„Dort wo Schmetterlinge fliegen, kann man leben“

Gespräche mit den drei Autoren des Bildbandes „Schmetterlinge – reisende Seelen“

Die drei Autoren des Bildbandes stellten sich nach dem Gespräch zu einem Foto: (v.r.nl.) Dr. László Rákosy, Dr. Klaus Fabritius und Eduard Duldner. Foto: Cristiana Scărlătescu

„Schmetterlinge – reisende Seelen/ Fluturii – suflete c˛l˛toare“ von László Rákosy, Klaus Fabritius und Eduard Duldner, Hermannstadt: Honterus Verlag 2022, 144 Seiten, ISBN 978-606-008-114-2

Der Thymian-Bläuling Foto: David Jutzeler

Der verschwundene rote Apollofalter Foto: László Rákosy

Die griechische Göttin Psyche Grafik: Eduard Duldner

Der zweisprachige Bildband „Schmetterlinge – Reisende Seelen/Fluturii – suflete călătoare“ von Prof. Dr. Dr. h.c. László Rákosy, Dr. Klaus Fabritius und Eduard Duldner ist im September dieses Jahres im Honterus-Verlag Hermannstadt erschienen (die ADZ berichtete). Dieser wurde am 4. Oktober vorgestellt, als der Tag der Deutschen Einheit im Bukarester Kulturhaus „Friedrich Schiller“ einen Tag nach seinem eigentlichen Datum gefeiert wurde. Anschließend kam ADZ-Redakteurin Cristiana Scărlătescu mit den drei Autoren ins Gespräch.


Prof. Dr. Dr. h.c. László Rákosy

Vorsitzender des Departements für Taxonomie und Ökologie an der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca und der Rumänischen Gesellschaft für Lepidopterologie (Schmetterlingskunde), Autor von über 15 Büchern über Schmetterlinge.


Herr Dr. Rákosy, woher kam die Idee für dieses wunderschön gestaltete Buch über Schmetterlinge?

Die Anregung kam von Dr. Fabritius vor anderthalb Jahren, als er mir ein Buch schickte und mich kurz danach anrief, um zu fragen, ob das Buch gut angekommen war, und um meine Meinung zu hören. Ich sagte „Ja, ich freue mich sehr, ein schönes Buch...aber mir fehlen die Informationen in diesem Buch“.

Es waren zwar schöne Bilder, aber zu wenig Text. Da sagte ich, ich würde das Buch anders gestalten. Herrn Fabritius kenne ich seit sehr vielen Jahren, wir sind ganz gut befreundet, aber Bücher hatten wir nie zusammen geschrieben. Das war für mich auch eine Überraschung.

Wie haben Sie mit Dr. Klaus Fabritius zusammengearbeitet, und wo haben Sie die Inspiration für die Texte her?

Ich war mit einer Kollaboration einverstanden, und als er mich um einen Themenvorschlag bat, setzte ich mich für ein Buch mit mehr Text ein.

Ich hatte seit Langem die Idee eines einfachen Buches über Schmetterlinge für das breite Publikum im Kopf, denn wissenschaftliche Bücher darüber habe ich mehr als 15 geschrieben und in mehreren Ländern (Österreich, Deutschland, Rumänien usw.) veröffentlicht. Da sagte er „Ja, wenn du das schaffst, das Geld vom Forum für das nächste Jahr gehört dir!“ (Anm. d. Red.: das Geld, das beim DFDR für die Veröffentlichung des Buches beantragt wurde).

Darauf habe ich die vielen Fotos im Sommer 2021 herausgesucht. Danach hatte ich viel zu tun und ich vergaß den Bildband. Im April rief mich Herr Fabritius an, um zu wissen, ob der Text fertig war. „Klaus, ich habe alles vergessen...“, gestand ich. Er sagte mir, dass das Buch im Juli schon gedruckt sein musste und weil ich mein Vorhaben sehr klar im Gedächtnis hatte, schrieb ich alle Texte während einer Tagung in Spanien, wo ich nicht sehr viel zugehört habe. (lächelt)

So ist der Bildband entstanden. Natürlich hat mir Dr. Fabritius sehr viel geholfen, auch einige seiner Fotografien wurden ins Buch aufgenommen, und Eddy Duldner hat die schöne Grafik dazu gemacht.

