Einen Künstler wieder ins Rampenlicht gerückt

Kunstkritiker Erwin Kessler stellte Buch über Stefan Bertalan vor

In den letzten Wochen drehte sich in der Temeswarer Kulturszene einiges um den Künstler Stefan Bertalan. Die Ausstellung, die bis zum 10. März im Temeswarer Kunstmuseum gezeigt wurde, ist jede Woche einmal durch eine neue Veranstaltung ins Rampenlicht gerückt worden. Dabei fanden auch die Vorstellungen der Bücher „Ştefan Bertalan. Emigrarea interioară / Ştefan Bertalan – inner emigration“ (Ştefan Bertalan – die innere Emigration) des Kunstkritikers Erwin Kessler und des Buches „Ştefan Bertalan: Überlagerungen/Suprapuneri/Overlappings“ der Kunstkritikerin Ileana Pintilie statt. Zu der Vorstellung von Erwin Kesslers Buch im Kunstmuseum Temeswar haben sich im Publikum mehrere Bertalan-Kenner eingefunden. Das im Vellant-Verlag erschienene Buch wendet sich, da zweisprachig – rumänisch und englisch – geschrieben, an ein breites Publikum, an Leser sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland, die sich für den Meister der rumänischen Neoavantgarde interessieren.

Das Buch war eigentlich als Begleiter der Ausstellung gedacht, die im Brukenthal-Museum Hermannstadt ebenfalls dem Künstler gewidmet ist und bis Mitte April gezeigt wird.
Victor Neumann, Direktor des Kunstmuseums Temeswar, wies darauf hin, dass die Ausstellung in der Bega-Stadt „zu 99 Prozent aus Werken besteht, die zum Bestand des Museums gehören. Erwin Kessler geht es in dem Buch, das wir heute vorstellen, um die innere und dann auch um die tatsächliche Emigration des Künstlers, die nach seinem Aufenthalt in Temeswar erfolgte: Nach zwanzig Jahren Leben und Schaffen in Temeswar verlor der Künstler seine Professorenstelle an der Architektur-Abteilung der Baufakultät. Er wurde beseitigt. Sein Lebensweg führte nach Hermannstadt, wo er auf die Ausreisepapiere nach Deutschland wartete“. Erwin Kessler sprach über das große Interesse, das die beiden Kunstmuseen in diesem Augenblick dem Künstler entgegenbringen: „In Hermannstadt ist es eine Gedenkveranstaltung, eine Ausstellung, die dank der Stiftung MARe („Muzeul de Artă Recentă – Museum für neue Kunst“) zustande gekommen ist, in Temeswar eine Neulancierung des Künstlers“.

Kessler ging es nach eigenen Aussagen um alle Etappen im Leben des Künstlers: „Als ich mir Bertalans gesamtes Werk angeschaut hatte, erkannte ich, dass auch seine frühe Schaffensperiode, die unter dem Zeichen des realistischen Sozialismus stand, nicht ohne Konsistenz ist. Bertalan hat auch seine damals entstandenen Werke mit nach Deutschland genommen. Es ist eine Umzugsgeschichte, auch die Kunst ist umgezogen. Der Wendepunkt in Bertalans Leben kam 1981, als ihm das kommunistische System mit einer Riesenkeule auf den Schädel schlug. Da ist Bertalan der Künstler geworden, den wir heute würdigen“. Die Ausstellung wird nun, nach der Schließung in Temeswar, auch in anderen Städten Rumäniens gezeigt.