Häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung

Bilanz des Kinderschutzamtes Temesch

Schmerzvolle Kindheit: Fast 500 Kinder aus dem Verwaltungskreis Temesch/Timiş wurden in diesem Jahr misshandelt. Die Anzahl von sexuell missbrauchten Kindern im Kreis Temesch ist gestiegen – dagegen wurden weniger Neugeborene in den ersten neun Monaten dieses Jahres ausgesetzt. So lautet die Bilanz für die Zeitspanne Januar-September 2015, die vom Temescher Kinderschutzamt veröffentlicht wurde. Die Abteilung für Prävention und Intervention in Notfällen innerhalb des Temescher Kinderschutzamtes ist dafür zuständig, dass Situationen, in denen Kinder in Not geraten, registriert, untersucht und letztendlich gelöst werden. Dabei geht es um Missbrauch, Gewalt und das Verlassen/Aussetzen von Minderjährigen. Insgesamt 704 Meldungen über eventuell gefährdete Kinder gingen in den ersten neun Monaten des Jahres ein. 497 aller Fälle wurden auch bestätigt.

Besorgniserregend sind die Daten, was den sexuellen Missbrauch in diesem Jahr angeht. 13 Kinder wurden im Kreis Temesch belästigt. Es ist eine zunehmende Zahl im Vergleich zum Vorjahr, als nur zehn solche Fälle registriert wurden, ließ Emilia Milutinovici, die Leiterin des Temescher Kinderschutzamtes, wissen. Auch in anderen Bereichen sieht die Bilanz besorgniserregend aus: 25 psychische Gewaltfälle, 19 emotionale Misshandlungen, 13 sexuelle Belästigungen und 438 Fälle von Vernachlässigung von Minderjährigen im Kreis Temesch. Die meisten Fälle von emotionalem Missbrauch wurden in städtischen Gebieten registriert, wobei die meisten sexuellen Missbrauchsfälle und die Vernachlässigung von Minderjährigen auf dem Dorf passierten. In 112 aller Fälle hat das Temescher Kinderschutzamt entschieden, die belästigten Kinder aus der Familie zu entfernen und sie jeweils in Notfalleinrichtungen, in Familien, bei professionellen Pflegekräften unterzubringen oder in Waisenhäusern einzuweisen.

Weniger Kinder ausgesetzt

Die bisherige Bilanz für das Jahr 2015 bringt auch positive Daten. Die Anzahl von Neugeborenen und Kleinkinder, die in Krankenhäusern und Geburtenkliniken verlassen werden, sinkt ständig im Vergleich zu den vergangenen Jahren. „Dazu haben die ständigen Beratungsgespräche mit den Frauen und Familien aus benachteiligten Gruppen beigetragen“, sagt Smaranda Marcu, Pressesprecherin des Temescher Kinderschutzamtes. „Im Falle der Kinder, die in den Geburtenkliniken verlassen werden, wird in erster Linie versucht, die Mutter zu überzeugen, das Kind zu akzeptieren und es in der leiblichen Familie aufzunehmen. Wenn das nicht klappt, dann wird als nächster Schritt die Integration der Kinder in die erweiterte Familie – bis zum vierten Verwandtschaftsgrad – versucht. Wenn auch dieser Versuch scheitert, dann gelangen die Kinder in professionelle Pflegefamilien“, sagt Smaranda Marcu.

Am häufigsten werden die Kinder in den Krankenhäusern oder Geburtenkliniken ausgesetzt, meistens gleich nach der Geburt. Die Daten zeigen auch hier eine Verringerung in den ersten neun Monaten des Jahres. Insgesamt fünf Kinder wurden bisher in diesem Jahr in Krankenhäusern verlassen. In weiteren 55 Fällen besteht immer noch die Gefahr des Aussetzens, wobei bei anderen acht schwangeren Frauen die Gefahr besteht, ihre Neugeborenen verlassen zu wollen. Das Kinderschutzamt habe in diesem Jahr in 116 Fällen zur Meinungsänderung mehrerer Frauen beigetragen, die ihre Kinder nicht mehr verlassen haben. 95 weitere Frauen wurden beraten und überzeugt, ihre Kinder registrieren zu lassen.

Erleichterung des  Adoptionsverfahrens

Auch der Adoptionsprozess wurde in diesem Jahr erleichtert. „Die Adoption von Kindern ist derzeit sehr dynamisch im Kreis Temesch – zahlreiche Kinder sind in diesem Jahr in Adoptivfamilien aufgenommen worden“, sagt Pressesprecherin Smaranda Marcu. Die Anzahl der Adoptionen steigt von Jahr zu Jahr an. „Es freut mich sehr, dass die Menschen verstanden haben, dass alle Kinder ein Zuhause brauchen. Es wird für ein Kind eine passende Familie gesucht und nicht umgekehrt. So haben in diesem Jahr mehrere Familien schwer zu vermittelnde Kinder mit nach Hause genommen“, sagt Smaranda Marcu. Die Kategorie von schwer zu vermittelnden Kindern meint ältere Kinder, Kinder mit Behinderungen und Krankheiten sowie Kinder, die der Roma-Minderheit angehören. Positive Daten werden auch bei den Familien, die für eine Adoption bereit sind, gemeldet. Insgesamt 58 Familien haben die Genehmigung für eine Adoption bekommen und warten nun auf eines der insgesamt 273 verfügbaren Kinder aus dem Kreis Temesch, wobei zurzeit 57 Kinder für die Adoption bereit sind. Weitere 40 Kinder wurden bis September für eine Adoption freigegeben.