Für Versöhnung und Frieden einstehen

Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben! (Offb. 2, 10b)

Die letzten Sonntage des Kirchenjahres, dessen Reigen sich dann mit dem Ewigkeitssonntag schließt, versuchen unsern Blick von den irdischen Dingen zu den himmlischen Belangen zu erheben. So auch die Worte der Offenbarung an die Gemeinde in Smyrna, dem heutigen Izmir. Auch schon um das Jahr 95 n. Chr. war Smyrna eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt – die „Perle der Ägäis“. In Smyrna gab es auch eine kleine Christengemeinde, die es jedoch in jener Zeit sehr schwer hatte. Die Christen waren arm und lebten am Rande der Gesellschaft. Sie wurden  von dem römischen Staat und seinem Kaiserkult unterdrückt. Die Römer wollten sie zwingen, vor dem Standbild des Kaisers zu opfern und so ihre Solidarität mit dem römischen Staat zum Ausdruck zu bringen. Mit den anderen Religionen, von denen es in Smyrna viele gab, lebten sie in Streit.
Um es etwas bildhafter auszudrücken: Sie saßen zwischen allen Stühlen, und sie drohten, unter die Räder zu kommen.

Und eben in eine solche Zeit der Bedrängnis spricht der Seher Johannnes der Gemeinde Trost und Mut zu und fordert sie auf, durchzuhalten und treu zu bleiben. Es wird zwar Anfechtungen geben, es wird auch Leid geben, aber Gott kennt unsere Bedrängnis und unsere Armut. Die schweren Zeiten im Leben können mit Gottes Hilfe überwunden werden, denn der Anfang und das Ende sind in Gottes Hand. Um den Christen Mut zu machen, weiht die Offenbarung des Johannes sie in kosmische Zusammenhänge ein: Christus ist der Erste und der Letzte, er ist derjenige, der tot war und wieder lebendig wurde, und er umfasst und überblickt Raum und Zeit, ja alle Dimensionen. Er sieht und überblickt manches, was uns beschäftigt, was wir selber aber nicht übersehen können.

Er sieht auch die verschiedenen Mächte, die am Werk sind, die uns aber unsichtbar bleiben. In der Offenbarung des Johannes wird auch gesagt, dass jede Gemeinde ihren eigenen Engel hat, der über sie wacht und der in Verbindung mit Christus steht.

Zu diesem Engel spricht Christus seine Botschaft für die Gemeinde; und er sagt, dass er die Gemeinde kennt (wahrscheinlich auch unsere Gemeinde), und dass der Teufel die Menschen in sein Gefängnis werfen wird und dass er sie bedrängen wird, aber nur für eine kurze Zeit. Wer aber überwindet, der wird belohnt werden: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“. So lesen wir in der Offenbarung
Und getreu zu sein bedeutet, den Mut zu haben, für das Christentum einzutreten und in den Problemen, Diskussionen und Fragen des Alltags eine christliche Position zu beziehen. Es bedeutet, die Hungernden zu speisen und dem Dürstenden zu trinken zu geben, den Fremden, Fremdartigen oder Andersdenkenden nicht auszugrenzen, es bedeutet, nach dem Beispiel des heiligen Martin den frierenden Nackten zu kleiden, die Kranken zu besuchen und den Gefangenen Mut zu machen. Oder es bedeutet, sich „Freunde mit Hilfe des bösen Mammon zu machen“. Es bedeutet, immer wieder aufs Neue bereit zu sein, für Versöhnung im Streit und für Frieden auf Erden einzustehen.

Wer dies tut, der wird überwinden und wird am Ende die Krone des Lebens erhalten. Diese Krone ist die Dornenkrone, eine Krone des Leidens, die Christus durch seine Auferstehung verwandelt hat in eine Krone des Lebens und sie ist auch ein Kranz des Lebens, ein Geflecht, das uns schmückt und in dem Anfang und Ende zusammenfindet in der Ewigkeit Gottes.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Amen