Ein Banat-Tag im Herzen Europas

„Das Banat – bunte Vielfalt zwischen Donau und Karpaten“/ Jugendliche aus Temeswar und Reschitza dabei

Die Zukunft in Aktion: Jugendliche aus Temeswar und Reschitza beim Banat-Tag in Berlin
Foto: privat

Unter dem Titel „Das Banat- bunte Vielfalt zwischen Donau und Karpaten“ fand kürzlich in der rumänischen Botschaft von Berlin ein Thementag zum Banat statt. Zugegen waren zahlreiche Ehrengäste aus Deutschland und Rumänien, so MdB Hartmut Koschyk, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Werner Hans Lauk, der deutsche Botschafter in Rumänien, Dr. Lazăr Comănescu, der Botschafter Rumäniens in Deutschland, Peter-Dietmar Leber, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Klaus J. Loderer, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, der Vorstandsvorsitzende und der Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Ministerialdirigent i.R Winfried Smaczny bzw. Dr. Harald Roth sowie Dr. Swantje Volkmann, Kulturreferentin für Südosteuropa am Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde die Ausstellung „Das Banat. Eine Reise nach Europa“ gezeigt, die von Kulturreferentin Dr. Swantje Volkmann konzipiert wurde. Während des Themenabends wurden auch die Ergebnisse einer deutsch-rumänischen Jugendbegegnung vorgestellt, die unter dem Motto „Das Banat – bunte Vielfalt zwischen Donau und Karpaten” stand. Vom 17. bis zum 19. Februar trafen sich Schüler aus Temeswar und Reschitza mit deutschen Jugendlichen in Potsdam und tauschten sich über das Beziehungsgeflecht von Heimat und Identität aus. Betreut und konzipiert wurden Thementag und Jugendbegegnung von Corina Ostafi, Stipendiatin des Programms der Bundeszentrale für politische Bildung „Europa gestalten – politische Bildung in Aktion“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, MdB Hartmut Koschyk, hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung mit Botschafter Werner Hans Lauk getroffen, um sich über die aktuelle politische Lage in Rumänien, insbesondere über die Situation der deutschen Minderheit, zu informieren.

In ihren Grußworten hoben der Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Lazăr Comănescu, und der Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Dr. Harald Roth, die politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Banater Schwaben hervor, die nach ihrer Ansiedlung Ende des 17. Jahrhunderts insbesondere stark zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beigetragen hätten. Rumänien könne sich glücklich schätzen, da man eine kulturelle und ethnische Vielfalt wie im Banat nur selten antreffe, so Botschafter Dr. Comănescu. Der aus Temeswar stammende Redakteur der Deutschen Welle, Ernst Meinhardt, referierte über die wechselvolle Geschichte des Banats und stellte die verschiedenen Regionen mit ihren Städten und Baudenkmälern von großer historischer Bedeutung vor. Auch verwies er auf die bislang wenig erforschte französische Besiedlung des Banats und dass die mundartliche Verwandtschaft zwischen den Banater Schwaben und Lothringen bis heute dokumentiert sei.

Die Banater Schwaben stammen aus verschiedenen Teilen Süddeutschlands und aus Lothringen. Sie wurden von der Österreichischen Hofkammer seit Ende des 17. Jahrhunderts in der – nach den Türkenkriegen teilweise entvölkerten und verwüsteten - Pannonischen Tiefebene entlang der Militärgrenze angesiedelt. Die Mehrheit der Siedler kam aus Franken, Bayern,  Österreich, dem Elsass, Lothringen, Luxemburg, Baden und der Rheinpfalz. Auch kleinere Gruppen aus Mitteldeutschland und dem Sauerland sind nachweisbar. Nur ein kleiner Teil stammte aus schwäbischen Regionen im Bereich des ehemaligen Vorderösterreich. Die Abwanderungen zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und in den Krisenjahren der 1930er Jahre, die Teilnahme an Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg, Flucht, Verschleppung und Vertreibung sowie die Auswanderungswellen in der kommunistischen Zeit haben die Banater Schwaben in Rumänien zu einer verschwindend geringen Minderheit schrumpfen lassen. Im Anschluss stellten die deutschen und rumänischen Jugendlichen aus dem Banat die Ergebnisse des Workshops „Das Banat – bunte Vielfalt zwischen Donau und Karpaten” vor. Dabei veranschaulichten die Jugendlichen anhand von stimmungsvollen Fotografien, die sie im Banat aufgenommen haben, die kulturelle Verwurzelung der deutschen Minderheit im Banat.

Im Gespräch mit Dr. Robert Born, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig, erläuterte Prof. Dr. Rodica Vârtaciu anhand ausgewählter Beispiele die Barockarchitektur in verschiedenen Orten des Banats. Ein bis heute sichtbarer Ausdruck der künstlerischen Gestaltung der Banater Schwaben in der Region war der österreichisch geprägte Barock. Die kulturelle und künstlerische Übernahme dieser Formenwelt wurde in dem Buch „Barock im Banat“ von Prof. Dr. Rodica Vârtaciu erstmals umfassend in ihren vielfältigen Ausdrucksformen und Auswirkungen dargestellt. Der aufwendig bebilderte Band stellt die Leistungen der Epoche in ihrer ganzen Bandbreite dar und verdeutlicht, wie verschiedene Einflüsse barocke Formen eigenständiger, regionalspezifischer Ausprägung hervorbrachten. Im Gespräch mit Dr. Robert Born erläuterte Prof. Dr.Vârtaciu anhand ausgewählter Beispiele die Barockarchitektur in verschiedenen Orten des Banats und bettete sie in den historischen Zusammenhang ein.

Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk wies darauf hin, dass Deutschland und Rumänien langjährige, gute Beziehungen verbinden würden. Sie hätten ihre Grundlage im Freundschaftsvertrag von 1992 gefunden. Zwischen beiden Ländern bestehe ein reger Kulturaustausch. Der Freundschaftsvertrag sei auch die völkerrechtliche Grundlage für die Förderung der deutschen Minderheit in Rumänien. Die beiden Staaten hätten sich darin zur Unterstützung der deutschen Minderheit verpflichtet. Diese Förderung werde auch in Zukunft ein fester Bestandteil der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien sein. Die Donau verbindet nicht nur die beiden Länder, sondern führt auch in der intensiven Donaukooperation zusammen. Ein wichtiges Bindeglied stellten dabei auch die Banater Schwaben dar, die Hartmut Koschyk als Brückenbauer zwischen beiden Ländern in einem Europa der Vielfalt auswies.