Facetten der deutschen Sprache und Literatur in Mitteleuropa

Sommerakademie für Junggermanisten in Bukarest

Carmen Puchianu hatte aufmerksame Zuhörer im Schiller-Haus. Foto: Mariana Lăzărescu

Eine Sommerakademie beschäftigte sich Ende August in Bukarest mit dem Thema „Deutsch als Fremd- und Muttersprache im mitteleuropäischen Raum“. Veranstaltet wurde die Fortbildung im Hotel „Siqua“ vom Mitteleuropäischen Germanistenverband (MGV) und der Universität Bukarest, gefördert wurde sie vom DAAD, der Universität Bukarest und der Firma Siemens.

Der MGV wurde im Februar 2002 unter Beteiligung namhafter Germanistinnen und Germanisten aus sieben Ländern gegründet. Seitdem ist er ein in Dresden eingetragener Verein, dem Forschende und Lehrende aus Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn, den baltischen Staaten, Bulgarien, Kroatien, Slowenien und Rumänien, aber auch aus Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA angehören. Er ist eine forschungsorientierte Vereinigung mit der Aufgabe, interkulturelle und grenzüberschreitende Fragestellungen aufzugreifen, wissenschaftliche Aktivitäten, die deutsche Sprache und ihre Literatur sowie alle weiteren damit verbundenen Interessen zu unterstützen. Er will die Forschung in und rund um den Kulturraum Mitteleuropa vernetzen und koordinieren (siehe: mgv-portal.eu).

Die Initiative zur Organisation der ersten MGV-Sommerakademie in Bukarest hatte Dr. Mariana Lăzărescu, Hochschulprofessorin am Institut für Germanistik der Fremdsprachenfakultät an der Universität Bukarest und seit April 2010 Vizepräsidentin des Mitteleuropäischen Germanistenverbandes. Zum wissenschaftlichen Ausschuss gehörten außerdem der MGV-Präsident, Prof. Dr. Dr. Csaba Földes (Pannonische Universität Veszprém, Ungarn), und der MGV-Geschäftsführer, Doz. Mag. Dr. Manfred Glauninger (Universität Wien/Österreichische Akademie der Wissenschaften).

Die Sommerakademie richtete sich hauptsächlich an den germanistischen Nachwuch, der durch Ronny Schulz (Berlin), Nevena Sultanova (Sofia), Bianka Burka und Dóra Lócsi (Veszprém), Ana Iroaie, Adriana Ionescu und Cornelia Pătru (Bukarest) vertreten war sowie durch Alexandra Chiriac (Jassy), Andreea Dragotă und Thilo Herberholz (Temeswar), Robert G. Elekes (Kronstadt), Katalin Denes (Klausenburg), Patricia Şerbac (Neumarkt). Ausgewiesene Fachleute wie Prof. Dr. Barbara Breysach und Dr. Olivia Spiridon (Deutschland) sowie Dr. Holger Wochele (Österreich) hielten ideenreiche Vorträge im Plenum. Prof. Dr. Dr. Csaba Földes leitete nach einem einführenden Plenarvortrag die Sektion für Sprachwissenschaft, Prof. Dr. András Balogh die Sektion für Literaturwissenschaft und Prof. Dr. Matthias Fritz für Übersetzungswissenschaft. Die Sektion für Didaktik und Methodik wurde von Dozentin Dr. Marianne Koch koordiniert. In den Blockveranstaltungen wurden Forschungsvorhaben und -projekte, vorläufige Ergebnisse noch nicht abgeschlossener germanistischer Arbeiten oder Dissertationsteile vorgestellt.

Es wurde referiert und diskutiert über Deutsch im ostmitteleuropäischen Areal zwischen kultureller Koexistenz und sprachlicher Symbiose, über aktuelle Begriffe wie Mehrsprachigkeit, Inter-, Ultra-, Meta-, Suprakulturalität, Hybridität, Transdifferenz, Kreolisierung, Werbesprache, Austriazismen, Anglizismen, Rumäniendeutsch, deutschsprachige Literatur aus dem nordöstlichen Grenzland bei Artur Becker und Johannes Bobrowski, über Herta Müller und Oskar Pastior, deutsche Literatur aus Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg, widergespiegelt in einer im Druck befindlichen Anthologie von Erzähltexten, Interferenzen im Fremdsprachenunterricht veranschaulicht anhand von Fehlern durch muttersprachliche Laien in der schriftlichen Fachkommunikation, literarische Übersetzung als angewandte Sprachwissenschaft, Formen und Methoden des DaF-Unterrichts.

Die Veranstaltung wurde mit der Lesung von Carmen Elisabeth Puchianu „Impressionen. Lyrisches und Episches“ im Kulturhaus Friedrich Schiller beendet. Die Kronstädter Schriftstellerin stellte eine Collage von Gedichten zusammen, die sie mit Robert Gabriel Elekes dem Publikum vortrug und las aus dem Roman „Patula lacht“, der  in  Kürze  in  Deutschland  erscheinen  wird.

Die Sommerakademie kennzeichnete sich durch eine intensive kommunikative Arbeitsatmosphäre, durch gute Laune, Freude an der fachlichen Diskussion sowie an der menschlichen Begegnung und war eindeutig ein Erfolg. Die Erfahrenen gaben den jüngeren Teilnehmenden Anregungen mit, die sicherlich in den wissenschaftlichen Arbeiten einen Niederschlag finden werden.
Die Beiträge sollen in einem Band dokumentiert werden.