Erst in der Einarbeitungsphase

Christine Manta-Klemens, die neue stellvertretende Kreisratsvorsitzende

Christine Manta-Klemens, die stellvertretende Vorsitzende des Hermannstädter Kreisrates
Foto: Michael Mundt

Ende vergangenen Jahres gab Wiegand Fleischer seinen Rücktritt aus dem Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisrates Hermannstadt/Sibiu bekannt. Im Januar wurde Christine Manta-Klemens durch geheime Wahl von allen Kreisräten zur Kreisrats-Vizevorsitzenden gewählt. Bürgermeisterin Astrid Fodor wird durch Vizebürgermeisterin Corina Bokor sekundiert, dasselbe ist nun auch beim Kreisrat der Fall, wo der Kreisratsvorsitzenden Daniela Câmpean – neben Marcel Luca – eine Frau zur Seite steht. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) stellt in der derzeitigen Legislaturperiode acht der 33 Kreisräte und hat somit das Anrecht auf diesen Posten. Dass Christine Manta-Klemens, Jahrgang 1958, nominiert und gewählt wurde, war eigentlich keine große Überraschung, denn für sie ist es nicht das erste verantwortungsvolle Amt in der Verwaltung des Kreises Hermannstadt: Von 2000 bis 2016 war sie stellvertretende Generalschulinspektorin und dabei von 2005 bis 2009 Generalschulinspektorin. Dem Kreisrat gehört sie seit 2004 an.

Christine Manta-Klemens ist Hermannstädterin, hat zwischen 1977 bis 1981 in Bukarest Germanistik studiert, nach ihrem Abschluss zunächst „den Landkreis kennengelernt“ (Manta-Klemens), d. h. sie gab an Schulen in verschiedenen Dörfern Deutschunterricht. 1992 bekam sie eine Stelle als Deutsch-Muttersprache-Fachlehrerin am Päda (offizielle Bezeichnung Pädagogisches Nationalkolleg „Andrei [aguna”), wo sie auch während der Zeit als Schulinspektorin weiterhin unterrichtete und dies auch derzeit tut. Sie hat Stunden bei einer 12. Klasse behalten, die sie beim Praktikum begleitet, deren Schülerinnen und Schüler derzeit Diplomstunden halten und es wäre ihrer Ansicht nach nicht richtig gewesen, wenn eine andere Fachkraft die Stunden übernimmt – sofern es überhaupt eine gegeben hätte. Da der Unterricht ihr am Herzen liegt, hatte sie auch in dem Team von Fachlehrerinnen und Fachlehrern mitgewirkt, welches das Schulbuch für die 8. Klasse erarbeitet hat, das derzeit verwendet wird. Angesprochen worden war sie – inoffiziell – sehr bald, als bekannt wurde, dass Wiegand Fleischer das Amt niederlegen möchte, ob sie die Stelle übernimmt, doch lehnte sie zunächst kategorisch ab. Dann traten aber Dr. Paul Jürgen Porr und Martin Bottesch, der Vorsitzende des DFDR bzw. des Siebenbürgenforums und beide auch Kreisräte, mit der bittenden Frage an sie heran „und dann war die Gesprächsbasis eine andere, es gab neue Überlegungen“, sagt sie. Warum sie die gar nicht leichte Aufgabe angenommen hat? „Es ist eine Herausforderung“, antwortet sie spontan. Und, nach einiger Überlegung: „Im Leben fängt man dann und wann immer mal von vorne an.“ Sie hat eine schwere Zeit im persönlichen Leben hinter sich und da sie diese überwinden konnte, braucht sie ein „restart“, würde man in der Computersprache sagen. „Ich habe ein neues Betätigungsfeld gebraucht, um einiges ablegen, hinter mir lassen zu können.“ Eine bei der Zusage gestellte Bedingung war, dass sie, sollte es mit dem neuen Amt nicht klappen, ab Herbst ins Lehramt zurückgehen kann. Aber im Moment habe sie ein gutes Gefühl, dass sie angenommen wird, dass eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation möglich sind und sie der Sache gewachsen ist, auch wenn die Probleme noch nicht an sie herangetragen werden.

Das neues Amt hat Christine Manta-Klemens am 12. Februar übernommen, sie befindet sich also erst in der Einarbeitungsphase. „Ich lese über Sachen, die mir nicht unbekannt sind, aber mit denen ich mich nie tief auseinandergesetzt habe“, sagt sie. Ob es denn so große Unterschiede gibt zwischen Schulinspektorat und Kreisrat, beides letztendlich Verwaltungen? „Beim Kreisrat sind sehr viel mehr Bereiche zu verwalten“, lautet die Antwort. Da ihr Vorgänger Wirtschaftsingenieur und der andere stellvertretende Kreisratsvorsitzende Luca Wirtschaftsfachmann ist, wurden die Aufgaben neu verteilt, d. h. sie ist für den Schul-, den Sozial- und den Kulturbereich zuständig und hat viele Projekte, die Wiegand Fleischer betreute, abgegeben.

Was sie sich vorgenommen hat als stellvertretende Kreisratsvorsitzende? „Als erstes muss ich meinen Bereich im Detail kennenlernen.“ Zwei Tage nach Amtsantritt fuhr sie in das (dem Kreisrat unterstellte) Altenheim in Săliște und war beeindruckt, dass die Heimbewohner im Mittelpunkt der Bemühungen stehen und die Bedingungen sehr gut sind, erzählt sie. Die Sonderschulen sind ihr aus der Zeit als Schulinspektorin bekannt, doch hat sich seit ihrem Weggang aus jenem Amt die Gesetzgebung einige Male geändert, sodass sie sich jetzt damit vertraut machen muss.

Große Einbußen gab es für den Haushalt des Kreises nach den neuen Finanzregelungen. „Es heißt, es wird eine Aufstockung geben – würde die nicht kommen, wäre es schlimm“, gibt sie zu. Beim Kinderschutzamt reichen die Mittel nur bis zum Herbst zum Beispiel. „Es ist traurig, dass ich als Neue im Amt nun den Kulturinstitutionen die Mittel kürzen muss.“ Zu diesen gehören renommierte Einrichtungen wie die Philharmonie, der Astra-Museumskomplex und die Astra-Bibliothek, die in ihrer Tätigkeit eingeschränkt werden.

Beigewohnt hat Christine Manta-Klemens vergangene Tage der Gründung des beratenden Ausschusses für Jugendpolitik. Nach dessen Zweck befragt, sagt die stellvertretende Kreisratsvorsitzende: „Die Vertreter der Vereine und Organisationen, die sich vorrangig an Jugendliche richten, sollen mit eigenen Ideen und Vorschlägen kommen, sich in diesem Gremium absprechen und koordinieren, was die Agenda an Angeboten für Jugendliche umfassen soll.“ Die Jugend zu unterstützen ist ein Anliegen, das dem DFDR sehr nahe steht und aus dem Schulbereich sind ihr dergleichen Bemühungen bestens bekannt. Sie kann und wird in ihrem neuen Arbeitsbereich also Bekanntes mit Neuem verknüpfen, um Lösungen für den gesamten Verwaltungskreis zu finden.