Ein Oscar für den Umweltschutz

Schulwettbewerb „ecOprovocarea“ für Umdenken auf breiter Basis

Teia Gavrilescu (zweite von rechts) wurde im österreichischen Außenwirtschaftszentrum der diesjährige Global Award Umweltpreis für Rumänien verliehen.

Umweltbotschafterinnen Bianca und Gabriela nahmen die Urkunde entgegen.
Fotos: Nina May

Ökologische Initiative ist nicht unbedingt an der Tagesordnung in Rumänien. Umso wichtiger die Würdigung der wenigen, die Pionierarbeit an dieser hart umkämpften Front leisten. Ihre Gegner?  Ignoranz, Unwissen, und Gleichgültigkeit! Teia Gavrilescu hat sie in den acht Jahren, seit ihre Umwelt-NGO „Viitor Plus“ ins Leben gerufen wurde, allesamt zur Genüge kennengelernt. 

Müllsammelaktionen, Waldbepflanzungen, Aufklärungsprojekte – es ist ein Kampf gegen Windmühlen, wenn sich nichts Grundlegendes im kollektiven Bewusstsein der Rumänen ändert. Dabei hatte „Viitor Plus“ seit seiner Gründung 2006 bereits mehrere Umweltpreise im Rahmen der Projekte „Gala der Zivilbevölkerung“, „Adoptiere einen Baum!“, „Werkstatt für Gewebe“, „Recicleta“ und „Valea Teleajenul, deine Ökogemeinde!“ eingeheimst.

Umdenken aber gelingt nur mit einer großangelegten Sensibilisierungskampagne. Am besten an der Basis anfangen, sagte sich daher die Umweltschützerin, die heuer mit ihrer Initiative „ecOprovocarea“ für Schüler auf Landesebene den weltweit prestigereichsten Umweltpreis „Energy Globe Award“ gewann. Seite an Seite mit dem Sponsor des Projekts, dem größten rumänischen Hersteller für kleindimensionierte Stahlrohre ohne Schweißnaht, der Firma Tenaris Silcotub mit Produktion in Zal²u und Stahlfabrik in Călăraşi.

Schneeballeffekt durch Werbung von Öko-Botschaftern

In mittlerweile 161 Ländern wird der begehrte Preis der vom österreichischen Energiepionier Wolfgang Neumann 1999 gegründeten Stiftung Energy Globe jeweils jährlich im Mai bis zum Weltumwelttag am 5. Juni verliehen. Teia Gavrilescu und ihre Projektpartner von der Firma Tenaris Silcotub sowie zwei ausgewählte Schülerinnen der am Wettbewerb teilnehmenden Bildungsanstalten in Z²lau und Calara{i wurden am 28. Mai im österreichischen Außenwirtschaftszentrum Bukarest im Beisein von Vertretern der österreichischen Botschaft und der Presse geehrt. In ihrer Kurzpräsentation zur Darstellung des Projekts verrät die Gewinnerin: „Schnell wurde mir klar, dass ich potente Mitstreiter aus dem Bereich der Wirtschaft brauchte.“ Doch nachdem die Gründerin der in Bukarest ansässigen Vereinigung „Viitor Plus“ die Werbetrommel für ihre Idee eines umfassenden Umweltwettbewerbs an möglichst vielen Schulen des Landes rührte, passierte erstmal lange gar nichts. Dann zeigten sich ausgerechnet eine Firma aus Zălau und Călăraşi interessiert.

In 25 Lyzeen und Allgemeinschulen wurde das Projekt daraufhin in beiden Städten gestartet. Zusammen mit ihren Lehrern sollten sich interessierte Schüler zu Multiplikatoren für Umweltprojekte etablieren, die Schulen gegeneinander im Wettbewerb antreten. Mit finanzieller Unterstützung des Unternehmens erarbeiteten die Kinder Fotoreportagen über Biodiversität, initiierten Müllsammelaktionen, warben Umweltbotschafter, statteten Bürgermeisterämtern und Behörden Besuche ab oder klärten in Seminaren Kinder und Erwachsene über relevante Umweltthemen auf, die sie sich zuvor minutiös erarbeitet hatten.

Das akribisch dokumentierte Ergebnis der letzten vier Jahre kann sich sehen lassen: Über 15.000 Personen – vor allem Lehrer und Schüler – hatten sich direkt an den Aktionen beteiligt, mehr als 100.000 Personen kamen in den Genuss ihrer Aufklärungskampagnen. 1768 Organisationen und externe Institutionen in den beiden Städten konnten für das Projekt gewonnen werden, über 1000 mal wurde es in den Massenmedien erwähnt. Hierfür wurden von den Schülern mehr als 18.000 aufklärende Materialien – Dokumentationen, Handzettel, Zusammenfassungen von Informationen aus verschiedenen Quellen – erstellt. Insgesamt 54.000 Stunden Volontariat entfielen auf Aktivitäten wie Aufforstung, Hygienisierung von Grünflächen, Umwelterziehung, Recycling und Müllentsorgung.