Worauf zielen Sie mit der Veröffentlichung des Bandes ab, was hoffen Sie damit zu erreichen?

Erst einmal habe ich versucht, alle interessanten Aspekte über Schmetterlinge zu zeigen, sowohl positive als auch negative, darunter, dass Rumänien zu den reichsten Ländern an Schmetterlingsfauna gehört: Hierzulande gibt es über 4100 Schmetterlingsarten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einen sehr großen Verlust, und am schlimmsten ist der Informationsmangel. Wir haben in Rumänien nie schöne Bücher – und ich unterstreiche „schöne Bücher“ – über Schmetterlinge gehabt. Früher hat man auch einige Bücher veröffentlicht, aber man wusste nicht, ob in den Abbildungen eine Blüte, ein Schmetterling, ein Schaf oder ein Vogel fotografiert war. So schlecht waren die Abbildungen. So was kann das Publikum nicht anziehen, oder Interesse erregen.

Daher brauchen wir wunderschöne Bücher, und neben den Büchern müssen wir, sicher, das Publikum bilden. Und wir bemühen uns seit vielen Jahren, das zu tun, aber dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Medien, so dass diese Nachrichten nicht einmal im Monat am Sonntagnachmittag ausgestrahlt werden, wenn niemand schaut oder Radio hört, sondern unter den wichtigsten Nachrichten. Dann sollen diese Informationen erscheinen.

Ich bin sehr oft in Österreich, Deutschland und anderen Ländern unterwegs, habe auch dort Projekte durchgeführt und viele Sommer in den Alpen verbracht. Jedes Mal, wenn ich mit dem Auto über die Grenze fahre, rufen mich verschiedene Redakteure für Interviews an, und diese werden immer während der Abendnachrichten um 19 Uhr ausgestrahlt. Dort sieht man, dass alle Interesse für solche Themen haben. Hierzulande sind wir noch nicht soweit, es fehlt noch die Bildung in diesem Sinne. Die Lage hat sich zwar geändert, es ist nicht mehr wie vor 20 Jahren, aber es fehlt noch sehr viel.

In den letzten Jahrzehnten ist die Schmetterlingsfauna hierzulande deutlich weniger geworden. Man bemerkt dies auf Spaziergängen durch Parks oder wenn man in den eigenen Garten schaut. In Rumänien sind zwar wie gesagt über 4000 Schmetterlingsarten zu Hause, aber wie steht es mit den Schmetterlingspopulationen?

Leider gibt es in Rumänien zu wenig Forschung, um das genau zu wissen, aber ich kann Ihnen etwas anderes erzählen: Vor sieben Jahren wurde in Deutschland eine Studie veröffentlicht, die bewiesen hat, dass sich die Biomasse aller Insekten um 75 Prozent in den letzten 30 Jahren reduziert hat.

Das heißt, es gibt heute um drei Viertel weniger Individuen aller Insektenarten als Anfang der 1990er Jahre. Anfangs glaubte man, diese Zahlen betreffen nur Deutschland. Dann haben England, die USA, Japan, später auch Rumänien usw. gezählt und die Schlussfolgerung war, dass überall mehr als 50 Prozent der Biomasse der Insekten verschwunden war.

Dies ist ein riesiger Verlust, denn davon sind nicht nur Schmetterlinge betroffen. So werden viele Nahrungsketten zerstört und die Natur verliert ihre wichtigsten Glieder. Irgendwann bleibt nichts mehr von dieser Natur übrig und das Gleichgewicht ist so zerstört, dass wir das nicht mehr rückgängig machen können. Außerdem sind die meisten dieser Insekten Bestäuber, sie sind in der Bestäubung unserer Pflanzen involviert und dadurch auch in der Erzeugung unserer Lebensmittel. Deshalb sage ich immer, man muss das Publikum in diesem Sinne informieren und bilden, damit man die allgemeine Mentalität ändert.

