Grundstück des Dampflokmuseums nun voll an Reschitza

Damit werden weitere Voraussetzungen zur Übernahme des Dampflokomotivenmuseums geschaffen

Das 1971-72 anlässlich der Hundertjahrfeier des Beginns des Dampflokomotivenbaus in Reschitza gegründete Freilichtmuseum war das erste und bleibt das bedeutendste Museum mit im Freien ausgestellten Dampfloks in Rumänien. Seine knapp 50-jährige Geschichte ist allerdings von vielen Brüchen und Unklarheiten gekennzeichnet, auch von krassem Amtsmissbrauch und Übergriffen.

Ursprünglich gehörten die meisten der ausgestellten Exponate dem Reschitzaer Maschinenbauwerk UCMR (das seit einem Jahrzehnt insolvent ist), einige der Stadt und eine der Eisenbahngesellschaft CFR, letzteres vor deren Aufspaltung und Teilprivatisierung. Als die in der Schweiz registrierte INET-AG das Maschinenbauwerk übernahm und als „Präsident-Generaldirektor“ einen gewissen Adrian Chebuțiu einsetzte, begann ein Schlingerkurs, an dessen Folgen sich heute noch die Stadtführung von Reschitza die Zähne ausbeißt.

Chebuțiu wird der ominösen Gruppe zweifelhafter Unternehmer zugerechnet, die vor einigen Jahren vom damaligen Präsidenten Băsescu „die gescheiten Jungs“ (băieții deștepți) genannt wurden. Băsescu meinte damit Spekulanten, die im Energiegeschäft sagenhafte Gewinne einstrichen (ADZ berichtete). Chebuțiu hatte das Reschitzaer Großwerk – mit ausdrücklicher Genehmigung des Verwaltungsrats – in „Profitzentren“ aufgesplittert, von denen er sich die interessantesten selber, allein oder mit Mitwissern, unter den Nagel riss. Dafür sitzt er jetzt für sechs Jahre im Gefängnis. Das Museum der Dampflokomotiven schob er seiner Frau zu, die Stiftungsvorsitzende einer NGO ist, die formell als Besitzerin der wertvollen Exponate fungiert. In Wirklichkeit deutete, zumindest bei der Neueröffnung vor einigen Jahren, alles darauf hin, dass das Reschitzaer Museum der Dampflokomotiven eine Familienangelegenheit der Chebuțius ist, die sich wie Hausherrn benahmen, als sie die Vertreter der rumänischen Königsfamilie (die Hüterin der Krone, Margareta, und Prinzgemahl Radu Duda) empfingen.

Zwischendurch gab es ein paar Schreckensmomente, etwa als die Stiftung der Frau Chebuțiu, um Schulden zu tilgen, versucht hat, Einzelstücke des Museums zu veräußern, unbekümmert darum, dass der Wert dieses Museums gerade darin liegt, dass hier nahezu sämtliche Dampfloks vertreten sind, die in Reschitza zwischen 1871 und 1962 gebaut wurden. Außerdem gab es mehrere Versuche seitens der Familie Chebu]iu, Dampfloks aus dieser Sammlung für Geldanleihen zu pfänden, bzw. als Pfand für geplante Bankanleihen einzusetzen. Alle wurden von der Stadt und der öffentlichen Meinung – in Reschitza gibt es NGOs, die sich der Rettung dieses Museums verschrieben haben – abgeblockt.

Kurz nach dem Coup Chebuțius mit dem Dampflokmuseum und praktisch dessen Transfer an seine Frau tauchten aus dem Nichts Personen auf, die Besitzansprüche auf Teile des Grundstücks anmeldeten, auf dem die Dampfloks (in der Nähe des heute nahezu aufgelassenen riesigen Rangierbahnhofs von Reschitza/Triaj) stationiert sind. Der Großteil des Grundstücks gehörte der Stadt Reschitza.

Als Ioan Popa (PNL) 2016 ins Rathaus Reschitza einzog, erklärte er auch die Übernahme des Dampflokmuseums zu seinen Prioritäten, zumal Adrian Chebuțiu inzwischen ins Gefängnis musste und seine Frau nur durch die Geburt von Zwillingen vor dem Gefängnis bewahrt wurde. Die Familie Chebuțiu hat inzwischen keinen Finger gerührt für die Instandhaltung des Freilichtmuseums. Alle Instandhaltungsarbeiten (Rasenpflge im Park, wo die Loks ausgestellt sind, gelegentliche Erneuerung des schwarzen Lacks der Loks, 24 Stunden Wachdienst vor Ort usw.) erledigt die Stadt, denn das Museum ist ein touristischer Anziehungspunkt von Reschitza.

Nun meldete Bürgermeister Popa der Presse, dass die Rechtslage des gesamten Grundstücks geklärt ist: Die Stadt hat die paar Besitzer, die sich als Nachkommen enteigneter früherer Grundbesitzer ausweisen konnten, mittels Einschaltung des Fonds Proprietatea für ihre Grundstücksfleckchen entschädigt. Der Stadtrat hat sein Einverständnis erklärt, die Grundstücke als Eigentum der Stadt zuzuführen. Sie gehören also ab sofort Reschitza, wie der gesamte Park, in dem das Dampflokomotivenmuseum funktioniert.