Eine Schule anders und ein verwunschener Schneemann

Gespräch mit Annik Trauzettel und Lorette Cherăscu über PausenRadio-Projekt

Drehbuch schreiben, einsprechen und dann am PC bearbeiten: Die Schüler lernten, wie man mit professionellen Schnittprogrammen arbeiten muss.

Vier Tage lang arbeiteten die Schüler fleißig an einem Hörspiel, das im Mai in der Kindersendung bei Radio Temeswar gesendet wird. Im Hintergrund (links) Annik Trauzettel – die Initiatorin des Projektes.
Fotos: Zoltán Pázmány

Während der „Şcoala altfel“-Woche (Schule anders) werden in rumänischen Schulen alternative Unterrichtsmethoden ausprobiert. Statt dem herkömmlichen Frontalunterricht werden Projekte mit den Schülern gemacht. Es finden Ausfahrten statt, Institutionen werden besucht und sogar Praktika absolviert. Eine Klasse hat während der „Şcoala altfel“-Woche ein Hörspiel produziert. Die ifa-Kulturredakteurin und Leiterin des PausenRadio-Projektes, Annik Trauzettel, weihte die Schüler der Klassenlehrerin Lorette Cherăscu in die Kunst des Radiomachens ein. ADZ-Redakteur Robert Tari sprach mit Trauzettel und Cherăscu über die Werkstatt und die „Şcoala altfel“-Initiative.


Während der „Şcoala altfel“-Woche haben die SchülerInnen der Klasse 7B von der Nikolaus-Lenau-Schule an einem Hörspiel gearbeitet. Wie kam es zu dem Projekt? 

Lorette Cherăscu: Der Vorschlag kam seitens des PausenRadios. Annik Trauzettel wollte durch eine Hörspielwerkstatt für eine Gymnasialklasse ein Hörspielprojekt in die Wege leiten. Ich fand die Idee toll und habe mich gleich dazu bereit erklärt, es mit meiner Klasse zu machen. Einerseits weil in der 7B recht wenige Schüler sind und sie deswegen sehr gut in  Gruppen arbeiten können, andererseits um auch Gruppengemeinschaft und Sprachentwicklung zu fördern.

Annik Trauzettel: Wir haben uns verschiedene Methoden angeschaut, wie man Audio am Computer schneiden kann. Sie haben selber eine Geschichte erstellt und die Schüler durften am Ende auch das Ganze zusammenbasteln. Die Kinder haben auch selber ihren Text eingesprochen. Das ist der Inhalt der Woche: Lernen wie man Audio bearbeitet, einen eigenen Text erstellen, diesen einsprechen und am Ende auch tatsächlich die Geschichte zusammenbasteln.

Lorette Cherăscu: Sie haben gelernt mit ihrer Stimme zu arbeiten, sie haben gelernt auf Geräusche aufmerksam zu sein, sie haben selbst Geräusche aufgenommen, zum Beispiel ein Herzklopfen selbst gespielt. Sie haben gelernt wie sie mit Schnittprogrammen umgehen, wie sie die Stimme schneiden und bearbeiten sollen . Sie haben selbst eine Geschichte entwickelt, an Dialoge gedacht, abwechslungsreich geschrieben. Das war eben alles Sprachförderung und Gruppendynamik.

Können Sie mir etwas über die Handlung des Hörspiels sagen?

Annik Trauzettel: Die Geschichte ist für den Frühling etwas ungewöhnlich, weil sie von Schneemännern handelt. Eigentlich einem Schneemann, der ganz gerne  Fußball spielen würde und deswegen von einer Fee Wünsche erhält und verzaubert wird, damit er im Frühling und Sommer nicht schmilzt. Am Ende kriegt er auch noch Füße, damit er auch Fußball spielen kann. Es ist eine ganz witzige, spannende Geschichte, die wir in mehreren Etappen erstellt haben. Alle Schüler haben sich einbringen können, wir haben in Gruppen gearbeitet und ich glaube, es ist was ganz Gutes herausgekommen. Aus den gesamten Aufnahmen ist ein mehrminütiges Hörspiel entstanden.

Welche der Aufgaben haben den Schülern am meisten zugesagt?

Annik Trauzettel: Wie in den meisten Fällen ist es bei Projekten so, dass jeder Schüler irgendwo anders mehr Spaß dran hat. Wir hatten Schüler, die wahnsinnig viel Spaß dran gehabt hatten, das ganze einzusprechen, andere sind beim Schneiden ganz aktiv dabei und sitzen am Computer, es gibt natürlich auch Schüler, die sich ein bisschen zurücknehmen, aber ich glaube, dass jeder Schüler irgendwie sich darin wiederfindet, weil wir halt, ganz verschiedene Aufgaben hatten. Ich denke, dass jeder Schüler sich in dem Endprodukt wiederfindet.

Wo wird man denn das Endprodukt hören können? 

Annik Trauzettel: Das Endergebnis wird am Ende in unserer Kindersendung „Radio Junior“ zu hören sein. Je nachdem wie lang es wird, werden wir es in einem Teil oder in mehreren  Teilen senden. Vermutlich in einer unserer Sendungen im Mai. Dazu noch passende Musik, ich muss mal schauen, wie Schneemannmusik in den Mai passt. Aber irgendwie werden wir das noch musikalisch untermalen.

Durch die „Şcoala altfel“-Woche sollen alternative Unterrichtsmethoden erprobt werden: statt Frontalunterricht fünf Tage lang lieber Projektunterricht. Könnte man andere Lehrvortragsmethoden das ganze Jahr über anwenden. Was denken Sie, jetzt nach dieser Unterrichtswoche und der Hörspielwerkstatt? 

Lorette Cherăscu: Ich finde schon. Man kann natürlich unterschiedliche Tätigkeiten parallel entwickeln. Das haben wir in anderen Jahren auch so gemacht. Es ist zum ersten Mal, das wir ein länger angelegtes Projekt angehen. Nicht alle Schüler waren davon begeistert, die ganze Woche arbeiten zu müssen, aber wir haben auch alterniert. Es gab immer wieder auch Spiele und Unterbrechungen, Pausen und das selbst schneiden und aufnehmen der Stimmen hat ihnen am meisten Spaß gemacht. Ich glaube, wenn sie jetzt ihre Resultate hören, ja es war ein Erfolg. Auch um sie ein bisschen zu ermutigen, auch um sie zu motivieren, weiterzumachen, auch als Beweis, ja wir können was mit diesem Deutsch anfangen und es kann eben auch Spaß machen, wenn man mit der Technik im Deutschunterricht arbeitet.

Es hängt von jedem einzelnen Fach ab. In meinem Unterrichtsfach Deutsch ist es klar möglich und wir versuchen es dann eben auch abwechslungsreich zu machen. Mann kann mal Medien einbringen, sie in Gruppen arbeiten lassen, was sowieso sehr häufig stattfindet, und Projekte gestalten. Ich glaube, dass man so etwas einsetzen könnte, auch um die Dynamik zu fördern, um abwechslungsreich zu wirken und um mehrere Fähigkeiten zu entwickeln, die ansonsten vielleicht untergehen.