Wie wirkt Rumänien dem Verlust der Insekten im Allgemeinen und vor allem der Schmetterlinge entge-gen? Wurden von den Behörden Schutzmaßnahmen ergriffen?

Insektenarten, die auf der Liste weltweit gefährdeter Tier- und Pflanzenarten der Umweltschutzorganisation WWF stehen, wie zum Beispiel der Ameisenbläuling, sollen in jedem EU-Land geschützt werden. Das sind blaue Schmetterlinge, die unbedingt mit Ameisen zusammenleben müssen, weil Ameisen deren Raupen schützen und sogar im Ameisenhaufen füttern. Von dort schlüpft dann ein Jahr später der erwachsene Schmetterling. Der Lebensraum der Ameisenbläulinge erstreckt sich nur auf eine kleine Region um Klausenburg, Suceava in der Südbukowina und noch ein paar einzelne Regionen in Siebenbürgen.

Vor einem Jahr ist es uns, den Forschern und Naturschützern, gelungen, eine Richtlinie beim Umweltministerium durchzusetzen, gemäß der Bauern, auf deren Flächen Ameisenbläulinge vorkommen, ihre Wiesen erst einen Monat später als normal mähen dürfen, damit diese Schmetterlinge weiterleben können. Für diesen Verlust erhielten sie dann eine Entschädigung vom Staat.

Vor wenigen Monaten hat sich das Umweltministerium entschieden, die Entschädigung nicht mehr auszuzahlen. Das ist ein sehr großer Verlust für die Natur und auch für die Bauern aus diesen Gebieten, denn sie hatten zum ersten Mal in ihrem Leben verstanden, dass Schmetterlinge und eine schöne Wiese auch etwas Nützliches bringen können, in ihrem Fall Geld.
Nirgends in der Welt kommen diese vier Arten, nämlich der helle, der dunkle, der mittlere und der große Ameisenbläuling, zusammen vor, außer in der Umgebung von Klausenburg und in der Bukowina zwei davon. Durch diese Maßnahmen haben wir die Schmetterlinge für mehrere Jahre geschützt.

Die Populationen haben sich inzwischen erholt und die Individuen waren von Jahr zu Jahr immer kräftiger, weil die Landwirte aufgepasst haben. Jetzt rufen uns die Bauer fast jede Woche an. Sie wollen wissen, was passiert und ob sie die Entschädigung dieses Jahr bekommen, weil sie die Verträge im vorigen Jahr unterschrieben hatten. Aber für nächstes Jahr gibt es nichts mehr. Das ist ein Rückgang. Also von einem guten Zustand kehren wir zurück zu einem schlechten Zustand. Das ist schade…


Dr. Klaus Fabritius

Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) – Region Altreich, Mitglied der rumänischen Akademie für Land- und Forstwissenschaft „Gheorghe Ionescu-Sisești“, Autor von zahlreichen Büchern.


Herr Dr. Fabritius, Sie sind nicht nur als Forscher und Vorsitzender des DFDR-Altreichforums, sondern auch als begabter Fotograf bekannt. Davon zeugen viele Fotoausstellungen und Bildbände, wie der jüngste „Schmetterlinge – reisende Seelen“ und der vorletzte „Wild und frei“.

Ich bin ja ein leidenschaftlicher Fotograf, und das ist ein Hobby, das mich mein ganzes Leben lang begleitet hat. Mein erstes Bild habe ich als Fünftklässler gemacht, das „Objekt“ war meine Großmutter, die hatte die nötige Geduld, auf dem Stuhl zu sitzen, damit ich eine Plattenaufnahme machte. Dann habe ich natürlich mit der Zeit immer bessere Fotoapparate gekauft, bis jetzt, als ich ein Gerät habe, das auch Berufsfotografen benützen – und zwar eine nicht so teure Leica. Ich weiß, es gibt ja Leica-Sammler, die das Geld in Sammelstücke reinstecken. Bei mir ist es ein Gebrauchsgegenstand und kein Sammelobjekt. Ein guter Fotoapparat, insbeson-dere die Optik, das ist das Wichtigste. Die Fotografie bleibt für mich ein Hobby. Ich habe daraus nie einen Beruf gemacht (lacht).

