Generation C

Symbolgrafik: freeimages.com

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Jede Minute werden 100 Stunden Videomaterial auf Youtube hochgeladen. Jeden Monat werden über sechs Milliarden Stunden an Videomaterial angesehen. Kein Kabel-TV-Netzwerk erreicht so viele Erwachsene in den USA im Alter von 18 bis 34 Jahren wie Youtube.

Sie sind gut ausgebildet, können sich ein Leben ohne Technologie nicht mehr vorstellen und stellen Familie und Freunde vor den Beruf: Die Mitglieder der Generation Y, zwischen 1977 und 1998 geboren, setzen Improvisation über Planung und fordern eine Runderneuerung der Gesellschaftsstrukturen. Im Beruf möchten sie möglichst unabhängig sein und mitbestimmen können. Viele von ihnen suchen deswegen einen Job in der IT- und Onlinebranche, weil diese ihren Bedürfnissen entspricht. Google wurde vom „ Fortune Magazine“ fünfmal zum besten Arbeitgeber gekürt. Acht Mal schaffte es das kalifornische Unternehmen unter die ersten zehn. Der Grund ist das lockere Arbeitsklima: Google will kreative Mitarbeiter, die großen Wert auf Gemeinschaft legen. Darum bietet es den Millenials (dt. „Jahrtausender“) flexible Arbeitszeiten und achtet auf ihr Wohlbefinden. 

Auch in Deutschland zählen überwiegend Unternehmen aus der IT- und Onlinebranche zu den besten Arbeitgebern (Quelle: www.greatplacetowork.de).

Diese Entwicklung ist mit der wachsenden Anzahl an Internetnutzern eng verbunden.   

Laut den Statistiken von internetlivestats. com haben inzwischen weltweit mehr als drei Milliarden Menschen Zugriff auf das Internet. Das entspricht rund 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die Zahl der User hat sich in nur 20 Jahren vervierzigfacht.

Das Internet dominiert den Alltag der Millenials. Eine 2012 veröffentlichte Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom ergab, dass jeder Dritte in jeder freien Minute ins Netz geht. Facebook und Google sind die Top-Web-Properties. Die Suchmaschinen Yahoo und Bing belegen laut go-gulf.com (Stand 2012) die Plätze Zwei und Drei. Auf Platz Vier folgt das Videoportal Youtube.

Generation Youtube

Letzteres gewinnt von Jahr zu Jahr immer mehr Nutzer. Laut einer Nielsen-Studie wächst die Zahl der Youtube-Besuche über Smartphones um 74 Prozent. Youtube wird inzwischen zu jeder Zeit und an jedem Ort besucht: Ob im Schlafzimmer, im Wohnzimmer während den Werbeunterbrechungen im Fernsehen, im Arbeitszimmer oder in der Haltestelle, während man auf den Bus wartet. Monatlich besuchen mehr als eine Milliarde einzelne Nutzer das Video-Portal. Youtube gibt es inzwischen in 61 Ländern und 61 Sprachen.

Aufgrund des wachsenden Interesses vieler Mitglieder der Generation Y an Googles Video-Portal, prägte Nielsen and Booz Allen Consulting in 2010 den Begriff „Generation C“ als alternative Bezeichnung für diese Bevölkerungskohorte.
Die Mitglieder der Gen C zeichnen sich durch ein aktives Medienverhalten aus. Sie würden sich laut Google für die vier Cs begeistern lassen: Creation, Curation, Connection und Community. Das bedeutet, dass sie Youtube nicht nur als Alternative zum Fernsehen verwenden, sondern auch die sozialen Interaktionsmöglichkeiten ausschöpfen, die die Plattform bietet. Sie sind nicht mehr länger nur Zuschauer, sondern sie erstellen auch selber Inhalte oder teilen die Inhalte von anderen mit Freunden und Bekannten. Für die Gen C sei Kreativität ein Lebensinhalt. „Kreativität bedeutet, etwas von Wert zu erschaffen und mit anderen zu teilen“, wird eine amerikanische Userin namens Liz auf thinkwithgoogle.com zitiert. „Das ist unsere Art der Selbstbestimmung und aus unserer Welt nicht wegzudenken.“

Die Produktion von Videos hat sich in den letzten Jahren vereinfacht. Die neuesten Smartphones können HD-Filme aufnehmen, verschiedene Apps bieten vorgefertigte Filter an, die Amtateurvideos aufhübschen und ihnen den Glanz professioneller Produktionen aufsetzen. Auf Youtube finden sich Video-Seminare und Tutorials, manche von anderen Usern regelmäßig erstellt, manche von professionellen Produktionshäusern oder Fachmagzinen. Jeder Besucher, der sich auf Google ein Konto einrichtet, erhält auch automatisch ein Youtube-Konto, wo er sich kostenlos einen eigenen Kanal einstellen kann. Andere können sich bei ihm abonnieren. Laut Youtube werden täglich  Millionen von Abonnements abgeschlossen.

