„Es ist Zeit, für Jüngere Platz zu machen“

Hartmut Koschyk führte Gespräche mit Vertretern deutscher Institutionen in Westrumänien

„Nach 27 Jahren Politik muss man auch mal überlegen, ob es Zeit ist, Platz für Jüngere zu machen“, sagte der Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Harmut Koschyk, bei seinem Besuch in Rumänien. Damit bezog er sich auf seinen Rückzug aus dem politischen Leben im Herbst kommenden Jahres. „Ich bin 1990, damals als jüngster Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt worden und ich habe mir immer gesagt, man muss gehen, wenn die Leute sagen, ´Schade, dass er geht´ und nicht, wenn die Leute  sich fragen, ´Wann geht er denn weg?´“, sagte Koschyk. „Man hat mir, als junger Politiker, die Chance gegeben und ich konnte über sieben Perioden arbeiten, deshalb wollte ich ein Zeichen setzen, wie man rechtzeitig auch den Generationenwechsel einleitet“, setzte Koschyk fort.

Bis zum Ablauf seiner Amtszeit, am 30. November 2017, bleibt Hartmut Koschyk in seinem Amt. In seiner politischen Laufbahn konnte der Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten die Entwicklung Rumäniens aus nächster Nähe beobachten. „Ich glaube einfach, dass heute in Deutschland, über Parteigrenzen hinweg, erkannt wird, dass die deutsche Minderheit in Europa eine wichtige Brückenfunktion hat, sowohl in der kulturellen, als auch in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. In Rumänien konnte ich beobachten, wie sich die Regionen, in denen deutsche Minderheiten leben, vor allem wirtschaftlich entwickelt haben. Anfang der 90er Jahre konnte man über Hermannstadt aus dem Flugzeug bemerken, dass zwischen Flughafen und Stadt lauter freie Felder standen. Heute ist fast kein Quadratmeter unbebaut geblieben und es sind alles Unternehmen, die dort entstanden sind“, sagte Koschyk.

Bei seinem Besuch in Westrumänien tauschte sich Harmut Koschyk auch mit Vertretern deutschsprachiger Kulturmittlerorganisationen und Institutionen aus. In Temeswar nahm Koschyk an einem Gespräch mit Birgit Söldenwagner, Fachberaterin und Koordinatorin für Deutsch und deutschsprachigen Fachunterricht seitens Deutschlands Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, Helene Wolf, Schulleiterin am Nikolaus-Lenau-Lyzeum, Sigrid Kadur, Leiterin der Spezialabteilung am Lenau-Lyzeum, Laura Cheie vom Germanistiklehrstuhl der West-Universität Temeswar, Eleonora Ringler-Pascu, die Leiterin der deutschsprachigen Schauspielabteilung an der West-Universität und Vorsitzende der Deutsch-Rumänischen Kulturgesellschaft, Mona Petzek, die Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, und Monica Kovats, die ifa-Regionalkoordinatorin, teil. Er traf auch den deutschen Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Entwicklung der deutschen Abteilungen an der West-Universität, das Unterrichtswesen in deutscher Sprache sowie die deutsche Sprach- und Kulturarbeit in Rumänien. Insbesondere eruierte man Möglichkeiten, um die Attraktivität des Lehrerberufs weiter zu steigern, um junge Leute dafür zu gewinnen, nach ihrem Studienabschluss an allgemeinbildenden Schulen mit deutscher Unterrichtssprache zu unterrichten.

Im Rahmen seines Besuchs im Banat wurde der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten vom römisch-katholischen Bischof Martin Roos zu einem Meinungs- und Informationsaustausch eingeladen. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Bedeutung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs im Banat und in Rumänien. Im Bistum Temeswar werden acht Sprachen gesprochen. So sei z. B. auch der mehrsprachige Gottesdienst für eine gut funktionierende gegenseitige und länderübergreifende Verständigung symbolisch. Koschyk dankte Bischof Roos für diese Brückenfunktion und zeigte sich beeindruckt von der Mehrsprachigkeit des Bistums. Gemeinsam mit Bischof Roos erörterte Koschyk auch die Rolle der Kirche im Bereich des Sozialwesens aber auch für die gesellschaftliche Entwicklung in Rumänien.

Außer Temeswar besuchte Bundesbeauftragter Koschyk auch die Hauptstadt des Kreises Hunedoara in Siebenbürgen, Diemrich/Deva, und führte Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheit. Das Zentrumsforum Deva ist sehr aktiv im Bereich des deutschsprachigen Unterrichts. Die Vorsitzende und Leiterin der deutschen Abteilung, Monika Matei, ist selbst Lehrerin und unterrichtet die deutsche Sprache. Möglichkeiten, wie man Absolventen der deutschen Abteilung, die nicht der deutschen Minderheit angehören, für die deutsche Kultur und Sprache auch nach Ausscheiden aus der Schule weiter gewinnen könne, wurden besprochen. Dabei wurden die Möglichkeit, regelmäßig Filmabende in deutscher Sprache zu veranstalten, sowie die Gründung eines deutschen Filmclubs ins Gespräch gebracht. Zum Abschluss seiner Reise besuchte Hartmut Koschyk die Burg Hunedoara.