Erste Bestattung exhumierter Widerstandskämpfer

In Karlsburg wurden die sterblichen Überreste von zehn antikommunistischen Widerstandskämpfern bestattet

Der Gottesdienst wurde von Geistlichen der Rumänischen Orthodoxen Kirche, der Griechisch-Katholischen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche gehalten. Unser Bild: in der Mitte Erzbischof Irineu und Weihbischof Varlaam. Rechts Octav Bjoza von der Vereinigung der ehemaligen politischen Häftlinge und der frühere Präsident Emil Constantinescu (teilweise verdeckt).
Foto: Jürgen Henkel

An dem für Rumänien symbolträchtigen Datum des 23. August wurden in Karlsburg/Alba Iulia erstmals sterbliche Überreste Gefallener aus dem bewaffneten antikommunistischen Widerstand bestattet. Im Rahmen der Arbeit des Nationalen Instituts für die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen und der Erinnerung an das Rumänische Exil (IICCMER) konnten zwischen 2015 und 2017 bei Ausgrabungen bisher zehn Partisanen des Widerstands gegen die kommunistische Machtergreifung in der Region entdeckt und identifiziert werden.
An der nach der Wende neu errichteten Kirche „Herabkunft des Heiligen Geistes“ befindet sich ein Denkmal des antikommunistischen Widerstandes. Es zeigt neben einem nach oben offenen Kreuz auf der Landkarte Rumäniens die Stätten der grausamen politischen Kerker und Lager. Vor diesem Denkmal wurden nun die Särge der zehn aktiven Widerstandskämpfer feierlich mit militärischen Ehren und in einem ökumenischen Gottesdienst in einem gemeinsamen Grab unter einer Gedenktafel zur letzten Ruhe gebettet. Die Särge sind klein, es handelt sich bei den Ausgrabungen um sichergestellte und wieder zusammengesetzte Leichenteile im offenen Kampf gefallener oder hingerichteter Partisanen, neun Männer und eine Frau.

Diese Opfer des kaum bekannten antikommunistischen Kampfes in den Bergen der Karpaten haben allesamt 1949 ihr Leben verloren. Die zehn Partisanen gehörten zu Nestern des Widerstands im Westgebirge. Es handelt sich um griechisch-katholische und orthodoxe Christen, sodass Geistliche der Griechisch-Katholischen Kirche, der Rumänischen Orthodoxen Kirche und auch der Römisch-Katholischen Kirche diese Beisetzungsfeier gemeinsam zelebrierten unter Leitung des orthodoxen Erzbischofs Irineu von Alba Iulia und von Weihbischof Varlaam Ploieșteanul vom Patriarchat von Bukarest.

Dieser bewaffnete Widerstand in den Karpaten ist bis heute kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent. Nun hinterlassen natürlich Partisanen auch selten Fotos oder schriftliche Dokumente wie Tagebücher oder Einsatzberichte. Und doch gab es diese verzweifelten Versuche, sich der kommunistischen Machtübernahme auch im offenen Kampf entgegenzustellen. Das von dem renommierten orthodoxen Theologen Radu Preda geleitete Institut hat sich zur Aufgabe gestellt, mit Ausgrabungen, Exhumierungen und der Identifizierung auch diese Opfer des Kommunismus in Rumänien zu würdigen, die in offenem Kampf gefallen sind und meist anonym verscharrt wurden.

„Ausgrabungen finden dort statt, wo vermutlich Kämpfe getobt haben. Wir sind froh, diesen zehn antikommunistischen Widerstandskämpfern hier ein Denkmal zu setzen. Es ist zum ersten Mal, dass im offenen Kampf gefallene und verscharrte Partisanen hier würdig bestattet werden“, hält Radu Preda fest. „Die Identifizierung war nicht leicht. Es mussten DNA-Proben genommen werden und mit Verwandten verglichen werden. Aber bei diesen zehn Verstorbenen ist die Identifikation sicher“, berichtet er.

Der Einladung seines Instituts und der „Vereinigung der ehemaligen politischen Gefangenen Rumäniens“ (AFDPR) zu dem Gedenkakt und der Beisetzung waren über 150 Teilnehmer gefolgt. Viele davon sind selbst noch frühere politische Häftlinge wie deren Vorsitzender Octav Bjoza. Sie nahmen an einer vom Institut und der Vereinigung in der Universität von Alba Iulia durchgeführten Konferenz zum Thema teil. Auch der frühere Staatspräsident Emil Constantinescu war bei der Zeremonie zugegen.