Ein Thema, das den Wahlkampf überdauert

Kronstadt beansprucht ein neues regionales Krankenhaus

Ein neues Krankenhaus für Kronstadt/Braşov war, nach dem Kronstädter Flughafen, ein Thema im Wahlkampf, das von Politikern aber auch von den Wählern als wichtiger betrachtet wurde als urbane Mobilität, Tourismus, Unterricht, Kulturstrategie, wirtschaftliche Entwicklung oder Warmwasserprobleme. Denn es hat mit der Sicherheit der Bürger zu tun und betrifft praktisch jede Familie. Die Notwendigkeit des neuen Hospitals wurde gut ein halbes Jahr vor Wahlkampfbeginn, im September 2015, von dem Arzt Dan Grigorescu angesprochen, indem er die zivile Gesellschaft aufrief, Druck auf die Entscheidungsträger vor Ort und auf Bukarest auszuüben. Zuerst kam es zu einer on-line-Unterschriftenaktion, dann wurde eine Facebook-Gruppe gegründet und Ende November entstand „Asociaţia Noul Spital Braşov“ (ANSB) – der Verein Neues Krankenhaus Kronstadt.

Man fühlt sich übergangen

Ausschlaggebend für diese Initiativen war der Regierungsbeschluss, moderne regionale Krankenhäuser in Craiova, Klausenburg/Cluj und Jassy/Iaşi zu bauen. Kronstadt hatte man (wieder einmal) übergangen – dieser Eindruck machte sich schnell breit. Die Kronstädter brauchen dringend ein neues, modernes Krankenhaus, das aber auch für die Bevölkerung des gesamten Kreises und die angrenzenden Gebiete der Nachbarkreise Covasna und Prahova gedacht ist. Einige der Argumente, die genannt wurden, sind: Kronstadts führende Rolle in der Wirtschaft und im Tourismus innerhalb der Wirtschaftsregion Zentrum; die Tatsache, dass bedeutend mehr Geld an den Staatshaushalt überwiesen wird, als von Bukarest zurückkommt; die Existenz einer Medizinfakultät; die ungünstige Verteilung der Krankenhäuser in der Stadt am Fuße der Zinne. Es wäre also nicht verkehrt und strategisch gerechtfertigt, den drei regionalen Krankenhäusern ein viertes, zentral in Kronstadt gelegenes, hinzuzufügen.

Versprechen in Zusammenhang mit einem neuen Krankenhaus gab es auch früher. Als aussichtsreichster Standort dafür wurde Honigberg/Hărman in Erwägung gezogen – ein Projekt, für das der Ex-Kreisratsvorsitzende Aristotel Căncescu viel Werbung und Druck machte. Letztendlich war die Frage, ob die rund 10 Kilometer Entfernung zu Kronstadt nicht ein ernster Nachteil sei, belanglos, denn auf dieses Projekt wurde verzichtet – hauptsächlich weil das Geld dazu einfach fehlte. Dafür begann eine Teilsanierung des Kreiskrankenhauses, die sicherlich notwendig war, aber nicht die Lösung des Problems darstellen konnte. Kritiker sprachen da von „Flickarbeit“.

Ein logistisches Chaos

Das Kronstädter Kreiskrankenhaus wurde in den 1970er Jahren gebaut, als landesweit solche medizinische Einheiten in vielen Kreisvororten entstanden. Heute sei es mit seinen 600 Krankenbetten einfach zu klein, klagt Dr. Dan Grigorescu, der Experte in Krankenhausmanagement ist und seit 25 Jahren in der Abteilung für plastische Chirurgie arbeitet, die er zwischendurch auch leitete. Schwerwiegender ist die Tatsache, dass das Kreiskrankenhaus nicht alle Abteilungen unter einem Dach vereinigt. Zum Kreiskrankenhaus gehören heute auch die Krankenhäuser „Tractorul“ und „Astra“, die ursprünglich hauptsächlich für die Belegschaft der zwei größten Kronstädter Maschinenbauwerke gedacht waren. Hinzu kommt das Mărzescu-Krankenhaus – untergebracht in einem alten Bau, der heutigen ärztlichen Standards nicht mehr entspricht und auf den früher oder später verzichtet werden muss. Folglich kann da schwer von multidisziplinärer Behandlung vor Ort gesprochen werden. Die Patienten werden oft hin- und hertransferiert; Ärzte und Geräte sind verteilt; oft stehen keine kompletten Teams zur Notfall-Betreuung (linie de gardă) zur Verfügung.

