Ein kubanisch-amerikanisch-sowjetisch-rumänisch-schweizer Zufall (Internationale Zufälle)

1954 wurde in den USA ein Automodell namens Ford Fairlane Crown Victoria produziert. Dieser Name sollte ein Hinweis auf das Anwesen Fair Lane des Ford-Gründers Henry Ford sein. Im letzten Juli war ich mal wieder in Kuba, wo ich das Vergnügen hatte, mit einem solchen Auto im östlichen Teil der Insel, zwischen Guardalavaca und Banes, gefahren zu werden. Man setzte es dort, auf dieser Insel, die teils immer noch im Zeitloch der Fünfziger  des letzten Jahrhunderts schlummert, als Taxi ein. Rodolfo, der Taxifahrer und stolze Oldtimer-Besitzer, ließ mich den alten Ford sogar ein Stück fahren, wonach wir am Rande des staubigen Landwegs hielten und ich mich in der sengenden Hitze, im Schatten der Palmen, lässig ans Auto lehnend von Rodolfo fotografieren ließ. Zurück in Düsseldorf – auf Kuba kommt man nicht einfach so von einer Landstraße ins Internet - postete ich dieses Foto bei Facebook.

Daraufhin folgten eine Menge Likes von staunenden Freunden, Autofreaks und Nostalgikern und ein hochinteressanter Kommentar: „Toll, ich besaß einmal eine sowjetische Nachahmung dieses Autotyps, einen GAS 21. Ich musste ihn leider bei der Rückkehr in die Schweiz in der Kirgisischen Republik zurücklassen.“

Der Kommentar stammte vom Schweizer Urs Herren. Ich dachte über diesen Kommentar nach, ja, es gibt manchmal ganz schön verrückte Zufälle. Ich hatte also im kommunistischen Kuba kürzlich ein altes amerikanisches Auto gefahren, dessen sowjetische Nachahmung ein Schweizer in der Vergangenheit in der Republik Kirgisien, Unionsrepublik der ehemaligen Sowjetunion, gefahren hatte und nun trafen wir rein zufällig im Internet auf-einander. Umso skurriler dieser Zufall, als der Motor des amerikanischen Fords auf Kuba schon längst nicht mehr den Originalmotor benutzte, wie mir Rodolfo berichtet hatte. Man hatte ihm den Motor des ehemaligen sowjetischen Moskwitsch-Autos eingebaut, bei ihrem Rückzug hatten die Russen ja nicht nur Propagandasprüche und bittere Armut auf Kuba hinterlassen. Und um mit dem dritten verrückten Zufall zu schließen: Urs Herren, der Ex-Besitzer der sowjetischen Ford-Nachahmung, ist zurzeit, wie ich dank Mister Google herausfand, der aktuelle Botschafter der Schweiz in Rumänien. Ich bin wiederum rein zufällig in diesem Land geboren.