Durchhalten bei knapper Kasse

Sportförderung im Kreis Kronstadt

Ende des Vorjahres prämierte der Kreisrat Kronstadt die besten Sportler des Kreises. Diese Prämien  sind bescheiden, verglichen mit den Geldern, die im Hochleistungssport zu gewinnen sind, denn ihr Wert liegt zwischen 1500 und 3000 Lei (brutto). Es ist eher ein Weihnachtsgeld, das da aus dem eigenen Budget des Kreisrates verteilt wird. Diese Ehrung soll Anerkennung und Ansporn sein sowohl für die Sportler als auch für ihre Trainer, die die gleiche Summe wie ihre Schützlinge erhielten. Ausgezeichnet wurden, laut den Kreisrat-Kriterien, nur Sportler in Einzelsportarten und das nur für Sportarten, die als olympische Sportdisziplinen anerkannt sind. Die Preise wurden auf vier Altersgruppen verteilt: für Kinder, Junioren, Jugend und Senioren.

Eine gewollte Verwechslung

Die Namen der Ausgezeichneten sind wenig bekannt, da die Sportarten nicht jene sind, die in der Öffentlichkeit, vor allem über Fernsehübertragung, für Interesse sorgen. Dabei erlaubten sich diejenigen, die die Vorschläge und die Auswahl trafen, auch einen nicht gerade fairen Trick. In den Berichten hieß es knapp, dass unter den Ausgezeichneten gleich drei Medaillenträger einer in Mailand ausgetragenen Eislauf-Weltmeisterschaft seien. In der Kategorie  Kinder sind es die Vizeweltmeisterinnen Cristina Ştefan und Diana Cimpoca und bei den Damen Lisa Muntean (dritter Platz). Da wird man als Sportfan hellhörig und freut sich über den starken Kronstädter Nachwuchs in Sachen Eiskunstlaufen. Wer der Sache versucht nachzugehen, wird aber herausfinden, dass da gemogelt wurde. Es handelt sich zwar um „patinaj artistic“ – aber „pe role“ also, auf Deutsch, nicht Eiskunstlauf, sondern Rollkunstlauf. Diese nichtolympische Sportart hat lange Zeit als ein „Trainingsersatz“ des Eiskunstlaufens gegolten und wird nun international immer beliebter. Kronstadt/Braşov hat zudem die Chance, über ein modernes Eisstadion zu verfügen, und ist in Sachen Eiskunstlauf, wie auch beim Eishockey, zusammen mit Miercurea Ciuc, Bukarest und anderen rumänischen Sportzentren, ein gutes Stück voraus.

Die drei erwähnten Eisläuferinnen haben aber ihre Auszeichnungen beim sechsten World Open von WIFSA (World Inline Figure Skating Association) gewonnen – ein viel kleinerer Verband als der Weltrollsportverband (FIRS). Alle Achtung dafür und herzliche Glückwünsche für die jungen Sportlerinnen und ihre Trainerin – aber Transparenz und Korrektheit können, erst recht im Sport, nicht so leicht ins „Abseits“ geraten. Die anderen Preisträger sind die Eisschnellläuferin Mihaela Hogaş (Junioren), die Ringerin Mădălina Caia (Jugend) und der Sportschütze Rareş Ion (Senioren). Sie kommen von den Sportklubs Corona, Ţara Bârsei und CSU. Letzterer ist der Sportklub der Transilvania-Uni. Dieser müsste (weil auch die Rollkunstlauf-Sportlerinnen da aktiv sind) als bester Kronstädter Sportverein gelten. Dabei ist er in Kronstadt, selbst wenn Werk-Sportvereine wie „Tractorul“, „Steagul Roşu“ oder „Rulmentul“ aufgelöst oder viel an Bedeutung verloren haben, sehr wenig bekannt und kann nur eine winzige Fangemeinde aufweisen.

