Gemischtes Bild für Rumänen in Deutschland

Bilanz nach einem Jahr Arbeitnehmerfreizügigkeit

Gut ein Jahr, nachdem die letzten Schranken für rumänische Staatsbürger, in der EU zu arbeiten, aufgehoben wurden, zieht die Friedrich-Ebert-Stiftung ein erstes Fazit. Der kürzlich veröffentlichten Studie „Zwischen Integration und Ausbeutung – Rumänen und Bulgaren in Deutschland: Bilanz nach einem Jahr Arbeitnehmerfreizügigkeit“ zufolge, zogen im Jahr 2014 rund 85.000 Rumänen nach Deutschland. Dies liegt im Trend der letzten Jahre, in denen die Zahl der rumänischen Auswanderer in Deutschland kontinuierlich gestiegen ist. Es ist jedoch bei Weitem nicht der „Ansturm“, den deutsche Politiker erwartet hatten. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote der Rumänen in Deutschland gefallen und lag mit 6,6 Prozent sogar leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Für bulgarische Staatsbürger hingegen, die zur gleichen Zeit die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU erhalten haben, sieht die Lage wesentlich schlechter aus: Hier ist eine steigende Arbeitslosenquote zu erkennen. Zusätzlich sind Rumänen tendenziell besser bezahlt und in höheren Positionen angestellt als Bulgaren. Gemein haben Migranten aus beiden Ländern, dass sie häufig unter dem Niveau ihrer Qualifikationen beschäftigt sind. So haben 26,3 Prozent der Rumänen und Bulgaren in Deutschland einen Hochschulabschluss (unter deutschen Arbeitnehmern ist die Quote niedriger), aber nur 13,7 Prozent von ihnen nehmen eine Tätigkeit war, die eine solche Qualifikation erfordert. Dies ist natürlich insbesondere tragisch, da Fachkräfte und Akademiker in Rumänien gebraucht werden, der Verlust von qualifizierten Arbeitskräften ist gerade in Bulgarien und Rumänien ein großes Problem.

Grundsätzlich sieht die Friedrich-Ebert-Stiftung für Rumänen in Deutschland ein gemischtes Bild. Es gebe weite Teile der Wirtschaft, die Rumänen sehr gut integrieren und angemessen bezahlen. Gleichzeitig gibt es Regionen und Städte, die unter hohen Arbeitslosenquoten leiden, in denen Rumänen und Bulgaren unter ihrer Qualifikation zu sehr geringen Löhnen arbeiten müssten. Die Studie widerspricht allen, die von „Sozialtourismus“ und „Sozialbetrug“ sprechen, es gebe keine Daten, die auf diese Phänomene hinweisen würden. Gleichzeitig fordern die Autoren aber eine konstruktive Debatte, wie eine angemessene Integration südosteuropäischer Einwanderer in Westeuropa und vor allem Deutschland gelingen kann. Die Studie kann unter folgendem Link als PDF heruntergeladen werden: http://library.fes.de/pdf-files/