Im Laufe wie vieler Jahre haben Sie die bezaubernden Fotos mit Schmetterlingen im Bildband gesammelt?

Die Fotos wurden größtenteils in den letzten Jahren mit digitalen Geräten geschossen, einige von ihnen sind auch gescannte alte Dias. Eines der ältesten Bilder stammt aus dem Jahr 1964: Ein Segelfalter, den ich im Naturschutzgebiet Agigea am Schwarzen Meer fotografiert habe.

Man kann Schmetterlinge nicht so leicht fotografieren. Sie sind erst einmal sehr scheu und fliegen weg, aber wenn man die nötige Technik dazu hat, und über ein Teleobjektiv verfügt, mit dem man aus einer Entfernung von zwei-drei Metern fotografieren kann, dann gelingen viele Aufnahmen. Es hängt davon ab, ob man im Foto nur den Schmetterling haben will oder ob man ein ordentliches Bild davon machen will.

In jedem Bild steckt, nicht wahr, ein wenig auch der Fotograf dahinter (lächelt). Es interessant, dass wir jetzt eine Gruppe haben, die Schmetterlinge fotografiert, um zu sehen, welche Art in welchem Gebiet noch vorkommt, und dabei spielt es keine so große Rolle wie gut das Bild ist. Es kommt dann nur darauf an, dass man die Art erkennt. Ich bin etwas anspruchsvoller und möchte, dass das Bild auch von fotografischem Standpunkt her einem gewissen Standard entspricht und nicht nur eine Abbildung ist.

Stammen die Fotos nur aus Ihrer persönlichen Sammlung?

Nein, die Fotos stammen nicht nur von mir. Wie Prof. Rákosy schon angedeutet hat, ist die Idee zwar von mir ausgegangen, aber er hat auch sehr viele gute Aufnahmen (die meisten im Buch) drin, weil er sich schon ein Leben lang mit Schmetterlingen beschäftigt.

Außerdem: Während wir verschiedene Kapitel schrieben, bemerkten wir, dass uns einige Schmetterlingsarten fehlten. Dann schrieben wir verschiedene Schmetterlingsliebhaber und -spezialisten an, ob sie nicht diese oder jene Aufnahme haben. So haben wir gezielt einige Aufnahmen gesucht und auch bekommen.

Sie haben uns alle nötigen Fotos zur Verfügung gestellt, ohne ein Entgelt dafür zu verlangen. Sie behalten natürlich das Autorenrecht über ihre Bilder, und ihre Namen sind daher auf der letzten Seite angegeben. Um ehrlich zu sein, stammen also die Fotos nicht nur von uns beiden.

Die Auswahl erfolgte bestimmt aus einer ungeheuerlichen Menge von Fotos. Aufgrund welcher Kriterien haben Sie die Aufnahmen für das Buch ausgewählt?

Wir haben die fast 200 Aufnahmen, die das Buch nun enthält, aus einigen Tausend Fotos ausgewählt. Die Kriterien waren erst einmal, dass das Bild technisch entsprach. Dabei hat auch Eddy Duldner seinen Beitrag geleistet, denn er sagte uns, welches Bild wegen des Formats nicht verwendet werden kann. Die Schärfe war ein wichtiges Kriterium, aber vor allem die Thematik jedes einzelnen Kapitels.

Als wir das Thema der Schmetterlingsarten, die komplett verschwunden sind, behandelten, mussten wir unbedingt den Roten Apollofalter ins Buch bringen, also haben wir ein Bild mit dieser spezifischen Art gesucht.