Generation Sharing

Vielfalt und Originalität sind für die Generation C wichtig. Und, genau wie für die Generation Y, ist Selbstbestimmung oberstes Gebot. Die Frage der „Warum“-Generation, das „Was bringt mir persönlich das?“, hat auch Youtubes Entwicklung beeinflusst.

Denn das Video-Portal wird nicht ausschließlich zur Unterhaltung verwendet. Genauso wichtig wie die lustigen Sketche von College Humor oder die Talkshows von bekannten V-Bloggern wie „Rhett and Link“ sind auch die zahlreichen Video-Rezensionen von Online-Fachmagazinen oder anderen Privatnutzern zu aktuellen Gadgets. Wer sich ein neues Smartphone kaufen möchte, aber nicht weiß, welches für ihn am geeignetsten ist, sucht schnell ein Video auf Youtube, wo die Vor- und Nachteile aufgezählt und die Geräte sogar mit anderen verglichen werden.

Auch als eine wichtige Nachrichten- und Informationsquelle hat sich Youtube etabliert. Amateuraufnahmen von bedeutenden Ereignissen, wie etwa dem Pariser Terroranschlag, schafften es schneller auf Youtube, als in die Fernsehnachrichten.

Und die Nutzung von sozialen Medien hat sich auch auf Youtube-Nutzer ausgewirkt. Jeder möchte sein Leben dokumentieren, wichtige Augenblicke mit anderen teilen, Meinungen, Eindrücke werden dann schnell in kurzen Handy-Videos festgehalten und prompt hochgeladen.  Alles, was gefilmt werden kann, wird gefilmt. Und alles, was mit der Welt geteilt werden kann, wird geteilt. Es gibt keine Grenzen mehr.

Generation Konsum

Darum verdrängt Youtube auch das Fernsehen. Laut Nielsen erreicht das Portal mehr Erwachsene in den USA im Alter von 18 bis 34 Jahren als jedes Kabel-TV-Netzwerk. Eben weil die Video-Plattform Freiheiten einräumt, die ein klassischer Fernsehsender nicht einräumen kann. Die Möglichkeit sich selber ein Programm aufzustellen, selber die Reihenfolge der Videos, das Genre und die Zeit, die man auf Youtube verbringen will, festzulegen, widerspiegelt das Streben der Generation Y nach Freiheit und zwar genauso, wie ihre Einstellung zur Arbeit.

Gerade darum ist Google Inc., zu dem auch Youtube gehört, so ein beliebter Arbeitgeber. Weil die Unternehmenskultur nach den gleichen Prinzipien aufgebaut ist, wie das Internet. Jedoch verstecken sich hinter dieser Freiheit auch Tücken. Google Inc. möchte durch die Definierung der Generation C Kunden anlocken, die auf Youtube ihre Produkte verkaufen sollen. Zwischen den von Nutzern produzierten Inhalten schleichen sich auch Werbefilme von Großkonzernen ein. Im dritten Quartal 2014 ist Googles Umsatz auf 16,52 Milliarden Dollar gestiegen. Davon konnte das Unternehmen 2,81 Milliarden Dollar erwirtschaften. 77 Prozent stammte aus Werbeeinnahmen von der eigenen Seite, 23 Prozent von Partner-Seiten. Generation C wird von Google als eine starke Kraft in der Konsumentenkultur beschrieben. Mitglieder der Gen C seien Trendsetter, die, wenn man sie von einem Produkt überzeugt, auch andere davon überzeugen wollen. Somit werden sie zu einer kostenlosen Werbeplattform.

Darum werden auch inzwischen immer mehr Applikationen und Dienstleistungen kostenlos angeboten, mit der Option auf kostenpflichtige Alternativen umzusteigen. Nur so könnte ein Produkt oder eine Werbekampagne viral werden. Indem man es kostenlos anbietet, gewährleistet man eine rasche Verbreitung im Netz. Je mehr es ausprobieren und je mehr davon überzeugt sind, desto mehr spricht es sich rum. Viele sind dann auch bereit, weil sie eben das komplette Paket haben wollen, auf die kostenpflichtigen „Pro“-Varianten umzusteigen.

Die Generation C ist somit genau wie die vorangegangenen Generationen eine Konsum-Generation.