Zur Aufklärung an breiter Front organisierten die Schüler über 2100 Öko-Events, warben 400 Öko-Botschafter, die ihrerseits Aufklärungskampagnen betrieben und über ihre Aktivitäten monatlich Bericht erstatteten – ein Schneeballeffekt mit stolzen Ergebnissen, die alle dokumentiert wurden. Die direkte Wirkung auf die Umwelt lässt sich daher genau beziffern: Über 270.000 Kilogramm Müll wurden gesammelt und 16 Materialien dem Recycling-Prozess zugeführt: Papier, Karton, Plastik, Glas, Aluminium, Eisen, Batterien, Leuchtkörper, Altöl, Holz, Möbel, elektrische und elektronische Geräte. 238.000 Quadratmeter Grünflächen wurden Frühling wie Herbst gesäubert, gepflegt und bepflanzt, 54.000 Waldbaumstecklinge im Rahmen von Aufforstungskampagnen gesetzt. Sogar vier Gesetzesvorschläge wurden auf Betreiben der Schüler an die lokalen Verwaltungen von Zalău und Călăraşi eingereicht – zum Beispiel für die Einrichtung von Fahrradpisten oder die Pflanzung eines Bäumchens für jedes neugeborene Kind. Dreien der Anträge wurde stattgegeben.

Jeder der Teilwettbewerbe der letzten vier Jahre dauerte sechs bis sieben Monate und umfasste zwischen vier und zehn Schulen, wobei an jeder Bildungsinstitution zwei bis drei Lehrer und zirka zehn Schüler als Umweltbotschafter fungierten, um intern für das Projekt zu werben und die Teilnahme zu stimulieren. Diese wurden zuvor in einer speziellen Konferenz zum Thema Persönlichkeitsentwicklung, Umweltschutz und Organisation von Projekten instruiert.

Die Aktivitäten jedes Wettbewerbs wurden von einem Koordinator in Vollzeitstellung überwacht, monatliche Berichte dokumentierten den Erfolg aller Teilnehmer. Die Punktevergabe für die anschließende Preisverleihung erfolgte durch eine nationale Jury, als Gewinne winkten den Schülern attraktive Preise.

Bei der Verleihung des Energy Globe Award kamen auch die beiden Schülerinnen zu Wort, welche die Urkunde stellvertretend für alle Teilnehmer entgegennahmen. Bianca (6. Klasse) berichtete von einer Aufklärungskampagne, die sie vor 100 Gendarmen abgehalten hatte. Sabrina erzählte, an ihrer Schule hätte man sich so an die Projekte gewöhnt, dass man auch nach dem Wettbewerb auf jeden Fall weitermachen wolle...

Ein Oscar für Umweltschützer

Was der Gründer der Energy Globe Foundation mit seiner Initiative im Sinn hatte, war die Einführung einer Art „Oscar“ für Umweltschützer. Tatsächlich ist die seit 2000 jährlich stattfindende Preisverleihung längst zu einem weltweiten Spitzenevent avanciert. Für den Gewinner des internationalen Preises in einer der fünf Kategorien Erde, Feuer, Wasser, Luft und Jugend werden jeweils 10.000 Euro ausgelobt. Insgesamt wurden seit Gründung der Stiftung über 6000  Projekte eingereicht.

Die Gewinner werden jeweils in den österreichischen Außenwirtschaftszentren ihrer Länder prämiert. Ihre Projekte reichen von High-Tech bis zu einfachen, praktikablen Ideen und liefern Antworten auf viele Herausforderungen zum Thema Umweltschutz. Sie werden jedes Jahr ab dem 5. Juni auf www.energyglobe.info präsentiert. Die Jury des Wettbewerbs leitet der frühere indische Energieminister Maneka Gandhi. Die Schirmherrschaft über den Umweltpreis hält die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) in Zusammenarbeit mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) inne. Das Motto der Kampagne: „Wir retten den Planeten durch Handeln, nicht durch Reden.“ Und: „Nachhaltigkeit beginnt bei dir!“

Auf seiner Webseite bietet Energy Globe außerdem einen kostenfreien Online-Check zur Ermittlung des individuellen Energiesparpotenzials. Mit dem Online Solar-Tool können Bürger zudem mit Hilfe eines auf der Basis länderspezifischer Daten arbeitenden Programms herausfinden, wie man an ihrem Standort Sonnenenergie effizient nutzen könnte. Ein globaler Zähler verrät die Summe der potenziellen Energieeinsparungen sowie die der tatsächlich erzeugten Solarenergie.

Wer sich selbst mit einem Projekt für den Energy Globe Award bewerben möchte, kann dieses jährlich ab Ende Mai einreichen. Details zum Wettbewerb und die nötigen Formulare finden Sie unter www.energyglobe.info zum Download oder unter der Kontaktadresse cornelia.kirchweger@energyglobe.com.