Entlassene des Reschitzaer Maschinenbauwerks kriegen ihr Arbeitslosengeld

UCMR-Gewerkschaften beteuern ihre Unschuld gegenüber Chebuţiu-Machenschaften – und hoffen auf eine gerechte Justiz

Er hat das Reschitzaer Maschinenbauwerk systematisch ausgenommen und zugrunde gerichtet: Adrian Chebuţiu

Die 155 Arbeitnehmer des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR, die Anfang Juni entlassen werden mussten und denen, weil rund 125 von ihnen vorher in sogenannter technischer Arbeitslosigkeit waren, von der Kreisagentur für Arbeitskräfte AJOFM die Zahlung des Arbeitslosengelds verweigert wurde, wenn das Arbeitsministerium nicht ausdrücklich dazu seine Einwilligung gibt (ADZ berichtete), können jetzt bei der Personalabteilung von UCMR ihre Nachweispapiere beheben, aufgrund derer sie zu ihren Rechten kommen sollen. Dies die Mitteilung des UCMR-Direktors Cosmin Ursoniu, der bemerkte, dass bereits ein Teil der Entlassenen ihre Papiere übernommen und ans Arbeitsamt weitergegeben habe. Ursoniu blieb zwar höflich und zurückhaltend, wie gewöhnlich, und wählte auch seine Worte sehr genau, ließ aber trotzdem durchblicken, dass es sich um eine Übervorsicht des Arbeitsamtes und – vielleicht auch – um eine stillschweigende Abschiebung von Arbeitsgängen aufs Maschinenbauwerk gehandelt hat.

Arbeitsamt schob Arbeit UCMR zu

„Dieses Problem der Bezahlung des Arbeitslosengeldes war niemals ein Problem von UCMR. Im Gesetz steht klar, dass die Periode der `technischen Arbeitslosigkeit` als Beitragsperiode zum Arbeitslosenfonds gezählt wird, genauso wie die Zeitspanne, während der sich ein Werk in der Insolvenz befindet. Wir haben den Entlassenen die Papiere überreicht, aufgrund derer sie ihr Arbeitslosengeld hätten beziehen können. Aber das Arbeitsamt hat von uns verlangt, andere Papiere, Sonderbestätigungen auszuarbeiten, in denen auch gleich das Volumen der Beitragszahlung der Entlassenen in den vergangenen 24 Monaten eingetragen war – was zu berechnen ansonsten Aufgabe der Angestellten von AJOFM ist. Nun, wir haben auch das noch gemacht, obzwar es nicht unsere Verpflichtung war, und es war in der Tat ein großes Arbeitsvolumen, das bewältigt werden musste. Jetzt hat ein Teil der Entlassenen diese Sonderpapiere beim Arbeitsamt abgegeben und bislang gab es keinen Widerspruch dagegen. Allerdings ist der Beamtenapparat im Arbeitsamt für seine Langsamkeit bekannt und welches das aktuelle Stadium der dortigen Überprüfungen und Nachberechnungen ist, weiß ich natürlich nicht.“

Straßendemos bringen keine Aufträge

Jivomir Tovladia], Chef der Gewerkschaft „Reschitza 1771“, wähnte sich hinsichtlich dieser Lösung bestätigt: „Das Problem wird gelöst, wie ich das von Anfang an vorausgesehen habe. Die Leute bekommen das ihnen zustehende Arbeitslosengeld. Es gab da einen Zustand der Erregung, vielleicht, weil so mancher gern ein wenig Aufregung produziert hätte, oder auch, weil in solch delikaten Augenblicken die Menschen leichter entzündbar sind. Es freut mich natürlich, dass die Leute jetzt zu ihren Rechten kommen werden, traurig stimmt mich aber, dass sie gehen mussten. Es gab da so manchen, der uns Gewerkschaftern vorwarf, dass wir uns nicht auffälliger gebärden, dass wir keine Straßendemos organisieren, keine Blockaden usw. Nicht mit mir: Straßendemos haben noch nie einem Werk Aufträge eingebracht!“

Gewerkschaften als Komplizen?

Schwerwiegender ist allerdings, was in Reschitza die Straße und manche Onlinemedien zur „Komplizenschaft der Gewerkschaften mit dem organisierten Raub“ zu sagen haben, den der vormalige „Präsident-Generaldirektor“ des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR, Adrian Chebuţiu, organisiert und durchgeführt hat und in dessen Folge er sich neben hohen Anteilen an den Teilwerken, die er durch Zerstückelung von UCMR schuf, zumindest zwei Objekte aneignen konnte: das großzügig gebaute und geräumige Ferienhaus der UCMR-Gewerkschaften am Oberen Franzdorfer Stausee „Gozna“ und das Freilichtmuseum der Dampflokomotiven, die binnen 100 Jahren im Maschinenbauwerk gebaut wurden. Der „organisierte Raub“ Chebuţius habe mindestens zwei Folgen gehabt: Einerseits hat er das Maschinenbauwerk UCMR – oder was er davon, schwer schuldenbelastet, übrigließ – in die Insolvenz getrieben, andrerseits hat sich die Familie Chebu]iu durch diesen Raub einen ansehnlichen Vermögensbatzen zugeschoben, der vor allem aus Immobilien (etwa die begehrte Renk-Villa, die ehemalige Dienstwohnung der deutschen Angestellten des Getriebewerks RRR) und aus sonstigen Sachwerten besteht.

Das Maschinenbauwerk hat zwar kaum noch etwas mehr als tausend Arbeitnehmer, aber immer noch zwei Gewerkschaften (die „Freie Unabhängige Gewerkschaft“ und „Reschitza 1771“), und die sollen sich in die Haare geraten sein im Streit, wer Chebuţiu in vorauseilendem Gehorsam was überlassen hat. Als der Streit den Medien zu Ohren kam, intervenierten beide Gewerkschaften mit dem Argument, so etwas nicht an die Öffentlichkeit zu bringen, weil dadurch die Interessen der im Juni Entlassenen geschädigt werden könnten: „Ein Skandal wäre nicht zum Nutzen dieser ehemaligen Arbeitnehmer. Und den Anschuldigungen, die gegen uns vorgebracht werden, möchten wir durch Taten begegnen.“ So ein Gewerkschafter, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Offen den Fragen gestellt hat sich bloß Gheorghe Despa, der Chef der „Freien und Unabhängigen Gewerkschaft“ von UCMR – auch er jedoch, ohne irgendwelche definitiv klärenden Antworten zu geben. „Es ist bedauerlich, dass in diesem Werk so etwas geschehen konnte und ich bedauere auch, dass das alles an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ich selber kam 1969 direkt von der Schulbank der Berufsschule in dieses Werk. Dass mein Vorgänger und Kollege Trandafir Ostoia im Zusammenhang mit den Machenschaften Chebuţius erwähnt wird, ist ebenfalls bedauerlich. Seit ich und meine Kollegen hier etwas zu sagen haben, haben wir uns bemüht, gerade zu biegen, was noch gerade zu biegen war. Aber die Untersuchungsorgane, die gegenwärtig hier tätig sind, und die Staatsanwälte werden hoffentlich ganze Arbeit leisten und alle, die möglicherweise Gesetzwidrigkeiten begangen haben, zur Rechenschaft ziehen. Ich hoffe sehr, dass das Gewerkschafts-Ferienhaus von Franzdorf/Văliug und das Dampflok-Museum wieder in den Besitz des Maschinenbauwerks und seiner Gewerkschaften gelangen, was eine gerechte Justiz und ein sauberes Gerichtsurteil voraussetzt. Ihr Platz ist hier, als Teil des Maschinenbauwerks.“