Ich habe zuerst Dr. Rákosy danach gefragt, und so haben wir einen ständigen Dialog miteinander geführt. Auch bei der Gliederung der Kapitel dachten wir nach, ob wir die Schmetterlingshäuser in Bordano, Italien, mit einschließen oder nicht, denn das Buch ist ja hauptsächlich den Schmetterlingen Rumäniens gewidmet.

Was ist der Zweck des Bildbandes über Schmetterlinge?

Wir wollten ein Alarmsignal mit dem Buch unter dem Motto: „Schmetterlinge sind Umweltindikatoren“ geben – denn: Dort, wo Schmetterlinge fliegen, können wir leben, dort ist die Umwelt noch in Ordnung. Außerdem wissen wir, dass das Phänomen des Insektensterbens sich heutzutage verschärft hat. Wir sind sehr beunruhigt. Was für die Entwicklung der Tiere äußerst besorgniserregend ist, ist dass sehr viele Insekten verschwunden sind. Nicht nur Insektenarten, sondern auch ihre Menge hat abgenommen. Zum Beispiel hat ein Schmetterlingssammler vor 50 Jahren an einem einzigen Tag mindestens zehn bis 20 Sammelexemplare fangen können. Das ist heute nicht mehr möglich, weil einfach nicht mehr so viel da ist.

Die Chemie in der Landwirtschaft spielt dabei natürlich auch eine Rolle, aber ein 200 Hektar großes Maisfeld ist für die Schmetterlinge auch eine geografische Barriere. Deshalb muss man Verbindungswege zwischen den Ackerfeldern auch für die Insekten schaffen, also Landstreifen frei lassen oder mehrere „Inseln“ schaffen. Das sind Wege, auf denen sich alle Insekten, nicht nur Schmetterlinge, bewegen können, die erhalten die Biodiversität.

Hinzu kommt noch das Problem der Luftverschmutzung. Wir dürfen nicht nur einen einzigen Grund für den Verlust der Insekten verantwortlich machen. Es gibt viele Ursachen für das Insektensterben.

Wann können wir mit der Veröffentlichung eines neuen Bildbandes rechnen, und zu welchem Thema ist es geplant?

„Wir leben hier“ ist der Titel des kommenden Bildbandes und darin es geht vor allem um Landschaften. Wir haben zig Bücher über die Klöster der Moldau oder die Kirchenburgen in Siebenbürgen. Ist auch gut, aber es gibt wenig Bildbände über die wunderschönen Landschaften in Rumänien: Über die schönen Hügel, die Heuwiesen, das Eiserne Tor, das Donaudelta oder unsere Karpaten. Das wollen wir im nächsten Bildband als eine Art Einladung bringen.

Zum Beispiel befindet sich in Rumänien die gesündeste Buche. Niemand berichtet darüber, weil das keine Sensation ist. Wenn im gesunden Buchenland zwei Menschen umkommen, ist die Reportage da. Wenn man den Buchenwald in Ruhe lässt, schreibt keiner darüber.

Wichtig ist, dass Leute wissen, dass es bei uns noch viele Stücke unbelasteter Natur gibt. Rumänien ist ein Land der Kontraste. Wir haben demgegenüber Gegenden, wo die Umweltverschmutzung sehr groß ist, wie Zlatna oder Kleinkopisch/Copșa Mică. Es wird noch lange dauern, bis sich die dortige Natur erholt. Ich möchte mit dem Satz schließen: „Dort, wo Schmetterlinge fliegen, kann man leben“.


Eduard Duldner

Bildender Künstler aus Bukarest, Mitglied des Verbandes Bildender Künstler in Rumänien und des DFD-Bukarest.


Herr Duldner, Sie haben den Bildband nicht nur farbgrafisch gestaltet, sondern auch mit Ihren eigenen Grafiken bereichert, genauso wie im Fall des vorigen von Dr. Fabritius signierten Bildbandes „Wild und frei“. Wie haben Sie mit Herrn Fabritius zusammengearbeitet, und was hat Ihren Entwurf und Werke inspiriert?

