Ein Jahrhundert nach dem Bau – Sorgen um die Kimmel-Villa

Temeswarer Prunkbau angeblich auf der Verkaufsliste

Kurz vor der Räumung: Die Kimmel-Villa, in der (noch) das Französische Institut untergebracht ist.

In kurzer Zeit vom Prunkbau zur Ruine: das Mühle-Haus
Fotos: Zoltán Pázmány

Zwar hat das Französische Kulturzentrum im Laufe der Jahre seinen Namen in Französisches Institut Temeswar/Timişoara geändert, sein Sitz ist jedoch seit 22 Jahren der gleiche. Das soll sich aber bald ändern und der vor Kurzem abgehaltene Nationalfeiertag Frankreichs dürfte der möglicherweise letzte in dem Gebäude auf dem C.D. Loga-Boulevard Nummer 46 gewesen sein. Der Bau, als Villa Kimmel bekannt, wurde nämlich im Jahr 2007 per Restitutionsgesetz an die rechtmäßigen Erben zurückerstattet und im kommenden Jahr muss er von den derzeitigen Mietern geräumt werden.
Der bevorstehende Umzug der Kultureinrichtung löst Unzufriedenheit aus, nicht zuletzt beim Personal des Instituts. Vor allem geht es darum, dass nicht etwa die Nachkommen der ehemaligen Besitzer in die Villa einziehen. Die Erben der Villa möchten, derzeitigen Informationen nach, den Prunkbau veräußern und die Kommunalbehörden machen keine Anstalten, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Befürchtungen kommen vor allem deshalb auf, weil viele an das Haus der ehemaligen Rosenzüchterfamilie Mühle auf dem Mihai-Viteazul-Boulevard denken, das innerhalb weniger Jahre nach dem Kauf durch eine Roma-Familie zu einer Ruine geworden ist. Heute steht es notdürftig überdacht und vor dem Einsturz gesichert in einem von Unkraut wuchernden Hof da.

Bis kommenden Sommer soll das Französische Institut in das Gebäude der derzeitigen Dermatologie-Klinik übersiedeln und diese wiederum steht vor einem nicht weniger umstrittenen Umzug. Einen wirklichen Ersatz für die derzeitige Einrichtung der französischen Kultur in Temeswar sei das angebotene Gebäude ohnehin nicht, so die Kritiker. Resignation schwingt hingegen in der Stimme des Direktors des Französischen Instituts, Daniel Malbert, mit, wenn er sagt, man werde so lange wie möglich den imposanten Bau der Villa Kimmel für Events nutzen. Die sogenannte Kimmel-Villa wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg nach den Plänen des Architekten Josef Kremer Jr. im Auftrag des Likör- und Cognacherstellers Ignaz Kimmel gebaut. Nach dessen Tod verkauften die Hinterbliebenen das Gebäude an die Familie Lang, die das Haus bei der Verstaatlichung einbüßte und sich nach Frankreich absetzte. 2007 wurde die Villa den Nachkommen der Enteigneten zugesprochen. In den 1960er Jahren beherbergte die Kimmel-Villa die Kunstsammlung des Banater Museums und wurde danach als Gästehaus des Diktators Nicolae Ceauşescu umfunktioniert. Dieser hat es jedoch angeblich nie genutzt. 1992 vermietete der Temescher Kreisrat die Villa an das damals neu gegründete Französische Kulturzentrum.