Erste Antikorruptionsschule Rumäniens

Veranstaltung von Studenten der West-Universität mit Schülern in Temeswar

Bürgermeister Nicolae Robu (Mitte, stehend) hielt eine Eröffnungsrede. Rechts von ihm: Corina Ilin, Prorektor Octavian Ovidiu Megan und Dekan Robert Reisz. Links von ihm: Claudia Cristescu und Corina Turşie (jeweils v.l.n.r.).

Die Organisatoren vom Verein der Studenten an der Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften.

Die Eröffnung fand im Hörsaal A01 an der West-Universität statt. Die Schüler werden in den kommenden Wochen mehr über die Bekämpfung der Korruption erfahren.
Fotos: Zoltán Pázmány

Über 50 Schüler von sechs Temeswarer Lyzeen haben am Montag an der Eröffnung der Kurse der ersten Antikorruptionsschule in Rumänien teilgenommen. Zu einem Zeitpunkt, in dem die Medien mit Korruptionsaffären in der Politik, aber auch im Gesundheits- und Bildungswesen sowie in der Verwaltung Schlagzeilen machen, stellt das Projekt des Vereins der Studenten der Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften an der West-Universität Temeswar/Timişoara eine Initiative dar, die auch andere inspirieren kann, auf diese Weise der Korruption den Kampf anzusagen.

Es handelt sich hierbei um ein Pilotprojekt, das in der Zeitspanne 13.-27. Juni stattfindet. Die Partner des Studentenvereins sind die Fakultät und die West-Uni sowie die Zeitung „Timişoara“. Das Projekt wird von der Stadtverwaltung Temeswar unterstützt.

Die Teilnehmer an dieser Schule sind Schüler der 9.-11. Klassen von folgenden Lyzeen: „Nikolaus Lenau“, „William Shakespeare“, „Jean Louis Caderon“, Banater Kollegium, „C. D. Loga“ sowie vom Päda-Lyzeum „Carmen Sylva“. Das Pilotprojekt wurde von der Projektleiterin Dana }ucan seitens des Studentenvereins präsentiert, in einer Zeit, unterstrich sie, in der die Medien viel über Skandale im Bereich der Ausschreibungen für Straßenbau, von gefälschten Desinfektionsmitteln oder falschen Diplomen berichten.

Die Folgen prägen die Gesellschaft

Bei der Eröffnung der ersten Antikorruptionsschule haben die Vertreter der Stadtverwaltung und der West-Universität das Wort ergriffen. Bürgermeister Nicolae Robu erklärte den Schülern, wie es zu den Ausmaßen der Korruption in Rumänien gekommen ist: „Das Phänomen hat sich in der rumänischen Gesellschaft stark entwickelt, so dass es wie eine schwere Krankheit wirkt. Die Folgen sind vielfältig und prägen die Gesellschaft und das tägliche Leben der Menschen. Nach der Revolution sind ein rechtliches Vakuum und ein Machtvakuum entstanden, davon haben manche Leute, die von Habgier getrieben wurden, mit Unverschämtheit profitiert“.

Die Ankurbelung des Kampfes gegen die Korruption hat die ersten Früchte getragen, ist der Bürgermeister der Meinung: „Die Beispiele der Sanktionen, glaube ich, haben bereits viele von der Korruption ferngehalten, aber das Niveau der Korruption war bereits extrem hoch. Es ist demnach noch ein weiter Weg, bis wir uns zufrieden erklären können. Die Habgier ist auf ein pathologisches Niveau herangewachsen“. Einige positive Beispiele kann die Stadtverwaltung nennen, die einige denkmalgeschützte Gebäude zurückerhalten konnte, nachdem die Dokumentation noch einmal analysiert und mit der Justiz zusammengearbeitet wurde, erklärte der Bürgermeister.

Wichtig war das Hervorheben einer Folge der Korruption, die besonders wehtut: „Korruption hält die Gemeinden unterentwickelt und führt zu Frustrationen bei den ehrlichen Menschen“.
Als Vertreter der Leitung der West-Universität trat Prorektor Octavian Ovidiu Megan auf, der von der Hoffnung sprach, dass die jungen Generationen zu einer Wende führen können: „Von eurem Verhalten hängt die Zukunft des Landes ab. Die Initiatoren des Projekts haben deshalb die richtige Zielgruppe gewählt und auch den richtigen Veranstaltungsort, die West-Universität, die sich vorgenommen hat, nicht nur Studenten auszubilden, sondern auch Charaktere zu formen“.

An die Schüler hat Robert Reisz, der Dekan der Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften, seine Rede gerichtet: „Für die Teilnehmer an diesem Projekt sind zwei Komponenten wichtig: Es ist erstens die Teilnahme an einer Schule, die anders ist als die, die sie kennen, und die der Studienzeit an einer Universität sehr ähnelt. Sie können also etwas über das Studentenleben erfahren. Zweitens geht es um das Thema. Das große Problem ist, wie wir die Korruption loswerden können. Es gibt ein sogenanntes Management der Ethik in den Organisationen. Man leitet eine Organisation, die bereits ein gewisses Niveau an Korruption hat und muss diese Organisation ändern. Einfacher wäre, eine neue Organisation von Grund auf aufzubauen, aber das geht nicht. Mit dieser Problematik befasst sich dieser Managementzweig“.

„Eine moralische Verpflichtung“

Im Anschluss haben die Schüler einem Vortrag beigewohnt, den Corina Turşie, die Prodekanin derselben Fakultät, über das Kooperations- und Kontrollverfahren, das beim Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union 2007 eingeführt wurde, hielt. Die Berichte der Europäischen Kommission im Rahmen dieses Verfahrens kommen zu dem Schluss, dass weitere Bemühungen in der Justizreform und der Korruptionsbekämpfung nötig sind.

Corina Ilin von der Soziologie- und Psychologie-Fakultät, die auch die Vorsitzende der Ethik-Kommission der West-Universität ist, sprach darüber, dass die „großen Ungerechtigkeiten auf dieser Welt mit kleinen Dingen beginnen. Die Förderung einer Kultur der Integrität ist ein Ziel, sie stellt eine moralische Verpflichtung im heutigen Rumänien dar!“

Zum Schluss erinnerte Claudia Cristescu vom Departement für Politikwissenschaften an Italo Calvinos Text aus dem Jahr 1980, der in der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ erschienen war und immer noch ein Echo findet: „Die Fabel von der Ehrlichkeit im Lande der Korrupten“. Darin werden die Reichen und die gettoisierten Ehrlichen gegenübergestellt.

Zur Antikorruptionsschule gehören interaktive Seminare, Workshops wie auch eine Feldstudie. Die Schüler werden Fragebögen in ihren Schulen verteilen, die erhobenen Daten werden in einer Datenbank an der West-Universität gespeichert und ausgewertet. Am 27. Juni findet die Tagung statt, mit der diese erste Antikorruptionsschule schließt. Dabeisein sollen die Schüler sowie die Direktoren und andere Vertreter der Schulen, die an dem Projekt teilgenommen haben.