Ein Team, das noch zusammenfinden muss

Vollversammlung der Sektion Kronstadt des Siebenbürgischen Karpatenvereins

Die Julius Römer-Hütte von einst und von heute auf einer 2007 von der SKV-Sektion Kronstadt herausgebrachten Ansichtskarte

Die bei der zweiten Einberufung laut Satzung unabhängig von der Teilnehmerzahl beschlussfähige Vollversammlung der Kronstädter Sektion des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) wurde am Montag, dem 9. Mai, im Sitzungssaal des Blumenauer Altenheimes abgehalten. Dieser Raum als SKV-Treffpunkt war eine Neuigkeit, die sich aus der Suspendierung der Beziehungen zwischen SKV Kronstadt und Kronstädter Forum erklärt. Dazu entschloss sich das Kronstädter Forum, nachdem es vom Siebenbürgenforum Hinweise bekam in Bezug auf die Beziehungen zwischen dem SKV als Dachverein und seiner Kronstädter Sektion. In Hermannstadt erwartet man, dass die Kronstädter Sektion den Dachverein aktiver unterstützt. Wer sich von der Vollversammlung eine Klärung in dieser Hinsicht erhofft hatte, wird enttäuscht sein, denn wie bei der Vollversammlung gewählt und was dabei beschlossen wurde, bedeutet kein Entgegenkommen in Richtung der Forumserwartungen.

Die Julius-Römer-Hütte als Aushängeschild

Vieles, fast alles in den gespannten Beziehungen zwischen dem SKV als Dachverein und dessen größter Sektion, Kronstadt, dreht sich um die Julius-Römer-Hütte am Schuler/Postăvaru. Die Hütte wurde dem Verein nach der Wende, vorläufig als einzige ehemalige SKV-Hütte, rückerstattet und befindet sich nun im Besitz der Sektion Kronstadt. Diese verpachtete sie an „Cabana Julius Römer SRL“, deren Inhaber Rolf Truetsch ist, vormaliger Vorsitzender/Obmann der Sektion Kronstadt. Da die Hütte umfassende Umbau- und Reparaturarbeiten benötigte,  die meist dringlich waren, sollte ein Ausgleich erfolgen zwischen Investitions- und Mietkosten. In dieser Hinsicht wurde einiges erreicht, aber noch ist nicht alles geklärt.

Rolf Truetsch zog sich auch aus dem Vorstand der Sektion zurück, obwohl er den Vorwurf eines Interessenkonfliktes zwischen seiner Eigenschaft als Pächter (seine GmbH) und einer führenden Stellung in der Leitung des Verpächters (SKV Kronstadt) von sich weist. Was er in diesen Jahren an Arbeit und Geld in die Hütte investiert habe, das habe er für den SKV und seine Familie getan, sagt Truetsch. Die Hütte ist landesweit als eine der schönsten bekannt und wird in der Tat unter den Bergfreunden mit dem SKV und mit dem Namen Truetsch identifiziert. Sie ist das Aushängeschild des Vereins. Da ist nun der Sektionssitz eingetragen, es gibt einen Büroraum, die SKV-Mitglieder erhalten bestimmte Ermäßigungen bei der Übernachtung, können auch ihre mitgebrachten Jausen in der Hütte essen (was in rumänischen Berghütten nicht selbstverständlich ist). Hinzu soll nun ein Raum kommen, wo über die Geschichte des Kronstädter Bergtourismus informiert wird. Damit die Hütte noch schöner wird, sagt der Hüttenwart.

Beim SKV-Dachverein erhofft sich Geschäftsführer Marcel Şofariu dass die Hütte nicht nur Aushängeschild, sondern auch Triebkraft der SKV-Vorhaben wird, da die finanziellen Mittel dazu vorhanden seien. Vor allem für Projekte, die den Rahmen eines lokalen Wandervereins sprengen und wichtig für den rumänischen Bergtourismus insgesamt sind (z. B. die Anbindung an das europäische Fernwandernetz). Dafür konnte er erfolgreich eine Projektförderung im Rahmen des Schweizerisch-Rumänischen Programms für Zusammenarbeit beantragen. Viele gelungene Veranstaltungen (Tagungen, Workshops, Hüttenabende, Sitzungen) hatten in der Tat die Hütte als Gastgeber, wovon sowohl der „große SKV“ als auch die Sektion Kronstadt nur zu gewinnen hatten. Aber es sieht nun mal so aus, dass eher der SKV auf die Kronstädter Hütte angewiesen ist als umgekehrt.

