Fährst du schon oder stehst du noch?

Stand wichtiger Verkehrsprojekte in Temeswar

An der Jiul-Unterführung wird seit einem Jahr gearbeitet. Der dadurch entstehende Stau gehört zur Tagesordnung.
Foto: Zoltán Pázmány

Man nehme einen Temeswarer, der im Mehala-Viertel wohnt, und lasse ihn dieser Tage im Süden der Stadt arbeiten, zum Beispiel in der Schager Straße. Man lasse ihn das dann bei Schlechtwetter über mehrere Wochen tun. Man frage ihn dann am Wochenende, wie es um seine Geduld steht. Seit einem Jahr, seitdem der Verkehr bei der Jiul-Unterführung in der Nähe des Nordbahnhofs teilweise gesperrt wurde, um an der Unterführung zu arbeiten, gehört der Stau im sowieso bereits verkehrsdichten Temeswar zum Alltag. Die Fahrtdauer aus der Mehala in die Schager Straße beträgt satte 50 Minuten. Sonntags sind es knappe 12 Minuten. Die Autofahrt wird zum Nervenkrieg, wenn es draußen schüttet. Denn bei Schlechtwetter steigen die Temeswarer doch lieber ins Auto und nehmen die Strapazen des Staus in Kauf. Es ist egal, ob man um 7.30 Uhr loslegt, um 8, um 8.30 oder gar um 9 Uhr. Es sei denn, man schafft es früher aus dem Haus, um 7 Uhr, aber keine Minute später – dann kommt man zügiger voran.

Kein Thema: Die Unterführung soll her. Vierspurig wird man dort fahren können, wenn sie fertiggestellt ist. Die Arbeiten sind dringend notwendig. Bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung ist es jedoch ratsam, sich zu gedulden. Die Arbeiten schreiten langsam voran. Dieser Tage hat Bürgermeister Nicolae Robu auch ein weiteres Projekt vorgestellt: die Jiul-Brücke, die erste Brücke, die nach fünfzig Jahren über die Bega gebaut werden soll, diese soll an der Jiul-Straße anknüpfen. Die Projekte der Eisenbahnunterführung und der Brücke sind miteinander verbunden, denn die vier Spuren sollen auf der Brücke beibehalten werden. Bürgermeister Nicolae Robu postete einen Film mit dem Projekt der Brücke auf seiner Facebook-Seite und schrieb dazu: „Zu bemerken sind die vier Fahrtspuren, die Fahrradpisten und Gehsteige beiderseits. Selbstverständlich wird es auch eine besondere Beleuchtung geben!“

Um den Meckerern unter den Bürgern zuvorzukommen, witzelte der Bürgermeister auf Facebook: „Wenn Sie es mögen, dann drücken Sie ‚Share‘ und ‚Like‘. Wenn nicht, dann posten Sie ‚Dislike! Brauchen wir jetzt Brücken? Haben wir nichts Besseres mit dem Geld zu tun?‘“ Immerhin landete Robu mit dem Film über 1200 Likes. Von der Architektur her wird auf Schlichtheit und Modernität gesetzt: Das Projekt wurde von der Firma „Vienna Consulting Engineers“ GmbH entworfen, die dafür zirka 90.000 Lei (ohne die Mehrwertsteuer) kassieren soll. Bereits in diesem Herbst sollen die Arbeiten an der Brücke beginnen. Und auch an einer weiteren Brücke bei der ILSA. Die Stadtverwaltung will insgesamt fünf neue Brücken errichten lassen. Ein weiteres Projekt, das den Temeswarern wichtig ist, war bisher kein Glückskind: Gemeint ist der Südring, die 25-Kilometer-Strecke, die den Verkehr in und um Temeswar vor dem Chaos retten soll und auf die die Bürger und die Firmen pochen. Und die die Stadt auch im Hinblick auf die große Touristenzahl, die sie wohl im Kulturhauptstadtjahr 2021 heranziehen wird, unbedingt braucht. Premierminister Sorin Grindeanu hat bei seinem Besuch am Wochenende in Temeswar erklärt, dass spätestens Anfang April eine neue Ausschreibung organisiert werden soll. „Damit es zügiger vorangeht, hat das Nationale Unternehmen für die Verwaltung der Straßen CNAIR (die ehemalige CNADR) beschlossen, dass es im Rahmen einer einzigen Ausschreibung um beide Etappen gehen soll: Projektion und Ausführung“. Bis aber diese Projekte auch verwirklicht werden, heißt es wieder Geduld haben im Stau.