Gedanken zum Internationalen Frauentag

Über Chancengleichheit, Kampf gegen Gewalt und für Gesundheit

Chancengleichheit fängt in der Schule an.
Foto: Zoltán Pázmány

In diesem Jahr haben die Männer in Rumänien nach Chancengleichheit gefragt. Um die Diskrepanz wettzumachen, haben die Parlamentarier für das Begehen des Internationalen Männertags in Rumänien gestimmt. Den wir in diesem Jahr am 19. November zum ersten Mal feiern werden. Der Internationale Frauentag geht auf eine nun 105 Jahre alte Initiative zurück, die den Frauen für das Erringen von gleichen Chancen und Rechten wichtig war und ist. Ähnlich pocht der Internationale Männertag auf Chancengleichheit und das Hervorheben männlicher Vorbilder, um die Benachteiligungen der Männer aufzudecken und den Einsatz der Männer in der Familie zu würdigen. Der Internationale Männertag wurde zum ersten Mal in Trinidad und Tobago eingeführt und nach und nach von den verschiedensten Staaten übernommen sowie von der UNESCO anerkannt, er ist nicht mit dem Vatertag und auch nicht mit dem Weltmännertag zu verwechseln, der ebenfalls im November gefeiert wird, der sich aber auf die Gesundheit des starken Geschlechts konzentriert.

Blumen und Schokolade

Aber im März macht man und frau sich Gedanken über Frauen. Meistens geht es dann um Blumen und Konfekt, ein schickes Essen, einen Abend im Club oder Kinokarten. Das kurbelt die Endorphine (eben Glückshormone) ebenso wie den Umsatz an. Und die Medien prahlen mit glamourösen Bildern, wie eine Frau sich an dem Tag schick machen sollte. Aber es gibt auch einige Probleme, die heute nicht angesprochen werden, auch wenn das eine gute Gelegenheit wäre: Erstens geht es beim Internationalen Frauentag um die Chancengleichheit der Frauen. Es geht nicht mehr um das Stimmrecht und auch nicht um das Recht auf Arbeit. Aber es geht wohl um gleiche Chancen im Beruf und gleiche Bezahlung. Während sich Gewerkschaften in Deutschland (etwa verdi) heute Gedanken über Arbeitszeiten, über die gerechte Förderung von Frauen sowie die Aufstiegschancen in die Chefetagen machen, sind diese Themen den rumänischen Gewerkschaften heute nicht eingefallen. Eine der großen Gewerkschaften in Temeswar verschickt Blumen per Email (will man sie anfassen, muss man sie aufs Papier herunterladen) und lädt zu einem Konzert ein. Über den größeren Problemen, die oben aufgezählt wurden, liegt Schweigen.

Das Temescher Statistikamt führt zwar einige Daten über die Unterschiede zwischen Mann und Frau bei der Arbeit auf: So zum Beispiel über die Arbeitslosenrate, die bei Frauen etwas (aber nicht viel) höher liegt als bei Männern, von insgesamt zirka 4500 Arbeitslosen im Kreis Temesch sind ungefähr um 250 mehr Frauen arbeitslos als Männer. Eigentlich kein besorgniserregender Unterschied. Es gibt jedoch Unterschiede, über die wenig bis gar nicht gesprochen wird, etwa die unterschiedliche Bezahlung oder das Bevorzugen von Männern bei der Anstellung, wenn der Beruf als „Männerberuf“ gilt, die Frau junge Mutter ist oder knapp vor der Heirat steht. Auf den Mutterschutz kann man sich eigentlich noch freuen in Rumänien, da ist die Gesetzgebung im Vergleich zu anderen Staaten besser, ein, zwei oder drei Jahre kann die Mutter zu Hause bleiben (übrigens der Vater kann es auch), je nachdem, ob sie sich mit mehr oder weniger Geld arrangieren kann und wenn das Kind gesund ist.

Oft aber blüht die Überraschung bei der Rückkehr: entweder hat die Firma Konkurs gemacht, oder ist in ein anderes Land (wegen billiger Arbeitskräfte) gezogen, oder die Arbeitsumwelt aus Kollegen und Chefs wartet nur darauf, der Mutter zu sagen, dass sie sich erst einmal wieder anpassen muss. Auch über die Anzahl der Frauen in den Chefetagen sollte noch gesprochen werden. In Deutschland glauben die Befragten, die an einer qualitativen Studie der Personaldienstleistungsfirma „Manpower Group“ laut einer Umfrage daran, dass die Gleichstellung von Mann und Frau in den Unternehmen im 14 bis 22 Jahren gewährleistet sein wird. In Rumänien wird es länger dauern. Zwar liegt in Rumänien die Anzahl der Unternehmerinnen im Privatbereich im Durchschnitt der mittel- und osteuropäischen Staaten, aber das ist noch lange nicht das, was es werden könnte.

Die harten Themen

Ein anderer Punkt, der hier besprochen werden sollte, nicht um die Stimmung zum 8. März zu verderben, sondern um die Knackpunkte in der Frauenthematik anzusprechen, ist das Thema Gewalt gegen Frauen. Einer Statistik zufolge, die im November herausgebracht wurde, sind sieben von zehn Frauen in Rumänien Opfer von Gewalt gewesen. Die Statistik wurde anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen veröffentlicht. Das bedeutet, dass jeder Bürger in seinem Bekanntenkreis mindestens eine Frau hat, die Opfer von Gewalt wurde, ob sich diese nun geoutet hat oder nicht. Ein drittes, hartes Thema, das dieser Tage wie aus den Medien verbannt scheint, ist die besorgniserregende Anzahl der Frauen, die in Rumänien an Krebs erkranken und oftmals auch sterben. Hier ist der Brustkrebs Vorreiter, 7000 neue Patientinnen kommen pro Jahr hinzu. Eine bessere Aufklärung und Erziehung könnte auch dem entgegenwirken. Dies sind nur einige der Themen, die den Feiertag nicht verderben sollten, sondern zum Denken und (warum nicht auch) zur Aktion anleiten sollten.