Gelobt sei der Herr – Mit Musik im Herzen

Symbolbild: pixabay

Liebe Leser,


Als ich vor einigen Jahren unsere Gemeindeorganistin bat, beim Gemeindegesang die Orgel etwas lauter zu spielen, sagte sie mir, die Gemeinde habe sich gewünscht, sich selber singen zu hören. Natürlich hatte ich auch bemerkt, dass stark und kräftig gesungen wurde, aber mir fehlte etwas von der Orgellautstärke, wie ich sie aus den großen Kirchen meiner Vaterstadt kannte. Und als ich so mit unserer Organistin darüber redete, musste ich ihr eigentlich Recht geben, denn letztlich war der Gemeindegesang wichtiger als der kräftige Klang der Orgel.


Als ich dann gebeten wurde, den Kirchenchor wieder aufleben zu lassen, verstand ich besser: Man wollte mehr singen. Und es ist ja auch schön, mit anderen zu singen und zu musizieren, gute Musik zu machen und zu sehen, wie die Leute sich freuen, wenn sie gute Musik hören. Aber ist es auch für Gott wichtig, dass wir schöne Musik machen?


In einem kurzen Wort im Kolosserbrief (3,16-17) werden wir aufgefordert, mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern Gott zum Dank in unseren Herzen zu singen. Und alles, was wir tun, es sei mit Worten oder Werken, soll diesen Dank enthalten.


Hören wir dazu eine kleine Geschichte:
Es gab da einmal ein Kloster, dort wohnten Mönche, die entsetzlich schräg sangen. Sie waren mit Freude dabei, aber für musikalische Ohren war es nicht die reine Freude. Eines Tages kehrte ein Opernsänger bei ihnen ein, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Als der Prior des Klosters von dem Beruf seines Gastes erfuhr, fragte er ihn, ob er nicht für sie im Gottesdienst singen könnte. Dieser fühlte sich durch die Anfrage geschmeichelt und willigte ein und beim nächsten Gottesdienst blieben die Mönche stumm. Sie lauschten entzückt den schönen Tönen, die ihr Gast von sich gab und waren sich einig: das war der beste Gottesdienst, den sie bislang in ihrem Kloster gefeiert hatten. So eine herrliche Musik – so sollte es immer bei uns klingen!


Aber in der Nacht hatte der Prior einen schweren Traum. Gott sprach zu ihm und fragte ihn: Warum habt ihr mich in eurem letzten Gottesdienst nicht gelobt? Der Prior sagte: Aber Herr, wir hatten doch so einen wunderschönen Gesang! Und Gott antwortete: Die Stimme war schön, aber das Herz war stolz. Ich möchte, dass ihr mich lobt. An euch habe ich meine Freude.


Der Prior erzählte den Traum seinen Mönchen und von dem Tag an schämten sie sich nicht mehr für ihren schrägen Gesang. Soweit die Geschichte.


Damit soll nun bestimmt nicht die Musiker-/Chorarbeit in den Gemeinden zunichte gemacht werden. Im Gegenteil, diese kleine Geschichte ist ein Plädoyer dafür, dass die Arbeit im Kirchenchor Freude machen soll.
Gleichzeitig wird der Unterschied deutlich zwischen dem, was uns schön erscheint, und zwischen dem, was Gott wichtig ist. Wir legen mehr Wert auf den Augenschein und die prächtigen Farben. Und so wird die schöne Musik immer Ziel einer jeden Chorarbeit bleiben, denn als Zuhörer mögen wir schöne Musik. Zum Lob und Dank gehört aber das Herz. Und genau darum dürfen und sollen wir Gott fröhlich dienen, mit allem, was wir können, auch wenn wir unter einigen als unmusikalisch oder unordentlich, oder als behindert gelten. Denn für Gott ist die Hingabe wichtiger.