Gebäude der Vermögensgemeinschaft an die Stadt?

Karansebescher Vermögensgemeinschaft will Bauruine loswerden / Stadt zögert wegen Rechtslage

Zur kommunistischen Zeit war im verstaatlichten Gebäude der Vermögensgemeinschaft im historischen Zentrum von Karansebesch hauptsächlich das staatliche Unternehmen für Prospektions- und Schürfarbeiten IPEG untergebracht. Nach der Wende wurde die Immobilie nur zeitweilig und teilweise genutzt, etwa von der CEC-Bank oder als Sitz des lokalen Verbands der PSD. Heute steht es nahezu gänzlich ungenutzt da und ist dem allmählichen Verfall preisgegeben.

Das Gebäude der Vermögensgemeinschaft des ehemaligen Grenzregiments stellt durch den herabfallenden Verputz eine Gefahr für die Passanten dar.
Fotos: Zoltán Pázmány

Im historischen Zentrum von Karansebesch, in unmittelbarer Nähe des Franz-Joseph-Parks, der später in General-Dragalina-Park umbenannt wurde, steht ein verfallbedrohtes Gebäude, an dem ein großes Transparent angebracht ist, das vor herabfallendem Verputz warnt: das imposante Gebäude der nach 1989 wiedergegründeten Vermögensgemeinschaft der Bauern des ehemaligen Grenzregiments. Das war die Organisation der nach Auflösung der Grenzregimenter der Doppelmonarchie (1872) vom Kaiser Franz Joseph I. „für gute Dienste” mit Grund und Boden beschenkten Bauern, die über hundert Jahre lang der Donaumonarchie als Wehrbauern gedient hatten. Im Banater Bergland lebten sie in mehr als 80 ländlichen Ortschaften und wurden von Karansebesch, dem Garnisonsstandort, aus, organisiert.

Nach 1989 kam es zur Wiedergründung der Vermögensgemeinschaft (sie war 1947 durch Nationalisierung aufgelöst worden), doch das massive Einmischen dubioser Kommunal- und Regionalpolitiker (u. a. des gegenwärtig im Gefängnis sitzenden Ex-Kreisratsvizepräsidenten Ionesie Ghiorghioni) hat viele der wieder in den Besitz ihrer Böden und Wälder gelangten Nachkommen der Banater Wehrbauern bewogen, nicht mehr einer quasi neuen „Vermögensgemeinschaft” beizutreten. Heute laufen noch zahlreiche Rückerstattungsprozesse, die sich auf die Vermögensgemeinschaft berufen, einschließlich von Immobilien.

Eine solche Immobilie mit unklarem Rechtsstatus (auch weil sie als Pfand in anderen Rechtsdisputen eingesetzt wurde) ist auch der Hauptsitz der Vermögensgemeinschaft in Karansebesch. Der amtierende Präsident der Vermögensgemeinschaft, Vasile Corneanu (ein Verwandter des verstorbenen charismatischen Metropoliten des Banats und Erzbischofs von Temeswar, Dr. Nicolae Corneanu) bot jüngst dem Stadtrat Karansebesch das Gebäude neuerlich als Geschenk an die Stadt an, da er und der Verwaltungsrat der Vermögensgemeinschaft zur Einsicht kamen, dass sie nicht im Stande sind, das Gebäude in Schuss zu bringen, das zusehends verfällt und auch zur Gefahr für Vorübergehende geworden ist, wegen der bröckligen Fassade, die bloß mit einem Gemisch aus Kalk und Sand – wie vor hundert und etlichen Jahren üblich – verputzt ist.

Vasile Corneanus Schenkungsabsicht wurde erst-mals vor vier Jahren geäußert, als der heutige Senator und Vorsitzende des Wehrausschusses des Senats, Ion Marcel Vela (PNL), in Karansebesch Bürgermeister war. Damals wie heute haftet der Immobilie dasselbe Problem an: die nicht vollends geklärte rechtliche Lage. Obwohl jedermann in Karansebesch und im Banater Bergland weiß, dass es der Hauptsitz der Vermögensgemeinschaft war (und ist), haben sich nach dessen Verstaatlichung diverse Firmen im Grundbuch als Besitzer eingetragen und einige wollen auf den halblegal erworbenen Status bis heute nicht verzichten. Deshalb gibt es kaum endende Prozesse.

Die PSD-Fraktion im Stadtrat Karansebesch ist – ausnahmsweise – uneingeschränkt für die Übernahme des Gebäudes durch die Stadt, genauso wie ihr auch Bürgermeister Felix Borcean (PNL) zustimmt. Stadtrat Gavrilă Ardelean (PSD): „Wir müssen nicht tatenlos dastehn und warten, bis Brennziegel aus dem Gebäude rausfallen und ein Unglück geschieht, bei dem jemand umkommt. Wenn wir auch schriftlich bezeugt wissen, wem es gehört, warum sollen wir es nicht als Rathaus übernehmen und renovieren? Es liegt zentral, es könnte durch Vermietung der Stadt schönes Haushaltsgeld erbringen.” Valentin Dascălu, der für die PSD seit 20 Jahren im Stadtrat sitzt, fügte dem hinzu, dass man auf den Besitzer mehr Druck machen müsse, mittels Strafen für Vernachlässigung der Immobilie, bis er endlich das Gebäude abgibt. Ein Hindernis wäre allerdings, dass das Gebäude als Pfand eingesetzt ist in diversen Prozessen der Vermögensgemeinschaft. Es bestünde allerdings eine „gewisse Gefahr”, dass Gläubiger die Immobilie später einmal vom Rathaus fordern könnten. „Aber es gibt auch juristische Verteidigungsmodi dagegen”, meinte Dascălu.

Bürgermeister Borcean gab sich relativ neutral: „Ich kann bestätigen, dass Herr Corneanu bei uns im Rathaus mit dem Vorschlag vorgesprochen hat, der Stadt die Immobilie unentgeltlich zu überlassen. Aber sie ist noch voller belastender Forderungen, Gegenstand von Prozessen bei der Gerichtsinstanz. Ich habe Herrn Corneanu geantwortet, dass wir in dem Augenblick, in dem alle Forderungen an die Vermögensgemeinschaft und seitens der Gemeinschaft geklärt sind, das Gebäude also unbelastet ist, es gern übernehmen. Obwohl – und auch darauf möchte ich Sie allen Ernstes jetzt schon aufmerksam machen! – es wird sehr schwierig werden, die Immobilie zu renovieren, zu reparieren, Fassade, Dach und Dachstuhl, die Innenräume, alles. Aber ich wäre trotzdem grundsätzlich dafür.“