Neue Vereine, unsichere Finanzierung

Von diesen Vereinen ist „Clubul Sportiv Ţara Bârsei“ der Sportverein des Kreisrates. Bei „Corona“ handelt es sich um den vom Stadtrat und Bürgermeisteramt Kronstadt geförderten Sportklub. Letzterer ist viel bekannter, dank dem Handball-Frauenteam und der Eishockey-Mannschaft, die national und international mit guten Ergebnissen aufwarten konnten. Beide hatten sich vorgenommen, mehr notgedrungen als aus rein patriotischen Gründen, zu 100 Prozent auf rumänische Sportler zu setzen. Beim Handball geht die sportliche Rechnung nicht so auf, wie erhofft, beim Eishockey hat man schnell einen Rückzieher gemacht (wobei die meisten Spieler Ungarn aus dem Szeklerland sind) und Verstärkung aus Kanada (einschließlich Trainer) geholt. Für die Eishockey-Abteilung wurde vorgeschlagen, die Gehälter der ausländischen Spieler über Sponsoring und eigene Einnahmen zu sichern und nicht dafür öffentliche Gelder anzuzapfen. Wie auch in anderen Städten (zum Beispiel Neumarkt/Tg. Mureş, Temeswar/Timişoara, Ploieşti) sollte in Kronstadt die Finanzierung via Stadtrat der ehemaligen Fußballmannschaft „Corona“ (sie schaffte sogar den Aufstieg in die oberste Liga) für manche Fragezeichen sorgen. Warum sollte die Neugründung „Corona“ mit öffentlichen Geldern subventioniert werden und nicht der Traditionsklub „FC Braşov“ (ehemaliger „Steagul Roşu“)? Warum mehr Geld für Fußball auf Kosten von Wintersportdisziplinen oder Wasserball? Letztendlich wurde die Finanzierung gedrosselt – „Corona“ stieg ab und wurde aufgelöst.

Das Problem der transparenten, korrekten Finanzierung von Sportvereinen seitens öffentlicher Behörden entstand, weil auch die entsprechende Gesetzgebung Lücken hat. Beim Kreisrat hat man ein „Handbuch“ für Förderung des Sports aufgestellt („Ghidul solicitantului“). Hier scheint man nicht nur sparsamer, sondern auch vorsichtiger mit Sport-Projekten umzugehen. Vor rund einem Jahr wurden 1.000.000 Lei aus dem Kreishaushalt für Förderung des Sports zur Verfügung gestellt: 840.000 für Training und Betreuung der Sportler mit einem Höchstlimit von 60.000 Lei pro Projekt; 160.000 Lei für sportliche Veranstaltungen, die im Kreis Kronstadt laufen (nicht mehr als 20.000 Lei pro Projekt). Aufgrund eines Punktesystem wurden zum Beispiel Zuwendungen bewilligt für die Handballabteilung von ACS Transilvania (Männerhandball) oder für die Biathleten von Cheile Grădiştei, wo in den letzten Jahren auch eine (private) moderne Biathlon-Anlage gebaut wurde. Abgelehnt wurden Projekte wie Sportförderung in Tărlungeni (eigentlich wahrscheinlich Unterstützung für die Fußball-Zweitligamannschaft „Unirea“, die sich unlängst aus der Meisterschaft zurückziehen musste) oder für die Abteilung Rhythmische Sportgymnastik von ACS Transilvania.

Wintersportdisziplinen hatten mehr Glück

Mehr für den Sport könnte der Kreisrat auch indirekt tun, indem er zum Beispiel versucht, die Lage beim Olimpia-Sportkomplex zu klären, diesen eventuell zu vermieten, denn zurzeit sind die Tennis-Sandplätze ungenutzt und werden praktisch dem Verfall preisgegeben. Von ehrgeizigen Projekten wie dem Neubau eines UEFA-konformen Stadions (wie das in manchen Bürgermeister-Wahlkampagnen vorgegaukelt wurde) kann man sich für längere Zeit verabschieden, denn, das muss man akzeptieren, ein Flughafen oder ein neues Krankenhaus sind mit Sicherheit für Kronstadt viel wichtiger als ein Fußballstadion für eine Mannschaft (FC Braşov), die vor der Pleite-Erklärung steht. Trotzdem: In Ploieşti, Klausenburg/Cluj, in Piatra Neamţ, bald wohl auch in Craiova, wurden in den letzten Jahren moderne Sportarenen gebaut.
Kronstadt bleibt eine Hochburg des Wintersports: Eisstadion im ehemaligen „Tractorul“-Park, ausgebaute Ski-Infrastruktur in der Schulerau, Sprungschanze in Rosenau/Râşnov, Biathlon-Arena bei Cheile Grădiştei – das alles lässt sich sehen und ist auch der Austragung 2013 des olympischen europäischen Winterjugendfestivals zu verdanken. Leider hat der nächste Schritt (Bewerbung Kronstadts als Austragungsort 2020 für die Welt-Winterjugendspiele) nicht geklappt.