Um alles bürokratisch zusätzlich zu verkomplizieren, sind die drei Krankenhäuser in Immobilien untergebracht, die Stadteigentum sind und nicht dem Kreisrat gehören, der das Gesundheitswesen trägt.
Außer dem Kreiskrankenhaus gibt es noch zwei Krankenhäuser (Kinderkrankenhaus und Geburtenklinik), die als klinische Krankenhäuser eingestuft sind. Unlängst wurden drei weitere Krankenhäuser (für ansteckende Krankheiten, für Neurologie und für Lungenkrankheiten) als klinische Krankenhäuser anerkannt, was einen Teil der Gesundheitsstrategie des Kreisrates darstellt. Von der höheren Einstufung erhofft man sich leichteren Zugang zur Forschungsfinanzierung, bessere Ausstattungsmöglichkeiten, bessere Studiums- und Arbeitsbedingungen für Studenten und Lehrkräfte der Kronstädter Medizinfakultät. Mitberücksichtigt werden in der erwähnten Gesundheitsstrategie auch andere Kronstädter Krankenhäuser, die einen Sonderstatus haben: das Militärkrankenhaus und das CFR-Krankenhaus, das vom Verkehrsministerium finanziert wird, sowie Privatkliniken.

Der neue Standort

Kreisrat und Stadtrat Kronstadt haben, wie auch für den Flughafen, eine Zusammenarbeit versprochen, die genau während des Wahlkampfes besiegelt wurde und Bürgermeister Scripcaru zu zusätzlichen Wählerstimmen verhelfen sollte. Eigentlich haben alle Bürgermeisterkandidaten und Parteien ihre Unterstützung für das neue Kronstädter Regionalkrankenhaus angekündigt. Erwartet wird auch von den Kronstädter Parlamentariern, dass sie in Bukarest Lobby für die Finanzierung dieses Projektes machen, denn auf Regierungsgelder ist man unweigerlich angewiesen. Ein Referendum zum Thema neues Krankenhaus, wie es Grigorescu vorschlug, wäre eigentlich unnötig, weil ein klares Ja selbstverständlich erscheint. Es fände seine Rechtfertigung nur als zusätzliches Druckmittel seitens der Zivilgesellschaft auf die Kronstädter Parteifilialen und die Bukarester Regierung.

Vorgeschlagen wurden von dem Bürgermeisteramt zwei Standorte. Der eine wäre das Grundstück im Stadtteil Bartholomä, wo sich das Munizipalstadion befand und wo auf den Bau eines neuen Stadions inzwischen verzichtet wurde. Der zweite wäre in der Nähe des Institutes für Kartoffelforschung in den Biengärten/Stupini am Stadtrand, der über die Kronstädter Verkehrsumleitung und die zukünftigen Autobahnanbindungen oder Flughafenverbindung leicht und schnell erreichbar wäre. Der Vorteil beider Varianten ist, dass die Grundflächen im Besitz der Stadt sind und von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt werden können. Der Weg bis zum neuen Krankenhaus ist noch lang. Beim Bürgermeisteramt und beim Kreisrat erwartet man nun ein Konzept mit Kostenvoranschlag. Dann will man in Bukarest vorsprechen und sich für dieses Projekt einsetzen, weil man weiß, dass in Kronstadt, wie auch landesweit, das Thema Gesundheit hoch sensibel geworden ist und der Bevölkerung weitere Verzögerungen und Rückschläge in diesem Bereich nicht mehr zugemutet werden dürfen.