Ein Festtag für das Banat

21. Juli 1718 oder die Heimkehr des Banats nach Europa

Erinnerung an die Gründer: Der Temeswarer Domplatz, das architektonische Schatzkästlein der Stadt im Barockstil, erinnert heute wie kein anderer Ort der Begastadt und des Banats an die Kaiserzeit. In seiner Mitte ein Mahnmal gegen das Vergessen, die Dreifaltigkeits- oder Pestsäule (1740). Drei Tafeln erinnern an die drei großen Plagen – Krieg, Hunger, Pest – mit denen die ersten deutschen Ansiedler im Banat zu kämpfen hatten.
Foto: Zoltán Pazmány

Die rumänische Westregion, das Banat, wird ab heuer am 21. Juli seinen eigenen Festtag, den Tag des Banats, begehen. Ein diesbezügliches Gesetz wurde im rumänischen Senat kürzlich verabschiedet. Die Initiative kam von dem Temeswarer Senator Molnár Zsolt (UDMR) und wurde von allen Senatoren und Abgeordneten aus der Region Banat, einschließlich jener der Fraktion der nationalen Minderheiten, vollauf unterstützt. Damit soll ein für die Geschichte des Banats bedeutendes Ereignis gewürdigt werden: Am 21. Juli 1718, nach Beendigung des Venezianisch-Österreichischen Türkenkriegs mit dem Sieg der Koalition, wurde der Frieden von Passarowitz (Pozarevac) von Karl VI. und der Republik Venedig, den Siegern, einerseits sowie Sultan Achmed III., dem Besiegten, andererseits unterzeichnet.

Die damit von den damaligen Großmächten Europas getroffenen Entscheidungen waren allgemein entscheidend für die Geschichte Europas, speziell jedoch für das weitere Geschick des Banats: Das Osmanische Reich trat damit das Banat, die kleine Walachei sowie Nordserbien mit Belgrad und einem Grenzstreifen in Nordbosnien an Österreich ab. Somit kehrte das Banat nach 164 Jahren der Türkenherrschaft wieder in die Reihe der europäischen Regionen zurück. Für diese von den Kriegen und den türkischen Raubzügen verheerte und entvölkerte Region bedeutete es DEN geschichtlichen Wendepunkt, die Rettung vor dem sicheren Untergang in der Geschichte aber auch den Beginn der Neuzeit im Banat.

Dieser Banater Festtag vom 21. Juli soll nach drei Jahrhunderten auch als eine späte, aber gebührende Würdigung der herausragenden, im 20. Jahrhundert oftmals minimalisierten, in der kommunistischen Epoche zu Unrecht gar verschwiegenen Leistungen der Gründer verstanden sein: Schon am 18. Oktober 1716 zog Prinz Eugen von Savoyen mit den siegreichen österreichischen Heeren in die Temeswarer Festung ein und legte den Grundstein für die moderne, europäische Entwicklung der Stadt und der Region. Das Banat wurde Kron- und Kammerdomäne, es erhielt mit der eigenen Militärverwaltung eine Sonderstellung im Habsburgerreich. Die Macht wurde hier allein vom Kaiser ausgeübt, vor Ort durch den Grafen Claudius Florimund Mercy als erster Gouverneur des Banats.

Es sollte ein bemerkenswerter Wiederaufbau und ein Neuaufbau nach k.u.k.-Maßstäben folgen: Das Banat erhielt zuerst eine moderne, einheitliche Verwaltung. Von höchster Bedeutung für die Zukunft des Banats kann man die deutsche Ansiedlung im 18. Jahrhundert bezeichnen, die drei sogenannten „Schwabenzüge“ sollten die Bevölkerungsstruktur des Banats entscheidend prägen. Bestehende Siedlungen wurden neubelebt, entvölkerte Landstriche wurden urbar gemacht und neubesiedelt. Angesiedelt wurden aber nicht nur Deutsche, sondern eigentlich Vertreter fast aller Völkerschaften Europas: Franzosen, Italiener, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Kroaten, Bulgaren, ja gar Spanier oder Armenier. Das hat in dieser historischen Region Mittel-europas zur Herausbildung eines multiethnischen Völkergemisches, aber auch, wie in den kommenden Jahrhunderten und auch heute angeführt, zu einem friedlichen Zusammenleben und zum wirtschaftlich-sozialen-kulturellen Aufschwung geführt. Die letzte Volkszählung im Kaiserreich 1913 wies folgende Grundstruktur der Banater Bevölkerung (insgesamt 500.835 Einwohner) auf: 170.000 Rumänen, 166.000 Deutsche, 80.000 Ungarn und 70.000 Serben.

Das Banat, immer ein kleiner Landstrich zwischen den Großmächten, sollte in diesen drei Jahrhunderten von dem Wechselgang der europäischen Geschichte und seinen großen Kriegen nicht verschont bleiben. 1718-1867 war es österreichische Krondomäne, worauf es wieder dem ungarischen Königreich eingegliedert wurde. Als Versuch gegen eine Teilung riefen die Banater am 1. November 1918 (für zwei Wochen) gar eine Banater Republik aus. Am 3. August 1919 marschierten die rumänischen Truppen ein. Mit dem Vertrag von Trianon vom 4. Juni 1920 erfolgte dann doch die Dreiteilung des historischen Banats (28.523 Quadratkilometer): Zwei Drittel (18.949 Quadratkilometer) gingen an Rumänien, ein Drittel an Serbien und ein Zipfel im Nordwesten, 271 Quadratkilometer, an Ungarn. 1923 kam es noch zu einer Grenzbereinigung und einem Austausch von Ortschaften zwischen Rumänien und dem Königreich Serbien: Damals kamen die Banater Ortschaften Hatzfeld, Großscham, Tschene und Neuburg zu Rumänien.

Der Temeswarer UDMR-Abgeordnete und Gesetzesinitiator Molnár Zsolt führt wichtige Argumente für diesen Banater Festtag an: „Die regionale Identität war und ist in Rumänien wie auch in der EU und Europa von Bedeutung. Und es ist wichtig, dass der rumänische Staat seinen Regionen und deren Identität, so auch der Region Banat, eine besondere Aufmerksamkeit schenkt.“ Einem anderen historischen Tag, dem 18. Oktober 1716, dem Datum des Einzugs der siegreichen Heere von Prinz Eugen von Savoyen in Temeswar, hätte wohl die gleiche Ehre zuteil werden können. Dieser wurde jedoch schon 2011 durch einen Beschluss des Temeswarer Stadtrats zu einem Festtag der Stadt Temeswar bestimmt.