„G’scheite Jungs“ am Werk

Das Reschitzaer Maschinenbauwerk ruft wieder ein paar Arbeitnehmer zur Arbeit

Das Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR hat mit der Sanierung des Wasserkraftwerks Drăgăşani begonnen und hierfür 300 entlassene Arbeiter vorübergehend reaktiviert.

Seit ein paar Tagen – genauer: seit Anfang August – hat das Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR begonnen, das Wasserkraftwerk Drăgăşani am Alt/Olt-Fluss zu sanieren. Die Arbeiten sollen etwa neun Monate andauern. Um diese zu bewältigen, werden 300 Arbeitnehmer, die in „technischer Arbeitslosigkeit” waren, nach und nach ins Werk bestellt und bekommen dann statt der üblichen 75 Prozent ihren vollen Lohn. Dies teilte Generaldirektor Cosmin Ursoniu mit. Ursoniu fügte hinzu: „Drăgăşani ist noch bei Weitem nicht das, was wir an Verträgen bräuchten und was wir tun könnten. Es handelt sich um einen relativ kleinen Vertrag, aber wir verhandeln gegenwärtig mit mehreren Unternehmen und Wasserkraftwerken und sind guten Mutes, weitere Verträge ins Trockene zu bringen.

Für den Vertrag mit dem Wasserkraftwerk Dr²g²{ani brauchen wir zusätzliches Personal für den Elektrikbereich und die rufen wir wieder zur Arbeit. Anfang August hatten wir 480 Arbeitnehmer – vor allem in der spanabhebenden Bearbeitung und bei den geschweißten Ensembles – am Arbeitsplatz. Mit den rund 300 Arbeitnehmern, die wir – nicht alle auf einmal, sondern stufenweise – zur Arbeit bestellen werden, wird etwa die Hälfte der Belegschaft, vorläufig auf Zeit, eine Beschäftigung haben.” Gewerkschaftsführer Jivomir Tovladia] sprach von einem „guten Zeichen”, aber auch „einem schüchternen Beginn” einer möglichen Wende in der Sanierung des Maschinenbauwerks, das sich nun schon im dritten Jahr der Insolvenz befindet. „Die Hoffnung des Maschinenbauwerks liegt immer noch in umfangreichen Bestellungen von Hidroelectrica”, sagte der Gewerkschafter, der auch die Union der Gewerkschaften des Banater Berglands leitet. „So lange von den 1400 Arbeitnehmern des Maschinenbauwerks noch mehr als 900 zu Hause sitzen müssen, sollte sich niemand selbst in die Tasche lügen.”

Bezüglich der Besitzverhältnisse über die Reste des Maschinenbauwerks beginnen sich inzwischen Gerüchte zu bestätigen, die in Reschitza nie verstummt sind. Eins ist jenes, dass die in der Schweiz registrierte INET AG, welcher der rumänische Staat vor fast zehn Jahren das Reschitzaer Maschinenbauwerk verkauft hat, eigentlich eine „Appartementfirma” ist, hinter welcher sich die Schweizer Brüder Corpateaux und der umstrittene rumänische Geschäftsmann Bogdan Buzăianu verbergen. Das ist derselbe, der 1990 als Kellner in die Schweiz ging und zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Millionär nach Rumänien zurückkam und zur Spitzengruppe der „g`scheiten Jungs” (eine Einstufung von Präsident Băsescu für die Gruppe Geschäftsleute, welche die rumänische Elektroenergiewirtschaft schröpfen) vorstieß, die mit Lieferverträgen hart am Rand der Legalität das rumänische Energiesystem ausquetschen, indem sie sich Billigstrom auf lange Zeit vertraglich sicherten, den sie ins Ausland zum mehrfachen des Ankaufspreises weiterverkauften.

Das Kalkül dieser „g`scheiten Jungs” – zu denen auch der inzwischen von der DNA gefilzte Ex-„Präsident-Generaldirektor” des Reschitzaer Maschinenbauwerks, Adrian Chebuţiu, gehörte, der wohl Teil der „Schweiz-Connection” ist, zumal er in der Heimatstadt der Brüder Corpateaux, in Fribourg, studiert hat, wo auch Buzăianu laut Gerüchten zu seinem Startvermögen kam – die sich zum Kauf des Reschitzaer Maschinenbauwerks entschlossen hatten, beruhte auf der Kenntnis der Tatsache, dass Rumänien nach 1989 im Karpatenraum mehr als ein Dutzend Wasserkraftwerke in diversen Fertigungsstadien stehen hatte, deren Bau aus Finanzierungsmangel eingestellt war und dass die Regierung Adrian Năstase in ihrem Regierungsprogramm den Fertigbau dieser Wasserkraftwerke festgeschrieben hatte. Und da das Reschitzaer Maschinenbauwerk der einzige einheimische Ausstatter für Hydroenergie war, winkte in den Augen der „g`scheiten Jungs” das Geschäft. Und sie kauften, ausgestattet mit dem guten schweizerischen  Namen, das Reschitzaer Maschinenbauwerk.

Nachdem sich jedoch allmählich herausstellte, dass der Fertigbau der begonnenen Wasserkraftwerke bei Weitem nicht mit jenem Elan geschah, mit dem er von der Năstase-Regierung angekündigt worden war und nachdem der Schuldenerlass, den der Staat beim UCMR-Verkauf versprochen hatte („Erlass der historischen Schulden”) bis heute nicht realisiert wurde, schritten die „g`scheiten Jungs” durch Chebuţiu ans Zerstückeln des Industriekolosses, unter dem Vorwand der „Schaffung von Profitzentren”, von denen einige tatsächlich profitabel waren oder sind und, firmenintern schuldenbefreit, in den persönlichen Besitz von Chebu]iu und dessen Freunden „gerieten”, auf fast unangreifbar abgesicherte legale Weise, andere pleitegingen und alles schuldenbelastete Betriebsvermögen dem Reststück des Maschinenbauwerks – eben der Abteilung für den Bau von Wasserkraftwerksausrüstungen – unter dem Namen UCMR untergeschoben wurde.

Die Verdachtsmomente und Zweifel an der Legalität und Transparenz, die vom Verkauf des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR bis hin zu seiner Zerstückelung und Insolvenzerklärung immer wieder geäußert wurden – Adrian Chebuţiu war als „Präsident-Generaldirektor” ein Meister des autoritären Vertuschens und des arroganten Abwürgens von Fragen – sind nie aus dem Weg geräumt worden und selbst der vielgelobte, aber selber nicht unumstrittene Insolvenzverwalter Remus Borza (der Hidroelectrica vorübergehend saniert und vor der Pleite gerettet hatte) konnte kein offizielles Licht ins Maschinenbauwerk und die dahintersteckenden Verstrickungen bringen. Nun befindet sich das Rest-Maschinenbauwerk seit Mitte 2013 auf dem Weg in die Wiederverstaatlichung. Keiner kann aber vorhersehen, wie das noch endet.