Eine erfolgreiche Schule mit bewegter Geschichte

Zahlreiche namhafte Absolventen besuchten das Radu-Negru-Lyzeum in Fogarasch

Das Radu-Negru-Kolleg in Fogarasch. Die vor dem Schulgebäude befindlichen Tannen wurden kürzlich aus Sicherheitsgründen gefällt. Seither wird die Schule abends von einer Flutlichtanlage beleuchtet.
Foto: Dieter Drotleff

Spricht man heute vom Radu-Negru-Kolleg in Fogarasch/Făgăraş macht man dabei unvermeidlich die Verbindung zu zahlreichen namhaften Persönlichkeiten, die an diesem Lyzeum ihre Schulbildung erhielten, um dann an Universitäten im In- und Ausland zu studieren. Rund 300 Persönlichkeiten des rumänischen kulturellen, wissenschaftlichen, sozialen, sportlichen Lebens zählen sich mit Stolz zu den Absolventen dieser namhaften Schule. Unter diesen kann man erwähnen beispielsweise Aurel Vijoli, der es zu einem der bekanntesten Wirtschaftsexperten des Landes brachte, Finanzminister und auch Leiter der Nationalbank wurde. Das aus dem Fogarascher Gebiet stammende Akademiemitglied hatte 1921 das Abitur bestanden. Ioan Buzea, Absolventenjahrgang 1922, wurde ein bekannter Universitätsprofessor. Remus Răduleţ, der 1923 absolvierte, war einer der vielseitigsten Wissenschaftler und Mitglied der Rumänischen Akademie, deren stellvertretender Vorsitzender er schließlich wurde.

Ebenfalls Mitglied der Akademie wurde Traian Herseni, ein bekannter Soziologe. Toma Fărcaş, Absolvent 1922, wurde Universitätsprofessor und Dekan an der Universität von Jassy/Iaşi, Petru Bruda, Absolvent 1924, brachte es zum Universitätsprofessor und Lehrstuhlinhaber an dem Medizin-Institut von Klausenburg/Cluj Napoca. Ioan Grecu, Schulabgang 1938, wurde Rektor der Fakultät für Pharmazie in Klausenburg. Virgil Fulicea, ein bekannter Bildhauer, Absolvent 1925, wurde Dekan der Fakultät für bildende Kunst an der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg. Prof. Dr. Dan Tulbure zählte in den letzten Jahren zu den bekanntesten Anästhesisten des Landes und war in der Leitung der Bukarester Fundeni-Klinik. Und die Aufzählung könnte weiter bis in die heutigen Tage fortgesetzt werden. Nicht zu vergessen, dass auch der Leiter der Legionäre, Horia Sima, dieses Kolleg besucht hat. In der Nachkriegszeit haben sich auch mehrere Lyzeaner, Absolventen und Lehrer dieser Schule dem antikommunistischen Partisanenkampf in dem Fogarascher Gebirge angeschlossen. Einige von diesen verloren ihr Leben in den Kämpfen, andere, die gefangen wurden, sind zu schweren Kerkerjahren verurteilt worden.

Erste Schritte zur Schulgründung

Ion Codru Drăguşanu, der Fogarascher Reisende in westliche Länder Europas und Teilnehmer an der Revolution von 1848/1849, war der Begründer der ersten rumänischen Schule im Oktober 1860 in Großschenk/Cincu. Als Vizegespann des Fogarascher Gebietes reiste er durch die Dörfer im Umfeld. Auf seine Initiative hin wurde 1865 beschlossen, in Fogarasch eine rumänische Schule zu gründen. Er wurde mit der Ausarbeitung der Satzungen der neuen Lehranstalt beauftragt. 1868 war es dann soweit und er legte der Synode der Stadtgemeinde auch den Plan des neuen Schulgebäudes vor. Der Lehrplan wurde zwecks Genehmigung dem orthodoxen Metropoliten von Siebenbürgen, Andrei Şaguna, vorgelegt. Spenden für den Neubau der Schule liefen nicht nur aus den umliegenden Gemeinden, sondern auch aus den vereinigten rumänischen Fürstentümern ein. Am 13. September 1869 wurde die Schule unter dem Namen „Radu Negru“ von Ion Codru Drăguşanu eröffnet. Vier Jahre funktionierte die Schule unter den neuen Voraussetzungen. Ab 1873 wurde diese zu einer Konfessionalschule, in der nicht mehr in rumänischer Sprache unterrichtet wurde. Durch Beschluss der ungarischen Regierung vom 23 Juni 1898 wurde ein ungarisches Gymnasium mit acht Klassen gegründet. Dieses bestand bis 1919 nach der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien. Am 2. Februar 1919 wurde es von der Fogarascher Filiale des Rumänischen Nationalrates übernommen. Dabei wurde auch wieder der Unterricht in rumänischer Sprache eingeführt. Die an der Schule tätigen ungarischen Lehrkräfte setzten ihre Tätigkeit bis zum Ende des Schuljahres fort.

Neue Voraussetzungen

Als das Schuljahr 1919/1920 begann, waren 417 Schüler an dieser Unterrichtsanstalt  eingeschrieben. Es gab Unterricht von der ersten bis zur achten Klasse. Erster Direktor der Schule war Mihaiu Novacu, bis eine endgültige Ernennung folgen sollte. Kurze Zeit darauf übergab er das Amt der Schulleitung an Dr. Stefan Damian ab, der der Schule bis 1946 als Direktor vorgestanden ist. Der Bau, der in den Jahren 1907-1909 am Ufer des Berivoi-Baches im Barock-Stil errichtet worden war, wurde in den späteren Jahren noch durch Anbauten erweitert. Nach dem Bildungsgesetz von 1948 wurde der Name der Schule in Mittelschule Nr. 1 geändert.  Als solche funktionierte sie bis 1961, als wieder der Name Radu Negru verwendet werden durfte. Auch die Struktur des Unterrichts wurde geändert, indem dieser zuerst zehn, dann elf und schließlich zwölf Jahre andauerte. Es wurde von den verpflichtenden Schulgebühren abgesehen und unentgeltliche Schulbücher eingeführt. In den Jahren nach der politischen Wende von 1989 standen der Schule Sabin Retevoi (1990 – 1994), Traian Greavu (1994 – 2005), Dan Pandrea (2005 – 2009), Elena Micu (2009 – 2012) und seither Ion Bogdan als Direktoren vor. 1996 erhielt die Schule den Status eines Nationalen Kollegs. Die Schule verfügt über bestens ausgestattete Labors, eine Bibliothek und einen neuen Sportsaal. 48 Klassenräume stehen gegenwärtig den rund 1300 Schülern zur Verfügung. Schon zur Tradition wurde es, dass Schüler des Radu-Negru-Kolleg bei den Facholympiaden auf Landesebene beste Ergebnisse erzielen und sogar im Ausland Spitzenplätze belegen. Fast alle Absolventen der Schule setzten und setzen ihr Studium an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen fort. Eine Eliteschule, die nicht nur in Fogarasch in die Schulgeschichte eingegangen ist.