Eine erfolglose Gegenkandidatur

In ihrem Tätigkeitsbericht hatte Christel Berbec, die Vorsitzende der Sektion Kronstadt, sowohl Erfolge als auch Rückschritte verzeichnen können. Bei letzteren handelt es sich um einen Rückgang der Mitgliederzahl hauptsächlich wegen Nichtbegleichung der Mitgliedsbeiträge in den letzten zwei Jahren. Auch für die SKV-Aktivitäten zeige man zunehmend weniger Interesse. So konnten z. B. keine Sommerlager mehr abgehalten werden. Vergünstigungen bei der Hütte setzen auch Verpflichtungen ihr gegenüber voraus, das heißt freiwillige Arbeitsgruppen von 10-15 SKV-Mitgliedern wären an manchen Wochenenden dort erwünscht bei Reinigungsaktionen, Holz schichten, Gemüse für den Winter einlagern usw. Zu den Mängeln zählt letztendlich auch die gestörte Beziehung zum Kronstädter Kreisforum – ein Problem, das aber lösbar sei.

Vor den Wahlen des neuen Vorstandes für ein vierjähriges Mandat (2016 – 2020) schlug Sektionssekretär Tiberiu Fazakas vor, in offener Wahl für jedes Vorstandsmitglied abzustimmen und drückte sein Vertrauen aus, dass bei mehreren Kandidaturen für dieselbe Position im Vorstand jeder Teilnehmer seine Stimme nur für einen Vorschlag abgeben werde, also dass nicht derselbe Wähler gleich jedem der zwei oder mehreren Kandidaten seine Wahlstimme vergebe. Geschäftsführer Marcel [ofariu sorgte für eine Überraschung: Als Kronstädter und Mitglied der Sektion kündigte er an, sich für den Vorsitz der Sektion zur Verfügung zu stellen. In Anbetracht der Probleme in der Sektion sehe er eine Wiederwahl des alten Vorstandes als verfehlt an. Dieser habe seine Pflicht nicht getan und es sei nicht zu erwarten, dass die versprochenen Verbesserungen unter der alten Führung auch erfolgen werden. Er habe auch an andere kompetente SKV-Mitglieder gedacht, die ihm im Vorstand beistehen könnten. Um eine Kontinuität zu wahren, wollte er Tiberiu Fazakas als Sekretär und Geschäftsführer beibehalten. So kam es zu einer „Kampfabstimmung“ zwischen Manager Şofariu und der Bergfreundin Christel Berbec. Dieser Vorstoß kam aber nicht gut an – eine deutliche Mehrheit war auf Seiten der bisherigen Vorsitzenden.

Fragezeichen, die bleiben

Die Wahlen werfen aber einige Fragezeichen auf. Bevor abgestimmt wurde, wurde daran erinnert, dass in der Satzung des Dachvereins von einer Empfehlung oder Zustimmung von mindestens zwei der fünf Vorstandsmitglieder seitens des Siebenbürgenforums (unter dessen Obhut der SKV steht) kommen muss. Dieser Paragraph findet sich in der Satzung der Sektion Kronstadt nicht wieder, obwohl eine diesbezügliche Änderung im Gespräch war. SKV-Präsident Thomas Luczay wies darauf hin und kündigte an, sich der Stimme bei diesen Wahlen zu enthalten – sozusagen ein Veto gegen deren Abhalten. (Dafür wäre eigentlich eine Nichtteilnahme passender gewesen). Im neuen Vorstand gibt es zumindest zwei Personen (Rechtsanwalt Florin Bogdan Cârnaru als stellvertretender Vorsitzender und Jugendvertreter George Kudor), die beruflich zurzeit in Bukarest tätig sind und von dort aus mitwirken werden. Bei den Wahlen beteiligten sich übrigens mehrere Bukares-ter, die in der Sektion Kronstadt eingeschrieben sind, obwohl es nun auch eine SKV-Sektion in Bukarest gibt.

Gewählt wurden auch Berater für Bereiche wie Umweltschutz, Sport, Medien, Rechtswesen u. a. Auf Beschluss der Vollversammlung wurde die Kronstädter Bergveteranin Natascha Kolokolnikov zum SKV-Ehrenmitglied erklärt. Ehrenvorsitzender Alexandru Floricioiu wurde im Amt bestätigt. Im Ehrenrat sitzen: Gerhard Rudolf, Dan Petrescu, Dieter Ziriakus und Rolf Truetsch. Der SKV-Hüttenwart erhält somit eine Würdigung seiner Tätigkeit, so Fazakas, da er keine andere leitende Funktion in der Sektion habe. Wie nun der Dachverband mit der neuen/alten Lage in ihrer Kronstädter Sektion umgehen werde, ist abzuwarten. Die bisherigen Kompromisse sichern ein Überleben, aber höhere Ziele erfordern einen echten Teamgeist, der im Verein zwischen Kronstadt und der zentralen SKV-Leitung inzwischen schmerzlich vermisst werden dürfte. In den Beziehungen zum Kronstädter Forum wird sich kaum etwas ändern. Die Mehrheit der SKV-Mitglieder aus Kronstadt und die Pächter der Julius Römer-Hütte sind wohl überzeugt, dass das Forum ihnen nichts vorzuschreiben habe. Das ist zumindest aus ihrer Einstellung zu schließen.