„Gott wolle sie mehren.“

Restaurierte Tafeln an den alten Schulgebäuden in Tartlau

Es war ein schwere Geburt. Länger als ein Jahr hat es gedauert, bis die Tafeln an dem mittleren Schulgebäude in Tartlau/Prejmer wiederhergestellt werden konnten.
Im Zuge der Arbeiten an den drei Gebäuden fielen die al fresco in den Putz geschriebenen Tafeln dem Übereifer einer Handwerkertruppe zum Opfer. „Vorschule des göttlichen Reichs“ war in der Titelzeile gestanden, dazu die Bauzeit der drei imposanten Schulgebäude: 1846-1848. Die Türkengefahr war damals längst vorüber, der freie Platz um die Kirchenburg durfte bebaut werden. So entstanden die Schulen mit großen Höfen, Holzschuppen und Nebengebäuden, denn in den drei Häusern wohnten auch Lehrer.

„Gottes Segen über ihr und allen, die hier aus und eingehen, und der ganzen Gemeinde“. Den Text hat wohl der damalige Pfarrer entworfen. Sein Name J. Fabricius erscheint als erster in der langen Aufzählung aller Honoratioren. Sie klingen allen bekannt, die Tartlauer Wurzeln haben: Goldschmidt, Kaufmes, Boltres, Gross, Thies, Rosenauer, Abraham, Thieskes, Teutsch.

Heute stehen die drei Schulen leer. Aus einem Gebäude tönt nachmittags heftige Musik zu rhythmischen Befehlen: der Kampfsportclub Shin Jitsu hat sich hier eingemietet. Auf allen Dächern wohnen seit eh und je gratis drei Storchenpaare und ziehen ihre Jungen auf, sehr zur Freude der Touristen, die ein Fotomotiv mehr haben bei ihrem Besuch des Unesco-Weltkulturerbes Tartlauer Kirchenburg. „Seelenzahl der evangelischen Gemeinde: 2296“, steht auf der zweiten Tafel. Das sticht ins Herz, selbst beim täglichen Vorbeigehen. Als eine, die selbst in diesen Gebäuden das Lesen und Schreiben gelernt hat, unter den strengen Blicken der legendären Lehrerin Herta Wilk, erfahre ich die veränderte Gegenwart umso krasser. „Schulfähige Kinder: 393“, das habe ich als junge Hilfslehrerin so ähnlich erlebt, als ich hier mit Achtzehn die ersten Unterrichtsstunden hielt, Pausenaufsicht hatte im lärmenden Gewusel der Kinder. Jetzt werden Mieter gesucht für die großzügigen Räume. Es riecht noch leicht nach Motorin, mit dem damals die Böden eingelassen wurden. Hölzerne Treppen winden sich in den oberen Stock, große Fenster geben die Aussicht auf Kastanien und Linden und uralte Burgmauern frei. Keine Pausenklingel, nur das Mittagsläuten vom Kirchturm strukturiert hier den Tag.

„Gott wolle sie mehren.“ Dies ist der letzte Satz, nun frisch eingemeißelt in dauerhaften hellen Marmor. Eine Inschrift wie eine Grabplatte, denke ich im Vorübergehen.