Nachdem ich Herrn Fabritius kennengelernt hatte, nahm er mich in sein Arbeitsteam auf, und vor etwa fünf Jahren hatte er mir dann vorgeschlagen, seinen Bildband „Das Donau-Delta“ grafisch zu gestalten. So begann unsere Zusammenarbeit.

Angefangen mit „Wild und frei“ haben wir uns auf das Motiv des Papierrisses auf der Umschlagseite, wodurch man einen kleinen Einblick in die Tierwelt bekommt, als gemeinsamen Nenner für die ganze Serie geeinigt, daher der Entwurf des vorliegenden Buches. Mit den kleinen, in Bleistift, Tusche, Tempera- und Wasserfarben auf Papier realisierten Grafiken hatte er mich anfänglich nicht beauftragt. Ich schuf sie als Lösung für einige Bilder, die dem Format des Buches nicht entsprachen.

Nicht in allen Grafiken haben Sie Schmetterlinge, Blumen oder Landschaften dargestellt. In einem davon tritt etwa eine Frau mit einem Schmetterling im Haar auf?

Genau, es handelt sich dabei um die grafische Nachbildung einer Statue der griechischen Göttin Psyche, die oft mit Schmetterlingsflügeln zur Seite Ihres Geliebten Eros dargestellt wurde.

Haben Sie Dr. Fabritius jemals auf seine Wanderungen und Fotosessionen im Freien, in der Natur begleitet?

Nein, aber immer, wenn er ein Sujet mit einer möglichen künstlerischen Nebenbedeutung fotografiert, schickt er mir die Fotos.

Als bildender Künstler haben Sie 2019 selber im Schillerhaus eine Ausstellung mit dem Titel „Durch Traum an den Rand des Chaos“ eröffnet und das gleichnamige, ebenfalls mit der Unterstützung des Altreichforums des DFDR veröffentlichte Album vorgestellt. In Ihrer Deutung der Werke, vor allem der jüngsten Serie „Reverie“, hatten Sie das Verhältnis zwischen Psyche und Materie, zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, Synchronizitäten usw. thematisiert. Haben sich aus Ihrer Perspektive all diese Verhältnisse während und wegen der Corona-Krise geändert?

Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, die Verhältnisse haben sich verschärft. Während der letzten zwei Jahre habe ich mich in meine Werkstatt zurückgezogen und den Kontakt zur Außenwelt kaum gehalten. Familie und Freude hielten mich auf dem Laufenden über Neuigkeiten, aber sonst habe ich kein Fernsehen oder Radio verfolgt.

Diese in der Vertrautheit meiner Werkstatt verbrachte Zeit war die beste Gelegenheit zur Besinnung auf meine künstlerische Tätigkeit und meines Vorhabens für die Zukunft. Dies ermöglichte mir, in meine Auffassungswelt hineinzudringen, mein Unterbewusstsein zu erkunden, mich selber und meine Grenzen besser kennenzulernen. So wird einem klar, dass äußere Ereignisse einen keineswegs bestimmen dürfen.

In der Vergangenheit haben Sie sich in Ihren Werken mit den Theorien der Fraktale, der Evolution, der Ordnung aus dem Chaos oder der Stringtheorie auseinandergesetzt. Welche Themen werden Sie in Ihren neuen Werken behandeln?

Dies sind wesentliche Themen, mit denen sich alle Künstler befassen. Gegenwärtig setze ich die Grafikserie „Durch Traum an den Rand des Chaos“, diesmal mit dreidimensionalen Objekten aus Holz und Metall, fort.

Ich werde vorläufig auf Pinsel und Farbe verzichten und meine Aufmerksamkeit der Bildhauerei und dem Kunstobjekt widmen.

Das heißt, wir können bald mit einer Ausstellung und gegebenenfalls einer Albumvorstellung hier im Schillerhaus rechnen?

Allerdings!

Wir bedanken uns für die interessanten Gespräche und wünschen Ihnen allen weiterhin viel Erfolg!