auch Ruheort und Tagesversteck von Landesflüchtigen in kommunistischer Zeit. Heute ist sie Rückzugsort verwilderter Pferde und der in dieser Gegend immer selteneren Uferschwalben (Riparia riparia), aber auch noch vieler anderer Vögel und Fische.

Zuletzt aufgefallen war Ostrov während des Sezessionskriegs in Jugoslawien, als auf dieser Insel nicht nur die Bootsladungen voller Treibstoff den Besitzer wechselten, mit denen das EU- und Nato-Embargo gegen Jugoslawien rumänischerseits gebrochen wurde (und einige der Bewohner des rumänischen Ufers steinreich im 21. Jahrhundert ankamen), sondern wo auch zahlreiche Schüsse der Freischärler des Kapetan Dragan und anderer Volkshelden der nationalistischen Serben fielen. Jene Schmuggler, die ihre Ladungen nicht freiwillig an die Milosevic treuen Freischärler hergaben, wurden als Wasserleichen die Donau hinabgespült oder verwesten auf Ostrov.

Nun trat der Bürgermeister von Neumoldowa, der nächstgelegenen Stadt und Verwaltungszentrale, Adrian Torma (PNL), mit der Idee an die Öffentlichkeit, diese idyllische Donauinsel (mal abgesehen von den unzähligen Stechmücken im Sommer...) touristisch zu nutzen. Torma trat wie immer euphorisch auf. Wenn aber vor ein paar Jahren der Big²r-Wasserfall zur touristischen Sensation erklärt (und von Coca Cola etwas aufgemotzt) wurde und man heute kaum noch auf der DN 57B über den 45. Breitengrad nach oder aus dem Almasch-Tal gelangen kann – wegen so vielen geparkten Autos –, was wird erst werden, wenn die Donauinsel Ostrov erschlossen und zugänglich gemacht wird?!

Der instabile (weil regelmäßig unter Wasser gesetzte) Festlandflecken inmitten des Donaustausees beim Eisernen Tor I hat sich gewandelt, wie seit 1971 das gesamte Umfeld der neuen Ufer. Und er gehört seit rund zehn Jahren zum grenzüberschreitenden Naturpark Eisernes Tor/Porţile de Fier/Djerdapp, dem ersten gemeinsamen rumänisch-serbischen Naturpark.

An dieser Tatsache ist bereits der heutige Präfekt des Banater Berglands, Matei Lupu, gescheitert, als er in Neumoldowa (bis 2016) Bürgermeister der PSD war: sein seinerzeit bereits weit gediehenes Vorhaben einer Feriensiedlung auf Ostrov wurde von der im Nachhinein geschaffenen Verwaltung des Naturparks abgelehnt. Dabei hatte Lupu die Insel bereits parzelliert und sogar schon Bauparzellen zum Verkauf ausgeschrieben. Er probierte es anschließend mit einigem mittelmäßigen medialen Radau, doch die Verwaltung des Naturparks und deren Chefs beim Umweltministerium blieben, trotz Parteidrucks (Matei Lupu gehört zu den Stützen der PSD in Westrumänien), hart.

Torma, der damals Stadtrat und Unternehmer in Neumoldowa war, ist das natürlich bekannt. Deshalb ging er einen irgendwie umgekehrten Weg. Er stellte die Verwaltung des Naturparks nicht vor vollendete Tatsachen, wie Lupu, und forderte deren Abstempelung post factum, sondern er führte erst mit der Parkverwaltung Gespräche, die zu einem prinzipiellen Zugeständnis gegenüber dem Vorhaben führten.

Den Medien erklärte er das so: „Für uns ist der Naturpark Eisernes Tor I ein Partner, Aufgrund der Gespräche mit Direktor Jiplea habe ich dessen Einverständniserklärung erzielt, erst mal die Ruine des Gebäudes renovieren zu dürfen, das auf der Insel steht und der Stadt gehört. Dort können wir dann ein kleines Museum einrichten, bloß um ein Beispiel zu nennen, und wir dürfen dran denken, rundherum einen Campingplatz anzulegen, mit allen nötigen Ausstattungen. Auch dafür gibt es seitens der Parkverwaltung Zeichen der Offenheit.“

Statt des Bigăr-Wasserfall soll in absehbarer Zeit die Donauinsel Ostrov mit ihrem Vogel- und Fisch(er)paradies zum meistfotografierten Objekt des Banater Berglands werden. Nochmals Bürgermeister Adrian Torma:

„Wir arbeiten an einem grenzüberschreitenden Projekt, um das Gebäude zu renovieren, das der Stadt Neumoldowa gehört. Es ist eine durchaus interessante Immobilie. Ich selber habe sie mir bisher, allein seit ich Bürgermeister bin, mindestens viermal angesehen. Neben der Gebäuderenovierung gibt es weitere vier Projektanträge, die wir in Temeswar, bei ADR West, der Entwicklungsagentur, vorlegen. Das sind dann fünf von insgesamt zehn Projekten, die wir im Zusammenhang mit Ostrov im Auge haben. Vorerst für fünf rechnen wir mit ausreichend Geld aus der Stadtkasse zur Kofinanzierung. Wir erfreuen uns der Unterstützung der serbischen Partner, wir haben auch freie Arbeitskräfte – vor allem nachdem, leider, Delphi Packard im März aus Neumoldowa fortgeht. Aber wir setzen auch auf eine öffentlich-private Partnerschaft. Und Interessenten dazu haben sich bereits gemeldet.“

Nicht klar ist allerdings zu Stunde, was mit den Bauruinen aus der Ceauşescu-Zeit geschieht, u. a. mit der Bauruine der Eisenbrücke (siehe Foto), die an eines der hinterlistigsten Projekte der rumänischen Kommunisten erinnert: als „Brücke nach Jugoslawien” deklariert, sollte sie in Wirklichkeit bloß bis zur Donauinsel Ostrov führen und nichts anderes tragen als Transportbänder, mittels derer der hochgiftige Abraum der Kupferanreicherungsanlage vom rumänischen Ufer mitten auf der Donau – eben mitten im Naturparadies Ostrov – abgelagert werden sollte. Das Projekt, an dem in den 1980er Jahren eifrig gebastelt wurde (einschließlich propagandistisch: „Wir bauen an der Brücke, und die Serben rühren sich nicht! Sollen wir zuletzt auch ihren Teil der Brücke bauen, so wie vorher den Donaustaudamm beim Eisernen Tor?!”), wurde schließlich vom Haager Gerichtshof gestoppt, an den sich das „befreundete“ Tito-Jugoslawien, in dessen Eigenschaft als internationales Schiedsgericht auch im Fall von Grenzstreitigkeiten, gewandt hatte.